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Die Fieberkurve

Die Fieberkurve

Titel: Die Fieberkurve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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Murmann und dem Gefreiten Reinhard bestellen, sie sollten sofort auf die Stadtpolizei kommen, hängte ab und trocknete sich die Schweißperlen von der Glatze.
    Kriegsrat... Studer wurde merkwürdigerweise von niemandem ausgelacht. Wahrscheinlich war der kleine Reinhard daran schuld, der von Anbeginn zum Wachtmeister hielt. Murmann versuchte zwar zuerst, die Sache ins Lächerliche zu ziehen und meinte, der Köbu spinne wohl wieder, aber da fuhr ihm der kleine Reinhard elend übers Maul... Ihm sei es auch vorgekommen, sagte er, als ob beim Fall Hornuss nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Er habe die Auffälligkeiten übrigens in seinem Rapport vermerkt: das ausgebreitete Kartenspiel, den Klubsessel in der Küche, den schiefen Hebel am Gaszähler...
    – Wie denn die Polizei benachrichtigt worden sei? wollte Studer wissen, und der Gefreite Reinhard, eifrig an seiner Parisienne saugend, erklärte, ein Arbeiter, der bei der Sophie Hornuss Aftermieter gewesen sei, eine möblierte Mansarde, habe den Gasgeruch gespürt im Vorbeigehen und der Polizei angeläutet. Darauf seien sie zu zweit in die Gerechtigkeitsgasse gegangen. Und Studer solle erzählen, was er Neues entdeckt habe. – Hier unterbrach Murmann, um mitzuteilen, wie aufgeregt der Wachtmeister gewesen sei, am Morgen, als er... Aber Murmann sprach dem vifen Reinhard viel zu langsam, der Gefreite fuhr seinem Korporal noch einmal übers Maul... Der Wachtmeister solle jetzt erzählen! – Und auch der Stadtkommissär war dieser Meinung... Er hatte eine Pfeife angezündet und hockte hinter seinem Schreibtisch. Von Zeit zu Zeit warf er besorgte Blicke auf seinen Schuh.
    Und Studer erzählte; er sprach vom Geologen Cleman, der unter den Brüdern Mannesmann in Marokko gearbeitet hatte und seine Arbeitgeber dann verraten hatte, er sprach von der zweiten Frau, die in Basel einen ähnlichen Tod gefunden hatte, vom Somnifen auf dem Boden der Tasse im Schüttstein und von Herrn Rosenzweigs merkwürdigen Mutmaßungen über den Daumenabdruck... Er erzählte vom Zusammentreffen mit dem Pater Matthias, der in Wirklichkeit Koller hieß, auch die Geschichte vom Hellseherkorporal vergaß er nicht zu erwähnen, – nebenbei nur, um anzudeuten, daß der Fall seine Fäden zog bis in entfernte Länder, – kam noch einmal auf Basel zu sprechen und daß er dort geschwiegen habe; denn schließlich sei er ein Berner Fahnder und die Basler sollten merken...
    »Daß sie blinde Hüng sind!« unterbrach der kleine Reinhard.
    »Exakt!« bekräftigte der Kommissär und: »Sowieso!« brummte Murmann.
    Man war einig: Dies war der »Große Fall«! Man war weiter einig: Der »Alte«, das war der kantonale Polizeidirektor, mußte aufgereiset werden! Das durften sich die Berner nicht entgehen lassen!... Hahaha... Das wäre gelacht!... Und überhaupt – die Basler!...
    Kommissär Gisler ließ sich nicht mehr halten. Er telephonierte in die Beize nebenan und bestellte vier Flaschen Bier.
    »G'sundheit, Studer!« – »Ja, der Köbu!«
    Das war Balsam!
    Neidlos wurde anerkannt, Studer sei der einzige, der diese Sache zu einem guten Ende führen könne... Wer hatte sonst Sprachkenntnisse, Beziehungen zu den französischen Behörden? Wer war mit einem Kommissär der Police Judiciaire befreundet?
    Der Studer Köbu!
    Also!... Was, meinte der mächtige Murmann, in Bern wurde ein seltsamer Mord begangen, und einen solchen sollte man den Baslern zuschanzen? Die einen Sanitätspolizisten geschickt hatten statt eines findigen Fahnders?
    Aber wie den »Alten« überzeugen?
    Denn – und dies war klar wie Gülle, meinte der kleine Reinhard, die Fäden reichten weit... Man würde sich in Basel erkundigen müssen, nach Paris telephonieren... Vielleicht, vielleicht würde es nötig sein, nach Géryville zu fahren, um die Rolle zu untersuchen, die ein gewisser Hellseherkorporal gespielt hatte... Nach Marokko gar?
    Es könnte möglich sein, daß der Mönch, der Pater, der Weiße Priester – Stadtkommissär Gisler verhaspelte sich ein wenig – doch der Mörder war. Was dann? War er unschuldig und die Berner Polizei verhaftete ihn – nicht auszudenken war die Blamage, und vor der Wut des »Alten« hatten sie alle einen Heidenrespekt. Dann würden die lieben Eidgenossen in Luzern und Schwyz über die Berner herfallen, das »Vaterland« würde mit giftigster Feder schreiben!
    Darum gab es nur eine Möglichkeit: Studer mußte den Fall übernehmen. Er hatte den Pater bei sich aufgenommen , ihn zurückgelassen

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