Die Feurige Braut Des Highlanders
von den Fersen wich.
Somerled, so hieß der Kleine, wusste besser als jeder andere, dass die Gedanken der alten Frau heute Morgen ebenso beschäftigt waren wie die von Lady Gelis im fernen Dare.
Devorgilla presste eine Hand an ihre schmerzende Hüfte und sah Somerled an, als sie an den tief liegenden Fenstern ihres Cottages vorbeikam, und ihr zerfurchtes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als der scharfäugige Fuchs seinen buschigen, an der Spitze wie in Weiß getauchten Schwanz bewegte.
Ihr schon seit Jahren treuer Freund und Helfer verstand sie nur zu gut.
Sie zwinkerte ihm zu und freute sich, als er erneut mit dem Schwanz wedelte.
»Ach, Junge, wir haben viel zu feiern heute Morgen, was?«
Ohne in ihren schlurfenden Schritten innezuhalten, nahm sie aus einer kleinen Holzschale auf ihrem Tisch ein Stück Dörrfleisch und warf es dem Fuchs zu.
Sie kicherte entzückt, als Somerled in die Luft sprang und den Leckerbissen auffing, bevor er auf dem Steinfußboden landete.
»Gut gemacht«, lobte sie ihn, als er wieder auf die Beine kam und hinter ihr hertänzelte, als hätte er nicht gerade eben ein kühnes und gekonntes Kunststück vollbracht.
Auch Devorgilla fühlte sich im Moment viel flinker als gewöhnlich.
Ein Gefühl der Macht erfüllte ihre alten Knochen und ließ ihr das Herz gleich leichter werden. Und obwohl sie es nie zugeben würde - die Alten sahen es nicht gern, wenn man prahlte -, war sie nahezu sicher, dass sogar ihre Finger- und Fußnägel vor Magie kribbelten.
Und so setzte sie ihre Runden fort, murmelte Segenssprüche und gönnte sich ein bescheidenes, allerdings auch wohlverdientes Eigenlob.
Am Ende ihrer dritten Runde um die Feuerstelle blieb sie stehen, hob die schwarzbetuchten Arme und schaute hinauf zur Decke, wo sie viel mehr sah als die rußgeschwärzten, mit Kräutern behangenen Balken.
Dann, als ihre Handflächen sich erwärmten und vom Wohlwollen der Alten pulsierten, senkte sie die Arme und wandte sich zufrieden dem dampfenden Kessel zu, der an einem Eisenhaken über dem leicht süßlich und nach Erde riechenden Torffeuer hing.
Sie konnte nicht verhindern, dass ein weiteres vergnügtes Lachen in ihrer Kehle aufstieg.
Und versuchte auch gar nicht, es zu unterdrücken.
Obwohl ihre Aufregung und Geschäftigkeit von Mab, der dreifarbigen Katze, gewiss als störend empfunden wurden, lag diese zusammengerollt auf Devorgillas Bett und tat so, als sei dies nur ein weiterer ganz normaler Morgen auf der Isle of Doon.
Auch wenn genau genommen kein Tag auf dieser von scharfen Klippen umgebenen Insel normal genannt werden konnte.
Devorgilla hob den Finger, wie um diesen Punkt zu unterstreichen.
Ihr kleiner Fuchs hob zustimmend eine Pfote.
»Diesen Nebelgeistern haben wir es gezeigt, was, Somerled?«
Die goldenen Augen des Fuchses glitzerten.
»Mit einem bloßen Schnippen meiner Finger haben wir sie verjagt!«
Noch immer glucksend vor Lachen bewies Devorgilla sich ihre Macht von Neuem. Mit einem vergnügten Funkeln in ihren alten, aber noch klaren Augen hielt sie die Hand in die aus dem Kessel aufsteigenden Dampfschwaden und löste sie mit einer einzigen Bewegung ihrer Finger auf.
»Nebelgeister - pah!« Sie zog ihre Hand zurück. »Sollen sie doch versuchen, noch mal aufzusteigen. Das nächste Mal verknote ich sie vielleicht sogar!«
Sie nickte vor sich hin, denn die Idee gefiel ihr, auch wenn sie sie für den Augenblick verwarf.
Weil andere Aufgaben und Pflichten warteten.
Sie bückte sich und griff in einen großen Weidenkorb, aus dem sie eine Hand voll dicker, noch zu räuchernder Heringe hervorzog.
Der kostbare Fisch, der ein Geschenk von Sir Marmaduke Strongbow und seiner Gemahlin Caterine war - genau genommen von Glenelgs Freudenmädchen Gunna aus dem Tal, musste einzeln an der langen Leine aufgehängt werden, die sie über die ganze bescheidene Breite ihres Häuschens gespannt hatte.
Mit geübtem Auge machte Devorgilla sich an ihre Aufgabe und achtete darauf, die besten Exemplare unmittelbar neben ihrem nie erlöschenden Torffeuer aufzuhängen.
Der auf diese Weise geräucherte Fisch würde sorgfältig verwahrt werden, jeder einzelne eingelagert als wertvolle Delikatesse, die nur verspeist wurde, wenn Gäste von besonders hohem Rang kamen.
»Edelleute wie die Tochter des Schwarzen Hirschen und ihr Rabe«, verkündete sie mit einem stolzen Blick zu Somerled, als sie einen weiteren fetten Hering an die Leine über ihrem Feuer hängte. »Sie werden mir sicher danken
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