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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Undinen verschwanden im Wasser. Die Kelpies schienen nach vorn zu springen und sanken tiefer, als sie aufs Schiff zustürmten. Lirea blieb zurück und sang weiter.
    Hephyra zeigte mit ihrer Waffe auf sie. »Jemand soll dieses Miststück zum Schweigen bringen!«
    Vier Kanonen feuerten in rascher Folge; ein Glückstreffer erwischte Lireas Kelpie am Hals. Es war nur ein Streifschuss, aber das Tier bäumte sich auf und kreischte vor Schmerzen.
    »Macht die Netze fertig!«, schrie Hephyra, während sie zum Heck rannte. »Eure Armbrustbolzen werden im Wasser an Geschwindigkeit verlieren, macht euch also nicht die Mühe, zu schießen, wenn euer Ziel nicht dicht an der Oberfläche ist! Vergesst nicht, die Backbord-Seite im Auge zu behalten!«
    Die Matrosen an den Kanonen luden bereits neu. Danielle war schon einmal auf der Glaspantoffel Zeuge dieses Vorgangs gewesen, aber da hatte keine solche Dringlichkeit geherrscht und auf den Mienen keine solche grimmige Entschlossenheit gelegen. Kleine Jungen brachten im Laufschritt frische Kartuschen von unten hoch, während andere hastig das Innere der Kanonen schrubbten, um eventuelle Glutreste zu entfernen, die die nächste Ladung vorzeitig hätten zünden können.
    Als die Undinen sich dem Schiff näherten, hörte Danielle noch ein anderes Geräusch: Morveren hatte begonnen zu singen. Die Töne waren wie eine Decke, die mit jedem verstreichenden Moment schwerer wurde und Danielle niederdrückte. Sie versuchte, zurückzutreten, aber die Beine wollten ihr nicht gehorchen.
    Die erste Welle der Undinen sprang aus dem Wasser und schleuderte ihre Speere. Die Mannschaft unternahm keinen Versuch auszuweichen. Danielle sah vier Matrosen fallen, tot oder sterbend.
    Eine Armbrust polterte aufs Deck. Eine zweite folgte ihr. Ein Matrose stürzte aus den Rahen und brach sich Arm und Schulter, als er aufschlug. Sogar Kapitän Hephyra taumelte gegen den Mast und klammerte sich ans Holz, als müsse sie ohne diesen Halt hinfallen.
    Obwohl Morverens Lied nicht identisch mit demjenigen war, das sie gegen die Hiladi gesungen hatte, war es ähnlich genug, dass Danielle die Magie darin wiedererkannte. Dieses Lied hier war gefühlsbetonter als das letzte, angetrieben von Furcht und Wut und Verzweiflung. Für Danielles Ohren hörte es sich auch stärker an.
    »Großmutter, nein!« Lannadae kam aus der Kajüte gekrabbelt. Sie machte Halt, um einen gefallenen Matrosen zu schütteln, doch ohne Wirkung. »Keine Zauberei mehr! Lirea wird uns alle töten!«
    »Das werde ich nicht zulassen.« Morveren arbeitete die Worte in ihr Lied ein, ohne auch nur eine einzige Note auszulassen oder nicht zu treffen. »Ich werde einen Weg finden, euch beide zu beschützen!«
    »Lannadae, halt sie auf!« Danielles Stimme war nichts gegen die Macht derjenigen Morverens, aber Lannadae drehte sich zu ihr um. »Bitte!«
    Die Phillipa erbebte, als einer der Kelpies den Rumpf rammte. Schwächere Schläge folgten, vermutlich verursacht von den Undinen, die versuchten, das Schiff von unten zu zersplittern.
    »Ich kann Lirea retten«, sagte Morveren. »Ich kann uns alle retten. Geht vom Deck runter und bringt euch in Sicherheit!«
    »Diese Leute haben versucht, uns zu helfen!« Lannadae packte Morveren am Arm.
    Ohne ihr Lied zu unterbrechen, schlug Morveren Lannadae an den Hals; Lannadaes Kiemen stellten sich auf, und sie wich weinend zurück. Einen Moment lang lag sie da und schnappte nach Luft.
    »Es tut mir leid«, sagte Morveren. »Jetzt geh!«
    Selbst Danielle konnte die Macht in diesem Befehl spüren. Immer noch weinend, krabbelte Lannadae fort.
    Helft uns!, flehte Danielle die Kelpies an. Sie konnte Lireas Kelpie noch sehen; er umkreiste in einiger Entfernung das Schiff. Blut tropfte an seinem Hals herab, aber die Wunde behinderte ihn offensichtlich nicht. Weder er noch die anderen Kelpies nahmen von Danielles Bitte Notiz. Sie schloss die Augen und versuchte es noch einmal, aber diesmal richtete sie ihre Aufforderung mehr in die Nähe, und gleich darauf kündete das Scharren von Krallen auf Holz von Stummels Eintreffen. Er kam von unten hochgeklettert und raste übers Deck wie ein Blitz aus schwarzem Fell. Tagelang hatte er Danielles Bitte, sich nicht an diese sonderbaren Halbfischbesucher heranzupirschen, nur widerstrebend Folge geleistet - jetzt, mit Danielles Segen, stürzte er sich darauf und schlug Zähne und Krallen in die frei liegende Haut am Stumpf von Morverens linkem Schwanz.
    Morveren kreischte und wand sich. Stummel

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