Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Neu-Enawar den Gottesdienst abhalten, während ich an der Seite meines Gemahls und meines Sohnes im Palast den Lebensabend genösse. Doch dies ist die Aufgetauchte Welt, eine Welt, in der selbst zwei alte Frauen wie wir nicht ruhen dürfen, weil sie sonst zugrunde ginge. Aber dies ist auch die Welt, in die wir geboren wurden und für die wir schon viel Blut geopfert haben, die Welt, für die wir weiter kämpfen werden, bis zu unserem letzten Atemzug. Ich jedenfalls bin die Königin, und das bleibe ich bis zum Schluss.«
»Aber deswegen musst du dich doch nicht gleich umbringen.«
»Ach, was weißt du schon davon!«, verlor Dubhe die Geduld.
Theanas Miene verfinsterte sich. »Man kann zusehen, wie du alterst. Und der Grund ist nicht deine Trauer. Ich kenne die Wirkungen bestimmter Zauber.«
»Wenn ich dir etwas bedeute, wenn ich dir je etwas bedeutet habe in all den Jahren, dann tadele mich nicht, sondern lass mich einfach meinem Weg folgen«, erwiderte Dubhe.
»Ich will dich nicht verlieren. Nur deswegen versuche ich, dich zur Vernunft zu bringen.«
»Verlieren wirst du mich so oder so. Das ist nur eine Frage der Zeit. Mir ist es lieber, dem Schicksal entgegenzugehen und dabei auf dem Weg noch etwas für meine Welt zu tun.«
Theana lächelte betrübt und senkte den Kopf. »Dann ist das unser Abschied?«
Dubhes Züge wurden sanfter. »Zuvor habe ich noch viel zu tun. Und ich werde nicht eher gehen, bis ich alles erledigt habe.«
Theana trat auf sie zu und drückte ihr die Hand. »Ich bitte dich, pass gut auf dich auf. Du bist die Letzte, die mir von meinem früheren Leben geblieben ist. Nach dir erwartet mich nur noch Thenaar, am Ende meines Weges.«
Dubhe drückte Theanas knöcherne Hand, die der ihren so ähnlich war. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie nur. Mühsam unterdrückte sie die Tränen und wandte sich schnell der Tür zu. Denn sie wusste: Sie würden sich nie wiedersehen.
10
Auf dem Weg zu Lhyr
E s war stockdunkel, und Adhara wurde die Luft knapp. Über ihnen hörte sie hektische Schritte, Gebrüll und Waffenklirren. Sie dachte an die Elfe, die draußen geblieben war und sich jetzt für sie opferte.
Plötzlich ging ein Licht an und erhellte einen engen Raum zwischen hölzernen Wänden. Es kam von einem kleinen gläsernen Gegenstand in Shyras Händen, offenbar eine magische Lampe.
»Wir müssen weiter«, rief die Anführerin und ging voran.
Rasch legte Adhara ihre Priestergewänder ab und zog den Dolch. Nach dem ersten Korridor gelangten sie in einen zweiten Raum. Vor ihnen erhob sich eine Wand mit zwei Durchlässen.
»Welchen sollen wir nehmen, Adhara?«, fragte Shyra.
Die Feuerkämpferin trat einen Schritt vor und betrachtete die beiden Öffnungen in der Holzwand, die völlig identisch aussahen. Sie schloss die Augen und lauschte auf die innere Stimme, die sie bis dorthin geführt hatte. Und tatsächlich, sie spürte etwas.
»Rechts.«
»Bist du sicher?«
Nein, sicher war sie überhaupt nicht. Bisher war ihr der Weg immer von Visionen, Träumen und schwachen Ahnungen eingegeben worden.
»Ja«, log sie und ging voran. So folgten sie einem weiteren Korridor und gelangten wiederum in einen Raum, von dem nun drei Öffnungen abgingen. Sie steckten in einem Labyrinth: Unzählige Hindernisse waren errichtet worden, um Lhyrs Gefängnis zu sichern. Wieder musste Adhara sich auf ihren Instinkt verlassen. Aufs Geratewohl entschied sie sich für einen Durchgang und hoffte inständig, dass sie sich nicht täuschte. Plötzlich wurden hinter ihnen beunruhigende Geräusche laut.
»Weiter, wir müssen weiter«, rief Shyra.
Immer verworrener wurde ihr Weg. Jeder Gang mündete in einen Raum, von dem wieder mehrere Stollen weiterführten, und all diese Räume sahen absolut gleich aus, runde Grundrisse und hölzerne Wände mit meistens fünf Türen, die zu wieder neuen Gängen und runden Räumen führten. Bald hatten sie ihr Zeitgefühl verloren. Die Zeit schien sich, so wie sie selbst, unablässig im Kreis zu drehen.
»So kommen wir nicht weiter«, sagte Khara, eine der Elfen, irgendwann.
»Ich glaube, hier waren wir schon einmal«, warf deren Gefährtin Thjsh ein.
»Eben. Diese Gänge führen uns alle im Kreis. Schon bei der ersten Öffnung haben wir den falschen Weg eingeschlagen.«
Als die beiden Elfen über den richtigen Weg zu streiten begann, ging Shyra dazwischen. »Hört schon auf, das hat keinen Sinn«, sagte sie trocken. »Lhyr hat zu Adhara gesprochen, und nur sie weiß, welchem Weg
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