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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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als Meisterschütze.
    Nichts davon jedoch änderte etwas daran, dass sie jetzt hier saß und genoss, wie die Brise ihr durch das kurzgeschnittene Haar fuhr: alleine in einem öffentlichen Park, auf einem Planeten der Silesianischen Konföderation, und das auf Einladung eines Mannes hin, den Honor nie zuvor gesehen hatte, der aber erschreckend viel über sie und ihre Familie wusste. Wenn Honor also nicht ihren Verstand verloren hatte, dann legte sie zumindest ein in beunruhigendem Maße beeinträchtigtes Urteilsvermögen an den Tag.
    Nimitz zuckte zusammen, und Honor richtete sich auf. Ihr Gefährte wandte den Kopf zur Seite und blickte zu einem der Spazierwege hinüber. Honor folgte Nimitz’ Blick und erstarrte kurz, als sie den Kellner wiedererkannte. Er sah sie fast genau zum gleichen Zeitpunkt, und irgendetwas an seiner Körpersprache verriet Überraschung und Erleichterung gleichermaßen.
    Rasch blickte er sich nach beiden Seiten um, spähte dann auf den See hinaus und beschleunigte seine Schritte ein wenig. Dann trat er an Honor heran und deutete mit einer Hand auf die Parkbank.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen, Commander?«
    »Die Bank ist ja wohl für alle da«, merkte sie an, und der Kellner lächelte.
    »Das stimmt wohl«, pflichtete er ihr bei und nahm behutsam Platz.
    Unverhohlen musterte Honor ihn, und der Kellner blieb geduldig sitzen. Er ließ ihr Zeit. Seine Augen hatten eine ungewöhnliche Farbe: wie Bernstein, nein, fast schon gelb. Seine Haut war dunkel, das aber in einem Farbton, den Honor noch nie gesehen hatte. Das war vielleicht nicht allzu überraschend, schließlich hatten sich die eigentümlichsten Variationen entwickelt, seit die Menschheit vor zweitausend Jahren in die Diaspora aufgebrochen war. Aber irgendetwas hatte dieser Mann an sich … irgendetwas …
    Abrupt endete dieser Gedankengang, als der Kellner den Mund öffnete und die Zunge herausstreckte.
    Das war eine absurde, kindische Geste … nein, war es nicht. Ihrer Familiengeschichte hatte es Honor zu verdanken, dass sie genau wusste, wonach sie hier suchen musste. Da war er, auf der Zunge: der Strichcode, der diesen Mann als Gensklaven kennzeichnete.
    Der Mann gestattete Honor, den Code einen Augenblick lang zu betrachten. Dann schloss er den Mund wieder, und nun verriet sein schiefes Lächeln eindeutig Verbitterung.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich würde Ihre Familie auf Beowulf kennen, Commander«, sagte er. »Einmal bin ich sogar Ihrer Frau Mutter persönlich begegnet, auch wenn ich bezweifle, dass sie sich daran erinnern wird. Damals hatte sie gerade erst die Highschool abgeschlossen.«
    »Sie wären vermutlich überrascht zu erfahren, was für ein Gedächtnis meine Mutter hat«, erwiderte Honor. Sie wusste, dass sie klang, als wollte sie hier nur Zeit schinden – was ja auch stimmte –, doch zugleich lachte sie leise in sich hinein. »Natürlich können Mutters Erinnerungen auch sehr selektiv ausfallen, wenn das ihren eigenen Zielen dienlich ist.«
    »Und wie sieht es mit Ihrem eigenen Gedächtnis aus, Commander? Neigen auch Sie dazu, ihre Erinnerungen zu selektieren, wenn es Ihren Zielen dienlich ist?«
    Nachdenklich blickte Honor ihn mehrere Sekunden lang an, dann zuckte sie mit den Schultern.
    »Ich denke, diese Frage beantworte ich jetzt noch nicht«, sagte sie. Fragend schaute er sie an, und Honor vollführte mit der rechten Hand eine wegwerfende Geste. »Ich werde Ihnen keine Carte blanche aushändigen – nicht, solange ich nicht wenigstens eine Ahnung habe, was das alles hier soll. Und ich werde Ihnen auch nicht vorspielen, es wäre anders. Sie hätten wohl kaum so aufwändig dafür gesorgt, dass ich mich hier draußen mit Ihnen treffe, wenn Ihnen das nicht sehr wichtig wäre. Wenn Sie wollen, dann erzählen Sie mir, worum es hier geht. Ich bin bereit, Ihnen zuzuhören. Das bedeutet nicht, dass ich Ihnen irgendetwas versprechen kann. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn mir nicht passt, was ich hier zu hören bekomme.«
    Sie blickte ihm fest in die Augen.
    »Nachdem das nun gesagt ist: Wollen Sie diese Unterhaltung wirklich fortsetzen? Oder sollen wir beide einfach nur hier sitzen und den Ausblick auf den See genießen?«
    »Wissen Sie, Sie sind deutlich direkter als Ihre Verwandten auf Beowulf, Commander.«
    »Was das angeht, schlage ich wohl eher nach meinem Vater«, erwiderte Honor, und der Mann lachte auf.
    »Das beschreibt ihn auf jeden Fall ganz gut«, sagte er gefühlvoll. Honor wölbte eine Augenbraue

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