Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Widerstand zu regen begonnen und rasch ausgebreitet, unterstützt oder geduldet von einer Bevölkerung, die vielleicht dem jungen König nicht offen feindlich gesinnt war, aber Einwände gegen die Eroberung von Erak Maar erhob und folglich nichts gegen die Aktionen der Rebellen unternahm. Kryss war damals auf einer Welle der Begeisterung zum Alleinherrscher aufgestiegen, einer Begeisterung, die er mit seinen mitreißenden Reden und seinem unleugbaren Charisma zu entfachen vermochte. Doch während er dann in der Ferne weilte, wurden in der Heimat die Kosten des Krieges für die Bevölkerung spürbar und die Unzufriedenheit wuchs. Daher sah Kryss’ Statthalter Larshar seine dringlichste Aufgabe darin, den Widerstand zu brechen.
»Ich kannte ihn gut«, erinnerte sich Shyra. »Als junge Schülerin im Tempel unterwies er mich im Kult des Gottes Shevrar. Schon damals lernte ich seine finsteren Seiten kennen. Er liebte körperliche Züchtigungen und verhängte solche Strafen mit allergrößtem Vergnügen.«
Seit Larshar in Orva an der Macht war, waren Exekutionen an der Tagesordnung, eine Ausgangssperre wurde verhängt und die Bevölkerung immer strenger überwacht. Die Bewohner wurden zu Denunziationen ermutigt, und eine anonyme Verleumdung reichte aus,
um jemanden aufs Schafott zu bringen. So waren auch die Beziehungen der Leute untereinander in die Brüche gegangen, zerstört durch Verdächtigungen und ein Klima des Misstrauens, das sich sogar in die Familien eingeschlichen hatte. Eine Hölle für alle. Allerdings wuchsen mit der Verschärfung der Lage auch die Kräfte des Widerstands.
»In gewisser Hinsicht müsste ich ihm sogar dankbar sein: Mittlerweile haben wir viele Sympathien gewonnen«, sagte Shyra, den Blick fest auf Larshar gerichtet. Auch Adhara beobachtete die Gestalt dort oben auf dem Balkon, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Scheinbar unbeweglich wie eine Statue war der Elf das perfekte Oberhaupt für diese tote Stadt.
Schließlich betraten sie den Phenor-Tempel. Das Licht sickerte durch die Alabasterscheiben der spitzbogigen Fenster, deren Reihen sich unter den verschiedenen Kuppeln der Decke entlangzogen. In diesem Licht sah alles wie vergoldet aus. Golden wirkten die zusammengedrängten Leiber der Elfen, die sich langsam auf den Altar zubewegten, golden die Wände und Zierelemente. Überall erkannte man Inschriften sowie geometrische Muster aus Schwarzem Kristall. Der Blick verlor sich im Spiel der durch feuerrote Rippen unterteilten Kuppeln und ihrer sich überschneidenden Kreise.
Versunken stand Adhara da, wie benommen durch diesen Reichtum an Ornamenten und dieses Licht, das alle Umrisse irreal verzerrte, als sie plötzlich Shyras Hand spürte, die sie am Arm in Richtung einer Seitennische zog.
»Bist du bereit?«
Adhara nickte. Sie griff in ihren Quersack, den sie umgehängt hatte, und nahm einen metallenen Gegenstand heraus. Unentschlossen betrachtete sie ihn einige Augenblicke. Es war eine Hand. Die Finger waren dünne Eisenröhrchen, die mit Drehstiften an der Handfläche befestigt und dadurch beweglich waren, während die Handfläche selbst aus einer Reihe von auf einen Korpus geschraubten kurzen Stäben bestand. Shyra hatte sie von einem kunstfertigen Schmied, der zum Rebellenkreis gehörte, anfertigen lassen.
»Natürlich kann sie dir deine Hand nicht ersetzen. Aber durch den Magneten, der darin steckt, wirst du das Heft eines Schwertes halten und Schläge zumindest parieren können«, hatte der Schmied ihr erklärt.
Adhara hatte die künstliche Hand, die mit Riemen befestigt wurde, noch nicht richtig ausprobiert, sondern in den Tagen, die sie noch in dieser Grotte zugebracht hatte, nur einige Male angelegt. Es war immer ein seltsames Gefühl gewesen. Wie eine neue Hand fühlte es sich nicht an, aber immerhin kam sie sich damit nicht ganz so schutzlos vor.
Kurz darauf trafen auch die anderen drei Elfen, die an dem Einsatz teilnahmen, in der Tempelnische ein.
Shyra zeigte in eine Richtung. »Wenn deine Träume uns nicht täuschen, Adhara, müsste es dort drüben sein.«
Unter der zentralen Kuppel erhob sich eine mächtige Holzstatue, die Adhara bekannt vorkam. Denn im Traum hatte sie diese gesehen und damit Shyra, der sie davon erzählt hatte, auf die Spur gebracht.
Sie betrachtete die hölzerne Gestalt und verstand
nun sehr genau die Symbolik, mit der sie überladen war: Die Knospen und das Feuer in ihren Händen entsprachen Schwert und Blitz der Shevrar-Statuen, und
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