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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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blickte Dubhe in ihr Altersgesicht. Es waren nicht mehr die Züge der Diebin, der Schülerin Sarneks, des Mädchens, das Learcos Interesse geweckt hatte. Nun war es wieder das erschöpfte, mitgenommene Gesicht der Königin. Die Nacht schenkte ihr Jugend, der Tag brachte die Jahre zurück.
    Sie legte den Spiegel zur Seite und blickte auf ihre Hände, die runzlig, aber trotz allem immer noch zu töten imstande waren. Das Tageslicht durchdrang die Wände ihres Zeltes. Es war Zeit, wieder mit dem Theaterspielen zu beginnen.

     
    Ohne sich allzu viele Fragen zu stellen, hatte sie damals die ihr angebotene Ampulle angenommen, dann aber lange mit sich gerungen, sie tatsächlich einzusetzen. Weitere Gefallene, weitere Gräueltaten sowie das ungestüme Temperament ihrer Enkeltochter waren notwendig gewesen, um sie dazu zu bringen.
    Damals hatte sie begonnen, Amina an der Waffe auszubilden. Durch die Auseinandersetzung mit den jugendlichen frischen Kräften des Mädchens war ihr dabei Tag für Tag vor Augen geführt worden, wie sehr ihr Körper gealtert war. Von den Reflexen früherer Zeiten war kaum etwas übrig geblieben, und ihren Schlägen fehlte die Präzision von damals. Und währenddessen ging der Krieg erbarmungslos weiter, ein Krieg, in dem mitzukämpfen sie gar nicht mehr in der Lage war. Und so hatte sie den Entschluss gefasst. Nachts allein in ihrem Zelt war ihr das Elixier in Toris Ampulle herrlich glänzend vorgekommen, so als wolle es sie locken.
    Vor dem Spiegel hatte sie den ersten Schluck genommen und gewartet. Eigentlich hatte sie mit einer plötzlichen dramatischen Verwandlung gerechnet und sich auf Schmerzen eingestellt. Doch es gab keinen Knall, ihre Gesichtshaut glättete sich nur, nahm Festigkeit und Farbe an, ihre Muskeln kräftigten sich, und sie wurde wieder zu dem siebzehnjährigen Mädchen, das sich den Lebensunterhalt mit Diebstählen und Einbrüchen verdient hatte.
    Es war ein Schock, sich so wiederzusehen. Sie war aufgesprungen und hatte den Spiegel fallen lassen. Denn während ihr das Spiegelbild die Illusion vorgaukelte, seit damals sei kein Tag vergangen, sprach um
sie herum alles davon, wie viel sie in all den Jahren verloren hatte.
    Und sie spürte, dass sie noch etwas erledigen musste, bevor sie in Aktion treten konnte. Gar zu gut erinnerte sie sich noch an den Tag vor vielen, vielen Jahren, als sie sich geschworen hatte, niemals wieder im Auftrag zu morden. Zwar hatte sie Sarneks letzten Brief in einer Hütte in einem Huyé-Dorf zurückgelassen, aber den Inhalt kannte sie immer noch auswendig. Denn jahrelang waren diese Worte für sie das Unterpfand ihres Schwures gewesen, und obwohl von ihrem Meister schon lange nicht einmal mehr die Asche übrig war und es in ihrem Leben neue Lieben, ja noch ein langes Leben nach seinem Tod gegeben hatte, hätte sie nicht sagen können, dass sie ihn jemals wirklich vergessen hatte. In gewisser Weise war Sarnek immer an ihrer Seite geblieben. Und immer hatte Dubhe auch diesen Dolch mit sich geführt, den sie von ihm erhalten hatte. Doch nun war es an der Zeit, auch diese letzte Verbindung zur Vergangenheit zu kappen.
    Mit diesem Dolch würde sie jedenfalls nicht töten können. Das wäre wie ein Verrat an Sarnek. Deshalb hatte sie sich an dem Abend vor ihrer ersten Mission als Attentäterin von der Waffe getrennt. Mit größter Sorgfalt hatte sie den Dolch gereinigt und dabei die Kerben in der Klinge betrachtet. An jede einzelne erinnerte sie sich, und alle waren wie Trophäen verschiedenster Schlachten für sie. Schließlich wickelte sie ihn in ein Tuch und verschloss ihn in einem Schrein. Niemals wieder würde sie ihn zur Hand nehmen. Dann hatte sie zu ihren Waffen gegriffen, die neu waren und keine
Geschichte hatten, und sich auf den Weg gemacht. Sicher würde Sarnek, egal, wo er sich befand, den Bruch ihres Schwures verstehen.
    Und so hatte es wieder begonnen. An alles erinnerte sie sich, so als seien seit dem letzten Mal, als sie lautlos durch das Dunkel geschlichen und Opfern aufgelauert hatte, nicht so viele Jahre vergangen. Die Mörderin, zu der man sie geformt hatte, hatte nur in einem wachsamen Schlummer gelegen, jederzeit bereit, wenn es nötig sein sollte, sofort wieder zuzuschlagen. Und nun war es so weit. Manchmal dachte Dubhe entsetzt, dass sie nun so tief gesunken war wie ihre schlimmste Feindin von damals, wie Rekla, die Wächterin der Gifte in der Gilde der Assassinen, die sie in ihrem früheren Leben getötet hatte. Auch diese hatte

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