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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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dass ich nicht doch Trittibar holen soll?«, fragte Talia.
    Schnee sah kurz auf, dann stöhnte sie. Schielend wandte sie sich an die linke Talia - die, die etwas fester als die andere zu sein schien. »Seine Magie und meine gehorchen nicht denselben Gesetzen.« Sie pochte mit den Fingerknöcheln auf die Metallranken unter dem ›Tisch‹. »Ich habe drei Wochen damit zugebracht, seine Zaubersprüche zu übersetzen, damit dieser Trick auch bei mir klappt. Selbst wenn Beatrice so viel Zeit hätte, so weiß Trittibar doch nichts über das Binden oder Freilassen von Geistern. Ich habe ihn letztes Jahr danach gefragt, nachdem wir aus Elfstadt zurückgekommen waren.«
    Schnee richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Messer. Mit dem Spiegel zu arbeiten, war eine enorme Erleichterung. Wie bei ihren kleineren Spiegeln schien auch seine Magie nicht durch ihr verschwommenes und doppeltes Sehen beeinträchtigt zu sein. Sie strich mit den Fingern über die Reflexion und wischte das Abbild des Messers weg, sodass nur das Bild von Morverens Zaubern zurückblieb.
    Der Bindezauber war der deutlichste: Schleifen grünen Lichts, wo das Heft gewesen war. Im Innern dieser Schleifen bewegten sich zwei Schatten wie Rauch, den man in eine Flasche abgefüllt hatte.
    Schnee legte die Wange auf die Spiegelfläche und versuchte, in das Ende der Schleifen hineinzuschauen. Sie rechnete mit irgendeiner Art von Verschlusskappe, einem symbolischen Netz, um die Seelen an der Flucht zu hindern. Stattdessen zogen sich Lichtspeichen durch die gesamte Länge des Hefts.
    Talias Spiegelbild erschien neben dem Messer. »Was ist das?«
    »Morverens Zauber.« Schnee rieb sich über die Augen, aber die Bilder veränderten sich nicht. Sie nahm den Seelenkrug, den sie Morveren gestohlen hatte, und stellte ihn auch auf den Spiegel. Als sie ihn wegschob, um seine Zauber zu studieren, waren die Unterschiede offensichtlich. Die Zauber des Krugs formten ein hohles Gefängnis, so wie sie es erwartet hatte. Sie sah wieder auf das Messer mit seinen Ranken aus Magie, die die beiden Seelen durchbohrten.
    »Das Messer hält die Seelen nicht einfach nur gefangen.« Schnee blinzelte die Tränen zurück und drückte mit einem Finger auf den Spiegel, um zu versuchen, zu Beatrice durchzukommen. Sie hörte, wie Talia näher herantrat. »Es ernährt sich von ihnen.«
    Talia flüsterte eine aratheische Verwünschung. Schnee hatte sich schon das oberste Buch vom Stapel gegriffen; eine Abhandlung über Geister, die vor sechzig Jahren von einem Zwergenpriester verfasst worden war. Sie blätterte darin herum und suchte nach dem Kapitel, in dem von der Bindung der Geister die Rede war, aber die Worte verschwammen ihr vor Augen und vermischten sich. Sie hatte gehofft, ihr Sehvermögen hätte sich inzwischen verbessert, aber stattdessen schien es schlechter zu werden. Die Handschrift des Zwergs machte die Sache auch nicht gerade besser. Mit zusammengebissenen Zähnen schielte sie auf die Seite und versuchte, die Wörter zu zwingen, sich scharf einzustellen.
    Dies würde eine lange Nacht werden.

Kapitel 13
    Talia wand eine weitere Schlaufe aus grünem Garn und zog die Reihe fest. Sie zupfte mehr Wolle aus dem Knäuel und sah sich ihren Fortschritt an, bevor sie die nächste Reihe in Angriff nahm. Eine platte Schlange aus grünen und schwarzen Quadraten, kaum so breit wie ihre Hand, lag auf ihrem Schoß. »Vielleicht sollte ich dem Kind einfach einen Schal statt einer Decke machen.«
    Sie lehnte sich mit den Schultern an die Wand und bewegte den Oberkörper fast unmerklich hin und her, um die Rückenmuskeln zu lockern. Das Licht aus Schnees Spiegel war eigentlich nicht hell genug zum Stricken, aber Talia hatte diese Muster schon als Kind gelernt. Eine zweifarbige Reihe im Rayid-Stil bekam sie mit verbundenen Augen hin; was sie nicht zu einem geringen Teil den ›Geschenken‹ ihrer Elfengönnerinnen zu verdanken hatte.
    »Tut mir leid«, murmelte Schnee. »Ich werde versuchen, sanfter zu sein.«
    Talia spannte sich an.
    Schnee sah auf und schielte sie an. »Hast du nicht gerade ... Entschuldigung. Ich dachte, du hättest gesagt ...« Sie gähnte und rieb sich die Augen. »Augenblick mal, strickst du?«
    »Ich wollte dich nicht stören.« Talia raffte ihre Möchtegerndecke und ihr Garn zusammen.
    »Aber du strickst ja tatsächlich!« Schnee erstickte ein Kichern.
    Talia hielt eine der Nadeln hoch; einen Bronzestift, so lang wie ihre Hand. »Eine Frau mit der richtigen Ausbildung kann

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