Die Feuertaufe
einfach hier im Orbit fest, rufen die Polizei und sorgen dafür, dass wir Ruth hier und jetzt zurückbekommen. Dann pfeifen wir eben auf den zugehörigen Skandal und kriegen die Leute nicht zu fassen, die diese ganze Entführung eingefädelt haben.«
Ruhig erwiderte Judith seinen Blick. Ihr Gesicht war vor Sorge ausgezehrt und angespannt, doch Michael ging das Herz auf, als er begriff, was er in ihren außergewöhnlichen Augen sah.
»Ich vertraue dir«, sagte sie schlicht. »Aber ich würde gerne wissen, warum du dir so sicher bist, wohin die wollen und wer für das alles verantwortlich ist.«
»Das kann ich verstehen«, sagte er. »Komm, ich zeige dir, woran ich die ganze Zeit gearbeitet habe.« Er aktivierte seinen Minicomp, sodass Judith einen Blick auf das Display werfen konnte. Dann drückte er einige Tastfelder.
»Mich hat die Software fasziniert, die von den Entführern verwendet wurde, als sie sich bei dir gemeldet haben«, begann er seine Erklärung. »Letztendlich ist es ja mein Ziel, bei der Navy zur Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu gehen. Während Todd sich also mit den Fachartikeln über die neuesten Raumschiffklassen auf dem Laufenden hält, beschäftige ich mich mit den jüngsten Entwicklungen auf dem allgemeinen Gebiet der Technik – vor allem, was Elektronik und Signalübertragungen betrifft.«
Judith nickte, und ihre Miene entspannte sich ein wenig. Wieder schoss Michael durch den Kopf, dass Judith nicht zurückgeschreckt war, als er ihre Hand gedrückt hatte, und er verspürte das beinahe übermächtige Bedürfnis, seine Freundin noch einmal zu berühren.
Übertreib’s nicht! , warnte er sich und fuhr mit seiner Erläuterung fort.
»Mir ist gleich aufgefallen, dass die Software, mit der dieser Avatar erzeugt wurde, funkelnagelneu sein musste.« Als er sah, wie Judith zu protestieren anhob, sprach er eilends weiter. »Doch, wirklich! Mir ist klar, dass das für dich kaum anders ausgesehen haben wird wie die Programme, auf denen Kinderspiele basieren, aber ich versichere dir, das war wirklich auf dem allerneuesten Stand. Und dieses Programm ist wirklich richtig, richtig teuer. Deswegen gehe ich davon aus, dass bislang noch nicht allzu viele Exemplare davon verkauft wurden. Ich habe mich also an den Hersteller gewandt und eine Liste sämtlicher Käufer erbeten – ich habe angedeutet, ich zöge in Erwägung, mir das ebenfalls zuzulegen, und würde gerne mit bisherigen Kunden über deren Erfahrungen sprechen.«
Judith brachte ein Lächeln zustande. Es fiel sehr matt aus, doch angesichts ihrer Tapferkeit krampfte sich Michaels Herz zusammen.
»Und die Gelegenheit, beizeiten werben zu können ›das Programm, das auch Kronprinz Michael verwendet‹, muss so interessant für sie gewesen sein, dass sie jegliche Skrupel fahren ließen. Vorbei war’s mit der ›Vertraulichkeit von Kundendaten‹ und dergleichen.«
»Genau«, bestätigte Michael. »Aber natürlich habe ich mich nicht alleine darauf verlassen, dass das schon klappen würde. Zugleich habe ich auch nach Informationen über die Banshee gesucht. Dabei hat mir Vincent gut weiterhelfen können. Dank der Datenbanken, auf die er zugreifen kann, und dank der Hilfe meiner anderen Informanten, haben wir auch herausgefunden, wem dieses Schiff gehört.«
Judith runzelte die Stirn. »Ich dachte, derartige Registrierungen seien allgemein zugänglich?«
»Oh, natürlich!«, stimmte ihr Michael zu. »Und zu erfahren, dass dieses Schiff der Firma Starflight Rentals gehört, hat uns keinen Deut weitergebracht. Aber Starflight Rentals ist ein Franchise-Unternehmen, und dieses hier gehört zu Timberlake Incorporated of Sphinx. Timberlake Incorporated of Sphinx wiederum gehört zur Mountain Holding Trust, und der alleinige Eigentümer von Mountain Holding Trust ist ein gewisser George Ramsbottom – der zufälligerweise auch auf der sehr, sehr kurzen Liste der bisherigen Käufer vorhin erwähnter Software steht.«
»Und die Banshee steuert gerade Sphinx an«, griff Judith die Argumentationskette auf.
»Michael«, meldete sich Todd zu Wort und klang ernstlich verwirrt, »hieß diese junge Lady – die, die wir heute Mittag getroffen haben – nicht …«
»Alice Ramsbottom«, bestätigte Michael sichtlich zufrieden. »Alice Ramsbottom, die ›zufälligerweise‹ gerade aufgetaucht ist, als wir heute Mount Royal Palace verlassen haben. Ich frage mich, ob sie unseren Zeitplan unter die Lupe genommen hat, um dann sicherzustellen, dass wir zum
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