Die Feuertaufe - Band 1 (Rettungskreuzer Ikarus) (German Edition)
für alles, saß mit einem freundlichen, sympathischen Lächeln am anderen Ende des Tisches, dem Captain gegenüber. Er unterhielt sich ebenso leise wie angeregt mit seinem Konstrukteur, der als Bordtechniker dem Chief zur Hand gehen sollte, jedoch von DiMersi mit völliger Nichtachtung bestraft wurde. Weenderveen war sehr schnell nach der Einführung zu dem Schluss gekommen, es hier mit einer sehr seltsamen Truppe zu tun zu haben, eine Einschätzung, die ohne Zweifel auch nicht ganz abwegig war. Er hatte sich jedoch gefügt, als ehemaliger Chef eines Unternehmens wusste er, Leute zu nehmen und eher an ihre Potentiale zu denken. Er akzeptierte Sentenzas Autorität und Erfahrung, DiMersis Sachverstand und inneren Antrieb, Anandes überragende Fähigkeiten und seine Nachdenklichkeit über ihre Herkunft und schließlich seine eigene Unerfahrenheit. Weenderveen hielt sich im Hintergrund und wartete ab.
Thorpa schließlich stand in einer Ecke neben dem Versorgungsautomaten und beobachtete nur. Für ihn war diese Gruppe von Humanoiden mit sehr unterschiedlicher Vergangenheit ein ideales Forschungsgebiet, und er hatte sein neues »Praktikum« mit großer Energie begonnen. Er registrierte jede Bewegung, die Mimik, die gesprochenen wie die nicht gesprochenen Worte, die Spannungen und die Motivationen aller Beteiligten und begann, für sich erste Psychogramme seiner Schiffskollegen zu erstellen. Bereits kurz nach ihrer ersten Begegnung hatte er Files erstellt und ein Tagebuch zu führen begonnen. Er hatte keinen Zweifel an seinen Fähigkeiten und ließ sein Selbstbewusstsein zu jedem passenden und unpassenden Zeitpunkt deutlich werden. Dass er trotzdem von der Mannschaft akzeptiert wurde, lag wohl im Wesentlichen an seinem Eifer sowie an der trockenen Art, in der er seine Vorträge hielt, nur seine gestelzte Ausdrucksweise ging den meisten auf die Nerven.
Es war Dr. Ekkri, der Leiter der Krankenstation auf Vortex Outpost, der jedes Gespräch zum Verstummen brachte, als er den Besprechungsraum betrat. Er betrachtete alle Beteiligten kurz und nickte ihnen freundlich zu, ehe er das Wort ergriff.
»Meine Damen und Herren, nachdem Sie nun drei Monate durch unser Trainingsprogramm gegangen sind, hatten Sie Gelegenheit, nicht nur sich selbst, sondern auch Ihr Schiff besser kennen zu lernen. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass nach Durchsicht aller Trainingsunterlagen einer offiziellen Indienststellung der Ikarus nichts mehr im Wege stehen dürfte. Das Raumcorps hat damit die Aufnahme unserer Arbeit offiziell abgesegnet und ...«, Ekkri warf einen Blick auf seine Uhr, »ab sofort beginnt unser Bereitschaftsdienst.«
»Wann starten wir?«, stieß Chief DiMersi hervor. Die Ankündigung hatte ihre innere Anspannung nur noch verstärkt. Sie presste ihre Fäuste um die Sesselgriffe, sodass die Gelenke weiß hervortraten.
Dr. Ekkri musterte die Frau prüfend.
»Früh genug, Chief. Wir haben die Flugleitungen im Einflussbereich von Vortex Outpost über unsere Indienststellung berichtet, sodass Notrufe direkt an uns weitergeleitet werden. Wir werden bald mehr als genug zu tun haben, da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
DiMersi entspannte sich unmerklich.
Captain Sentenza ergriff das Wort.
»Der Doktor hat Recht. Wir sollten die Gelegenheit nutzen, uns noch etwas auszuruhen. Ich habe einen Dienstplan ausgearbeitet. Natürlich müssen wir alle rund um die Uhr einsatzbereit sein, doch werden wir uns in eine aktive Wache und eine Freiwache aufteilen. Wir haben außerdem eine Vereinbarung mit dem Rettungskreuzer der Pronth-Hegemonie in unserer Nähe getroffen, sodass wir auch Freizeit haben werden. Die Leute des Pronth-Schiffes sind auch froh, mal frei haben zu können.«
»Ich benötige keine Freizeit«, knurrte DiMersi in sich hinein.
Der Captain warf ihr einen scharfen Blick zu.
»Wenn Sie sich nicht bisweilen schonen, Chief, werden Sie nur überreizt und erschöpft sein – und Fehler machen!«
Das saß. DiMersi zuckte unter den Worten des Captains zusammen. Sie sank zurück und starrte betroffen auf den Tisch. Sentenza schlug sofort einen versöhnlichen Ton an.
»Ich weiß, was Sie empfinden«, erklärte er.
»Ja? Tun Sie das? Niemand hat uns je erzählt, was zu Ihrem Austritt aus der Raummarine geführt hat!«, erwiderte DiMersi. »Es wäre wohl jetzt an der Zeit.«
Sentenza schüttelte den Kopf.
»Diese Entscheidung treffe immer noch ich. Gibt es sonst noch etwas?«
Niemand hatte etwas vorzubringen. Der
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