Die Feuertaufe
den er so ins Herz geschlossen hat.«
»Nein, ich bin derjenige, dem er nicht vertraut«, gab Charles zurück und drückte Mercier das Lesegerät in die Hand. »Das müssen Sie schon übernehmen.«
»Er wird mir nicht glauben«, beharrte Mercier, und nun, da er das Lesegerät in der Hand hielt, klang seine Stimme mit einem Mal deutlich rauer. »Was soll ich ihm denn zum Beweis vorlegen? Eine willkürlich ausgewählte Seite aus … was ist das eigentlich? Eine Studie in Scharlachrot ?«
»Das ist überlagerungsverschlüsselt«, erklärte Charles geduldig. »Mehr brauchen Sie ihm gar nicht zu erklären – die gleiche Nummer habe ich vor ein paar Tagen schon einmal mit ihm abgezogen. Jetzt machen Sie schon!«
Kurz starrte Mercier erneut schweigend das Lesegerät an. »Na gut«, sagte er. »Warten Sie hier! Ich erledige das.«
Er ging geradewegs auf den Kommandosessel zu. Die beiden Totenkopf-Gardisten, die den Sessel flankierten, traten einen Schritt vor, um ihm den Weg abzuschneiden, doch ein Wort Ravenheims reichte aus: Sie ließen Mercier passieren. Also trat er an den Sessel des Großadmirals heran. Fast eine Minute lang sprachen sie miteinander – zu leise, als dass Charles sie hätte verstehen können. Schließlich nickte Ravenheim, und noch während Mercier sich wieder zurückzog, wandte sich der Großadmiral Sternenkapitän Preis zu und erteilte leise neue Befehle.
»Und?«, fragte Charles, als Mercier ihn wieder erreicht hatte.
»Er pflichtet mir bei, dass drei Schiffe das Manty-Schiff besser im Griff halten können als ein einzelnes«, erklärte Mercier ruhig. »Deswegen hat er meinen Vorschlag aufgegriffen, das Schiff durch die beiden LACs außerhalb unseres Keils flankieren zu lassen.«
Charles klappte der Unterkiefer herab. »Was?!«
»Sie hatten sich doch Sorgen gemacht, die Derfflinger könnte mit Mann und Maus zerstört werden«, rief ihm Mercier ins Gedächtnis zurück. »Eine Gruppe Minen, die es mit einem Superdreadnought und zwo LACs zu tun hat, wird ganz gewiss die kleineren Schiffe ignorieren. Das bedeutet, es gibt zumindest zwo LACs, die das hier überleben werden. Und da Tyler seine Nachricht ganz normal auf Breitband übertragen wird, nicht über eine Richtstrahlverbindung, werden die Besatzungen der LACs alles mitbekommen. Also können Sie auch über alles Bericht erstatten.« Er schenkte Charles noch ein angespanntes Lächeln und zog sich dann zurück.
Charles starrte ihm hinterher; der Puls schlug ihm bis an den Hals. Also würde die Derfflinger zerstört werden, Ravenheim würde sterben, und nur wenige Stunden nachdem der Kaiser über diese jüngsten Entwicklungen informiert wäre, würde er den Kriegszustand ausrufen. Also gut und schön, genau wie es sein sollte.
Es machte doch nichts, dass Mercier zusammen mit allen anderen an Bord des Superdreadnoughts den Tod finden würde! Aus seinem Blickwinkel war das die bestmögliche Lösung. Ein wahrer Gläubiger …
»Ist alles in Ordnung?«
Charles zuckte zusammen. Sein Gehirn hatte sich mittlerweile ebenso verkrampft wie sein Magen, und so hatte er nicht einmal bemerkt, dass Weiss neben ihn getreten war. »Nein, eigentlich nicht«, sagte er und versuchte verzweifelt, sein Gehirn wieder in den normalen Arbeitsmodus zu versetzen. Auf ihn selbst mochte Ravenheim ja vielleicht nicht hören, aber gewiss doch auf Weiss. »Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass wir uns in Gefahr befinden.«
»Wir sind ein Kampfschiff«, sagte Weiss trocken. »Dass wir uns in Gefahr befinden, ist da nichts Ungewöhnliches.«
»Nicht so«, beharrte Charles. »Hier stimmt irgendetwas nicht. Das spüre ich ganz deutlich.«
»Entspannen Sie sich, Herr Navarre«, sagte Weiss, und trotz seiner grimmigen Miene schwang in seiner Stimme ein Hauch von Belustigung mit. »Wir sind ein Superdreadnought. Die da haben doch nur einen Schweren Kreuzer. Solange wir nicht äußerst unvorsichtig werden, können die uns kaum etwas anhaben.«
»Ich weiß«, bestätigte Charles. »Nur … sagen Sie mal, haben Sie kürzlich den Bericht gelesen, wie Honor Harrington von diesem Gefängnisplaneten der Havies entkommen ist?«
»Ich habe das gelesen, was die Mantys darüber der Öffentlichkeit zukommen ließen«, antwortete Weiss und runzelte die Stirn. »Und dazu alles, was der Kaiserliche Nachrichtendienst anzubieten hatte. Warum fragen Sie?«
»Ich muss immer wieder daran denken, wie Harrington den anrückenden Kampfverband der Havies außer Gefecht gesetzt hat –
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