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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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finden, sonst schüre ich nur weiteres Misstrauen. Und die Erklärung muss so gut und glaubhaft sein, dass Eduardo nicht etwa auf den Gedanken kommen wird, den kleinen Rosario dazu zu befragen.
    Als ich nicht gleich antworte, sagt er: » Die Wächter im Kettenturm sagten mir, es sei ein Mann gewesen. Hochgewachsen, verborgen unter einer Kapuze. Schon nach wenigen Stunden wurde er von der Königlichen Leibgarde wieder weggebracht.«
    » Ja, das ist eine akkurate Beschreibung.« Mein Verstand rast. Was soll ich ihm sagen? Die Wahrheit wird nur noch mehr Fragen nach dem Invierno aufwerfen, woher er kam und was ich von ihm wollte. Ich bin noch nicht bereit, von der Höhle unter dem Sumpfviertel zu erzählen oder zu verraten, dass ich über Sturm mehr über den Feuerstein herausfinden will.
    Mit diesen Gedanken überkommt mich die schmerzvolle Erkenntnis, dass ich Conde Eduardo nicht vertraue und dass mein Misstrauen weit über die üblichen politischen Verstrickungen hinausgeht. Er ist ein Lord meines eigenen Quorums, ein Mann, der während unseres Krieges mit Invierne ein bedeutender Verbündeter war. Aber all meine Instinkte raten mir zur Vorsicht.
    » Euer Majestät…«
    » Eduardo, ganz offensichtlich gibt es Dinge, über die wir sprechen müssen, aber ich fürchte, ein kleiner Spaziergang über die Flure wird nicht ausreichen, um Euch über alles ins Bild zu setzen.« Ich schenke ihm mein überzeugendstes Lächeln. » Meint Ihr, wir könnten eine Sondersitzung des Quorums einberufen? In zwei Tagen vielleicht?«
    Er runzelt die Stirn. » Das ist doch der Tag der Erlösungsgala.«
    Ich tue so, als sei ich überrascht und enttäuscht gleichermaßen. » Oh, natürlich. Danke, dass Ihr mich daran erinnert. Und am Tag danach sind natürlich alle noch von den Feierlichkeiten erschöpft. Vielleicht dann in vier Tagen?«
    Nun habe ich ihn hübsch in die Enge getrieben. Er kann mich nicht weiter drängen, ohne völlig verzweifelt zu wirken oder unhöflich zu erscheinen. Zwar macht er ein finsteres Gesicht, aber er nickt und sagt: » Ich werde alle informieren und die entsprechenden Vorkehrungen treffen.«
    » Vielen Dank, Euer Gnaden.«
    » Eine letzte Bitte noch, bevor ich Euch wieder zu den Tagesgeschäften zurückkehren lasse.«
    » Ja?« Was denn noch? Ich verlangsame meinen Schritt, weil mir auffällt, dass ich unwillkürlich schneller gegangen bin, als wollte ich ihm dringend entkommen.
    » Lord Liano hat den großen Wunsch geäußert, Euch noch einmal sehen zu dürfen. Ich würde es als persönliche Gunst verstehen, wenn Ihr ihm beim Fest einen oder zwei Tänze frei halten würdet.«
    Schnell bemühe ich mich um eine äußerst freundliche Miene und sage: » Mit dem größten Vergnügen.«
    Er verneigt sich: » Bis zum Fest, Majestät.«
    Ich neige den Kopf, und er schreitet von dannen.
    Mit einem Gefühl der Erleichterung strömt die Luft aus meinen Lungen. Dabei war mir gar nicht bewusst, dass ich sie angehalten hatte.
    » Das war gut gelöst«, flüstert Hector mir zu, als wir sicheren Abstand von Eduardo gewonnen haben.
    Es ist seltsam– wenn Ximena mich lobt, dann tue ich das gern als Nettigkeit einer in mich vernarrten Kinderfrau ab, aber wenn Hector mich mit freundlichen Worten bedenkt, dann fühlt es sich an wie Wassertropfen in der Wüste. » Danke. Aber Hector, vier Tage. Dann müssen wir mit einer plausiblen Erklärung aufwarten.«
    » Das werden wir. Irgendetwas wird uns schon einfallen.«
    » Ihr und ich sollten ein Treffen mit…« Mein Feuerstein wird zu Eis.
    » Elisa?«
    » Hector! Irgendetwas ist…«
    Er wirbelt mit Blitzgeschwindigkeit herum und wirft sich mir in den Weg, und ein Pfeil, der für mich gedacht war, bohrt sich von hinten in seine Schulter.
    Er keucht. Das Blut weicht aus seinem Gesicht.
    Ohne auf den Pfeil zu achten, der aus seinem Rücken ragt, packt er mich und drückt mich gegen die Wand. » Zur Königin!«, schreit er, und meine Wächter umringen mich mit einer Geschwindigkeit und Leichtigkeit, wie sie nur dank langer Übung zu erreichen ist.
    Hector dreht sich wieder um, um sich jeder kommenden Gefahr entgegenzustellen, er hat sein Schwert gezogen, und jetzt sehe ich, dass der Pfeil tiefer sitzt, als ich erst dachte. Unterhalb des Schulterblatts. Zwischen den Rippen. Helles Blut breitet sich über sein Obergewand aus. Oh Gott.
    Ein Pfeil zischt durch den Gang und prallt harmlos klappernd an einem Schild ab. Ein anderer dringt mit hörbarem Aufschlag in das Wadenbein eines

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