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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ja ein Bürger der Solaren Liga: damit wäre es sofort vorbei, sobald sie herausfanden, wer er eigentlich war.
    Und selbst noch das letzte Quäntchen Höflichkeit würde der Vergangenheit angehören, sobald sie begriffen hatten, was er alles wusste.
    Denn Charles wusste so einiges. Dinge, die kein Nicht-Havie jemals wissen sollte. Einschließlich einiger Dinge, die niemand außerhalb des engsten Kreises von Saint-Justs Topleuten wissen durfte. Wenn seine Vernehmer herausfanden, dass Charles über derlei Dinge informiert war, dann würde er am eigenen Leibe erfahren, wie barbarisch die Volksrepublik von Haven wirklich sein konnte. Also musste Charles sicherstellen, dass niemand in Erfahrung brachte, wie viel er tatsächlich wusste.
    Oder er musste eine Möglichkeit finden, eben dieses Wissen zu seinem Vorteil zu verwenden.
    Kurz nach dem Frühstück am siebten Tage seiner Gefangenschaft wurde zum ersten Mal seine Zellentür aufgeschlossen. Zwei mürrisch dreinblickende Männer zerrten ihn aus seiner winzigen Zelle und führten ihn einen schlichten grauen Korridor hinunter zu einem der Verhörzimmer.
    Dort saß sein Verhörleiter bereits an einem massiven Tisch. Der graue Anzug des Mannes passte perfekt zu den grauen Wänden, der grauen Decke und dem grauen Fußboden. »Charles Dozewah?«, fragte er knapp, den Blick fest auf die Papiere gerichtet, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Währenddessen fesselten die Wachen Charles an einen der ebenso massiven Holzstühle, die dem Verhörleiter am Tisch gegenüberstanden.
    »Ja«, bestätigte Charles. Der Verhörleiter war deutlich älter, als Charles erwartet hatte, gewiss schon Mitte fünfzig. Wahrscheinlich sogar noch älter, je nachdem, welcher Generation der Lebensverlängerten er angehörte. Das an sich war bereits recht bedrohlich, denn Charles hatte die Erfahrung gemacht, dass bei der ersten Vernehmung eines Gefangenen meist zunächst jüngere Auszubildende zum Einsatz kamen, damit sie ein wenig üben konnten.
    »Oder doch eher Charles Navarre?«, korrigierte sich der Verhörleiter. Nun hob er doch noch den Kopf und blickte Charles starr ins Gesicht, ohne dabei auch nur zu blinzeln.
    Charles unterdrückte eine gequälte Grimasse. Also hatten sie es herausgefunden. Er hatte darauf gehofft, es werde ihnen entgehen, aber eigentlich war es ja doch unvermeidbar gewesen. »Wie bitte?«, fragte er nach – nur für den Notfall.
    »Charles Navarre«, wiederholte der Verhörleiter. »Der Mann, der verantwortlich ist für die Zerstörung der Volksflottenschiffe Vanguard und Forerunner . Ganz zu schweigen davon, dass besagter Charles Navarre eine beachtliche Summe aus dem volkseigenen Vermögen gestohlen hat.«
    »Ach, der Charles Navarre«, sagte Charles. »Obwohl die Forerunner genau genommen ja ein Schiff der Andermaner war.«
    Der Verhörleiter verzog keine Miene. »Danke«, sagte er und machte sich daran, seine Unterlagen einzusammeln. »Das ist alles, was wir wissen wollten.«
    »Nein, ist es nicht«, widersprach Charles und zwang sich dazu, völlig ruhig zu sprechen, obwohl sich sein Puls merklich beschleunigte. War das vielleicht tatsächlich alles, was sie von ihm wissen wollten – bevor sie ihn den Folterknechten übergaben? »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Bürger Minister Saint-Just eine Nachricht von mir übermitteln würden. Sagen Sie ihm, dass ich über Ellipsis Bescheid weiß – und dass das in drei Tagen auch für jeden anderen gelten wird.«
    Vielleicht war in den Augen des Verhörleiters tatsächlich Interesse aufgeflackert. Doch er sammelte seelenruhig noch die letzten Unterlagen ein und erhob sich dann. Noch einmal blickte er Charles misstrauisch an, dann umrundete er den Tisch und verließ den Raum. Die beiden Wachen stellten sich zu beiden Seiten von Charles auf und lösten seine Fesseln.
    Sie ließen sich Zeit dabei, und so war der Verhörleiter nirgends mehr zu sehen, als Charles in Begleitung seiner Wachen wieder auf den Korridor hinaustrat. Innerlich drückte sich Charles inständigst die Daumen und hoffte auf das Beste; doch statt ihn zu seiner Zelle zurückzuführen, brachen sie in eine gänzlich andere Richtung auf.
    Also hatte er sich verspekuliert. Sie brachten ihn wirklich in eines der Folterzimmer. Nicht, um Informationen aus ihm herauszuholen – wenn es hier tatsächlich um Informationen gegangen wäre, dann hätte der Verhörleiter zumindest ein paar weitere Fragen gestellt –, sondern einfach nur, um sich voller diebischer Freude an ihm

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