Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
dazu getötet. Und immer wenn ein Marvash siegte, wurde ein Volk, eine Zivilisation oder zumindest eine Stadt völlig ausgelöscht, und der Zyklus begann von vorn, unaufhaltsam. Es ist Aufgabe der Sheireen, sich dem Marvash entgegenzustellen. Dich haben die Götter dazu ausersehen, und gegen diese Bestimmung kannst du dich nicht auflehnen.«
»Sollen sie doch bleiben, wo sie sind, diese Götter!«, brauste Adhara auf. »Sie waren nicht bei mir, als ich damals ohne Erinnerung auf dieser Wiese erwachte, und sie werden nicht bei mir sein, wenn ich Amhal in die Augen schaue und ihn seinem Schicksal entreiße. Du hast es doch selbst gesagt: Die Götter haben sich in ihr Ehalir zurückgezogen, haben diese Welt sich selbst überlassen.
Genau wie mich. Ich werde allein sein, wenn ich auf meine Weise diesem Wahnsinn ein Ende bereite.«
Reglos saß Shyra da und blickte Adhara lange an. »Du verfluchst die Götter, und das vor einer Braut Shevrars«, sagte sie dann. »Ja, mein Aussehen mag dich täuschen, aber ich bin eine Priesterin, auch wenn ich meinen Gott weniger durch meine Gebete als durch meine Waffen verherrliche.«
»Du kannst mir erzählen, was du willst. Aber ich weiß, dass ich heute mehr als je zuvor allein auf dieser Welt bin. Und daher werde ich mich auch keiner Bestimmung beugen, die meinen Empfindungen widerspricht. Ich werde meine Pflicht erfüllen und als Sheireen wirken, aber nur so, wie ich es will. Und wenn das bisher noch niemand gewagt hat, wird man sich meiner als der ersten erinnern.«
Shyra lächelte. »Dein Erscheinungsbild täuscht. Du bist viel entschlossener, als du aussiehst. Also, was hast du nun vor?«
»Wenn wir Kryss’ Herrschaft erschüttern wollen, müssen wir zunächst einmal deine Schwester finden.«
Shyra brachte sie zu einem der in den Fels geschlagenen Räume, die Adhara schon bei ihrer Ankunft gesehen hatte. Ihre Unterkunft besaß ein Fenster zur Grotte, durch das ein bläuliches Licht einfiel. Die Feuerkämpferin blickte hinaus. Die Flut hatte den Grotteneingang, durch den sie hineingelangt waren, jetzt völlig verschluckt. Auch der kleine Strand, wo sie angelegt hatten, war verschwunden.
»Bis morgen früh sind wir hier von der Außenwelt
abgeschnitten«, erklärte Shyra. »Diese Lage ist günstig, so können die Feinde uns nicht so leicht ausheben.« Dann blickte sie Adhara lange eindringlich an, bevor sie fragte: »Hast du irgendeinen Anhaltspunkt, wo meine Schwester vielleicht festgehalten wird?«
»Nein, noch nicht. Aber sie hat mich ja hierhergeführt. Deshalb wird sie mir bestimmt auch mitteilen, wie wir sie retten können … Im Traum, nehme ich an, wie bisher auch.«
Shyra kicherte. Es lag immer etwas von Verzweiflung und Einsamkeit in ihrem Lachen, etwas Unheimliches, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Daran muss ich mich also jetzt klammern, wenn ich meine Schwester wiedersehen will, an die Träume eines Halbbluts …«
»Was ist so schlimm daran? Schließlich haben mich meine Träume bisher noch nicht in die Irre geführt«, antwortete Adhara fast gekränkt.
Shyra blickte sie wieder lange an. »Dann kann ich nur hoffen, dass du heute Nacht gut träumst. Und morgen kommst du gleich zu mir und berichtest mir, was du gesehen hast. Dann beschließen wir gemeinsam, wie wir weiter vorgehen.«
Sie wollte gehen, drehte sich aber noch einmal zu Adhara um.
»Kannst du damit überhaupt kämpfen?«, fragte sie und zeigte auf Adharas Stumpf.
Die Geweihte hob den versehrten Arm. »Immerhin hat es mich nicht davon abgehalten, mich gegen Amhal zu wehren. Aber natürlich fehlt mir meine linke Hand ganz entsetzlich.«
Shyra schwieg einige Augenblicke. »Hilf du mir, dann schaue ich mal, was ich für deine Hand tun kann.«
Adhara schaute sie fragend an, aber ohne noch etwas hinzuzufügen, verließ die Elfe den Raum.
So blieb sie allein zurück, eingetaucht in dieses Blau, das die Grotte zu einem so traumhaften Ort machte. Oder zu einem alptraumhaften. Sie blickte sich um. Die Wände bestanden aus rauem Fels, Einrichtungsgegenstände fehlten. Eine Nische in einer Ecke diente wahrscheinlich als Kleiderschrank, während eine Vertiefung in der Wand, die breit genug für einen ausgestreckten Körper war, wohl die Schlafstelle sein sollte. Darauf ließen jedenfalls der mit Stroh gefüllte Sack und die gefaltete Decke darüber schließen.
Seufzend streckte sich Adhara auf dem Lager aus. Sie hatte immer die Vorstellung zurückgewiesen, dass die Götter über
Weitere Kostenlose Bücher