Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
wir folgen müssen.«
Shyras Stimme verriet keinerlei Unsicherheit, sondern strahlte im Gegenteil ein unerschütterliches Vertrauen aus, das Adhara auch gern besessen hätte.
Sie gingen weiter, als plötzlich wieder Geräusche einsetzten. Diesmal lauter.
Shyra blieb stehen und ergriff Adharas Arm. »Psst, seid mal leise.« Alle hielten die Luft an.
Die Geräusche, die nun deutlich zu ihnen drangen, waren unverwechselbar und bedrohlich: dumpfes Trampeln von Füßen, gedämpfte Befehle, das metallene Klirren von Waffen und Rüstungen.
»Lauf!«, rief Shyra da, und Adhara rannte los, hastete durch Gänge und Räume, ohne auch nur einen Moment nachzudenken. Sie hoffte, dass sie sich in dieser Eile nicht im Weg irrte, dass Lhyr nicht ausgerechnet jetzt den feinen Faden reißen ließ, der sie zu ihr führte.
Als sie ein Licht am anderen Ende eines Stollens sah, blieb sie abrupt stehen. Die Schritte waren nicht verhallt.
»Verdammt, sie kommen näher«, rief Shyra. Offenbar hatten die Soldaten Tharas Widerstand längst überwunden und waren ins Labyrinth eingedrungen. Für einen Moment, der ihnen unendlich lang vorkam, verharrten sie unschlüssig auf der Stelle.
Schließlich traf Khara eine Entscheidung. »Wir laufen dort weiter. Viel Glück«, sagte sie, nahm Thjsh bei
der Hand und lief mit ihr aufs Geratewohl in einen Gang hinein. »Sie haben uns entdeckt, hier rüber!«, schrie sie dabei, so laut sie konnte.
Shyra verstand sofort. Sie ergriff Adharas Hand und rannte mit ihr in den gegenüberliegenden Gang hinein, wo sie irgendwann stehen blieb und ihre magische Lampe unter ihrem Gewand verbarg. So standen sie an die Wand gepresst in einer Ecke, schwiegen und bemühten sich, langsam zu atmen.
Wenig später sahen sie die Soldaten vorüberlaufen, sahen ihre Lanzen im Fackellicht blitzen, hörten ihren keuchenden Atem. Es schienen vier oder fünf Männer zu sein. Shyras Hand, die immer noch Adharas Handgelenk umfasste, zitterte.
Als es wieder völlig dunkel und fast still war, gab die Elfe Adhara die magische Lampe in die Hand und forderte sie mit einem Blick zum Weitergehen auf. Von einem neuen Schmerz kündete dieser Blick, aber auch von noch größerer Entschlossenheit. Nun waren sie beide allein, denn dieses gar zu persönliche Unternehmen hatte bereits drei ihrer Gefährtinnen das Leben gekostet, wie Shyra wusste. Adhara streckte den Arm aus und leuchtete in den Gang. Da hörte sie es ganz deutlich, ein leises Rufen und Klagen. Entschlossen drang sie noch tiefer in den Stollen ein.
Von der Stimme geleitet, liefen sie immer weiter, bis das Gängesystem irgendwann endete und sie in einen Raum gelangten, der völlig anders war als die anderen. Er hatte einen sechseckigen Grundriss und auf der gegenüberliegenden Seite nur eine winzige Tür, die von einem schweren Riegel verschlossen war. Weiter oben
sah man ein vergittertes Fensterchen. Adhara spürte, wie ein stechender Schmerz sie durchfuhr.
»Hier sind wir richtig, oder?«, fragte Shyra leise, mit zitternder Stimme.
Adhara nickte. Da war es um die Zurückhaltung der Elfe geschehen, und sie stürmte los. Da sirrte es plötzlich. Ein kaum wahrnehmbares Geräusch, das Adhara im letzten Moment hörte, vielleicht gewarnt durch Lhyrs Stimme. Eine Falle! Ein Pfeil schnellte von der Sehne. Er war so angebracht, dass er sich löste, sobald sich jemand der Tür näherte. Mit einem Sprung warf sich Adhara auf die Elfe und riss sie zu Boden. Doch sie war nicht schnell genug. Shyras Körper verkrampfte sich unter ihr. Der Pfeil hatte die Schulter der Elfe aufgerissen, nicht viel tiefer als ein Kratzer, doch sie wurde blass. Adhara zwang sich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Während ihr bestimmte Kenntnisse ins Bewusstsein kamen, untersuchte sie die Wunde und kostete von dem Blut, das sie sofort wieder ausspuckte.
»Das ist vergiftet.«
Shyra fluchte auf Elfisch, ein rauer Laut, den Adhara nicht verstand.
»Zum Glück ist nur die Haut aufgerissen. So schlimm wird es schon nicht sein. Ich muss die Wunde nur ausschneiden und kräftig bluten lassen. Dann können wir weiter.«
Instinktiv nahm sie den Dolch in ihre metallene Hand, während sie mit der anderen die Haut um die Wunde herum zusammenkniff. Der Magnet hielt die Finger am Heft, während ihr Arm die Bewegung steuerte und den Schnitt ausführte, der ihr erstaunlich exakt
gelang, angesichts der Tatsache, dass sie die künstliche Hand bislang kaum eingesetzt hatte. Sie wunderte sich selbst am meisten darüber, wie
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