Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
natürlich alles ablief, so als habe sie immer schon mit diesen stählernen Fingern gegriffen.
Sie wartete, bis genügend Blut geflossen war, riss dann einen Streifen Stoff von ihrer Jacke ab und verband damit die Wunde.
»Danke«, sagte Shyra. Sie wollte aufstehen, sank jedoch augenblicklich zurück.
»Du bist noch zu schwach. Vielleicht muss ich alleine weiter.«
»Das ist doch Unsinn.«
»Nein, Shyra, es scheint sich um ein starkes Gift zu handeln, und hätte ich dich nicht aus der Schussbahn gezogen, wärest du jetzt tot.«
»Mag sein, aber ich lebe noch. Und ich will weiter.«
Wieder erhob sie sich, doch die Beine gehorchten ihr nicht und knickten unter der Last ihres Körpers ein. Sie zitterte, und ihre Muskeln waren mit einer feinen Schicht kalten Schweißes überzogen.
»Shyra …«
»Lass mich! Lass mich, verdammt! Soll ich etwa aufgeben? Jetzt, wo ich ihr so nahe bin, dass ich sie in die Arme nehmen und in die Freiheit tragen kann?«
Adhara legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Das kannst du ja auch, wenn wir dieses Labyrinth wieder verlassen. Wir sind wirklich ganz nah. Aber lass mich jetzt alleine diese Tür öffnen. Vertrau mir. Danach werden wir alle drei zusammen von hier verschwinden.«
Shyra blieb nichts anderes übrig, als zu nicken und
sich mit dem Rücken an der Wand in eine Ecke zu hocken.
»Wie sollen wir denn von hier verschwinden?«, seufzte sie.
»Lass das meine Sorge sein. Ich kenne da einen Zauber, der wie für uns gemacht ist.«
Damit trat Adhara zu der Tür und sah sie sich eine Weile genauer an. Dann wusste sie, was zu tun war.
Sie kehrte zu Shyra zurück und zog ihr die Nadel aus dem Gewand, mit der es am Hals verschlossen war.
»Die brauche ich«, sagte sie und zeigte auf die Spitze. Zurück an der Tür, bückte sie sich tief und führte den Metallstift ins Schloss ein. Dann konzentrierte sie sich, bis die Nadel in einem goldenen Licht erstrahlte. Noch eine Sekunde, dann sprang das Schloss auf. Adhara zog den Riegel zurück, die Tür knarzte in den Angeln und öffnete sich einen Spalt weit.
»Rette sie!«, hörte sie Shyra hinter sich leise flehen. »Rette sie für mich.«
Mit der Rechten nahm Adhara den Dolch fest in die Hand, während sie mit der Linken die Tür weiter aufzog. Und schon drang sie in eine schwarze Finsternis ein.
Das einsickernde Licht erhellte nicht mehr als einen Streifen des Fußbodens, der ein paar Ellen weiter wieder in völliger Dunkelheit versank.
Vorsichtig, mit geschärften Sinnen, drang die Feuerkämpferin weiter vor. Als sie ein Geräusch rechts von sich zu hören glaubte, fuhr sie herum, konnte aber nichts erkennen. Noch umsichtiger, bemüht, nicht den geringsten Laut zu machen, schlich sie weiter. Da! Waren
das nicht Atemzüge, schwach und unregelmäßig? Sie streckte die magische Lampe noch weiter vor, um etwas zu erkennen. Plötzlich schlug etwas gegen das leuchtende Glas, die Lampe entglitt ihr und zerbrach am Boden. Sofort stieg aus den Scherben ein zarter leuchtender Rauch auf, der sich aber gleich in Luft auflöste. Dann wieder ein Schlag, und entsetzt begriff Adhara, dass jemand oder etwas die Tür zugeknallt hatte. Es war stockfinster.
Sie fuchtelte mit dem Dolch hin und her, wich zurück, um an einer Wand Deckung zu finden, und versuchte, den Umfang des Raumes zu ermessen. Dabei hatte sie den Eindruck, dass er sich immer weiter ausdehnte, so dass sie kaum noch erahnen konnte, wie weit Decke und Wände entfernt waren.
Sie lauschte in die Dunkelheit und meinte, ein Geräusch zu vernehmen. Es war kaum mehr als ein leises, undeutliches Röcheln. Sie betete, dass es ein Tier sein möge, wusste aber bereits, dass dem nicht so war. Natürlich wurde dieser Ort bewacht, und sie würde den Wächter ausschalten müssen, um an ihr Ziel zu gelangen.
Als sie einen Lufthauch spürte, sprang sie geistesgegenwärtig zur Seite. Sie hörte jemanden fluchen. Zweifellos ein Elf. Ein gut trainierter Elf, denn schon stürmte er wieder los und versuchte erneut, sie zu treffen. Adhara riss den Dolch hoch und parierte. Funken stoben auf, als die Klingen aufeinanderprallten, und erhellten für einen Moment lang die Dunkelheit. Da sah sie ihn. Seine weißen Augen, sein entschlossenes, bleiches, altersloses Gesicht.
Sie lösten sich voneinander, so dass Adhara Zeit fand, einen magischen Angriff vorzubereiten.
Konzentriert murmelte sie die Zauberworte, und schon entzündete sich eine Flamme, die vor ihr durch die Luft schwebte. Doch gerade mal das
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