Die fiese Meerjungfrau
Angelegenheiten, Prinzessin.«
»Ich habe gesehen, wie seine Luftgeister Lirea zu Hilfe gekommen sind!«, entrüstete sich Varisto.
Danielle schüttelte den Kopf. »Gustan war Prinz von Hilad. Glaubt Ihr, er hätte seine Zukunft aufs Spiel gesetzt, um eine Meerjungfrau zu heiraten? Hätte Euer Volk sie denn jemals als seine Königin akzeptiert?«
»Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber ich habe mich geirrt.« Varisto umfasste das Heft seiner Axt. Sowohl Armand als auch Trittibar spannten sich an, aber Varisto unternahm keinen Versuch, die Waffe zu ziehen. »Ich dachte, er wäre bloß ... Ich hatte ihn falsch beurteilt.«
Danielle beobachtete sein Gesicht, die Art, wie er auf die Erde starrte, als er sprach. Das war ebenso sehr Schuld wie Gram. »Ihr dachtet, er würde sie benutzen. Ihr wisst, wie er sie behandelt hat, nicht wahr?« Danielle dachte daran zurück, was Lannadae ihnen erzählt hatte. »Deshalb habt Ihr mit ihm wegen Lirea gestritten.«
»Er kämpfte gern, um zu beweisen, dass er stärker als alle anderen war. Es gab Gelegenheiten in unserer Jugend, da schlug er mich wegen irgendeiner unbeabsichtigten Kränkung«, sagte Varisto mit abwesendem Blick. »Lirea war ein freundliches Kind, aber sie kannte unsere Bräuche nicht. Ihre Worte waren oft ungehörig oder respektlos. Ich sagte ihm -« Er versteifte sich, und dann war er wieder ganz Prinz, ruhig und förmlich. »Diese Dinge gehen Euch nichts an, Prinzessin.«
»Die Luftgeister gehorchen nicht Lirea.« Danielle konnte Trittibars Besorgnis sehen. Sogar Armand wirkte angespannt. Varisto war jung, wütend und unberechenbar. Aber er war auch Gustans Bruder. Es war falsch, ihm das vorzuenthalten. »Sie gehorchen Gustan.«
Varisto wirbelte herum und stierte Armand an. »Was sagt sie da?«
»Morveren erschuf ein Messer, um die Seele Eures Bruders darin einzusperren«, fuhr Danielle fort. »Um ihn an Lirea zu binden. Dieses Band ist dafür verantwortlich, dass die Geister ihrem Willen folgen. In demselben Messer ist jetzt auch unsere Königin gefangen. Wir drangen in Hilad ein, um dieses Messer an uns zu nehmen und Königin Beatrice zu retten.«
»Ihr lügt!« Er zog die Axt.
Danielle schickte sich an, selbst zur Waffe zu greifen, aber das hätte unvermeidlich zu einem Kampf geführt. Stattdessen verschränkte sie die Arme und sagte: »Ich vertraue darauf, dass Ihr mehr Ehre im Leib habt, als eine wehrlose Gegnerin anzugreifen, Prinz Varisto.«
»Denkt nach, Junge!«, sagte Trittibar, während er Varisto umkreiste. »Ihr steht hier allein im Whiteshore-Palast!«
»Er ist mein Bruder!« Varistos Stimme zitterte.
Talia trat an Danielle vorbei und begab sich in geduckter Haltung in Varistos Reichweite. Danielle war nicht einmal klar gewesen, dass sie da war.
Talia grub die Finger in Varistos Handgelenk, und die Axt fiel zu Boden. Er griff nach ihr, aber Talia bewegte sich zu schnell. Danielle sah, wie sie die Finger in das weiche Fleisch unter Varistos Kinn stieß, und dann wirbelte sie herum und riss den Prinzen mit einem Sicheltritt von den Beinen. Varisto knallte auf den Boden.
»Und sie ist meine Prinzessin«, sagte Talia und trat die Axt weg. »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr sie an einem Stück ließet!«
»Talia, bitte!« Danielle winkte Talia zurück.
»Ihr erzählt mir, dass Morveren die Seele meines Bruders gestohlen hat, und dennoch beschützt Ihr sie!« Varisto setzte sich auf und drehte seine Schärpe in den Händen. »Ich kenne das Messer, von dem Ihr sprecht. Ich habe es viele Male gesehen. Wenn ich mir vorstelle, dass der Geist meines Bruders in meiner Reichweite war und ich nie -«
»Ihr konntet es nicht wissen.« Danielle kniete sich neben Varisto. »Ich bedaure Euren Verlust, Varisto. Nichts, was wir tun, kann Gustan zurückbringen. Aber wir können ihn befreien, und ich kann Euch die Chance geben, Euch von ihm zu verabschieden.«
Kapitel 14
Das Schlimmste daran, zur Zusammenarbeit mit Morveren gezwungen zu sein, war, dass ein Teil von Schnee, ganz tief in ihrem Innern, es genoss.
Sie saßen auf dem Boden im vorderen Teil der Kapelle, dieweil Talia sie vom Altar aus wie ein wütender, gut bewaffneter Luchs beobachtete. Selbst mit Vater Isaacs Schutzvorkehrungen sah Talia noch aus, als würde sie Morveren beim geringsten bedrohlichen Laut die Kehle durchschneiden. Aber Morveren hatte kaum etwas gesagt, außer um Schnee Anweisungen zu geben, während sie eine neue Seelenfalle anfertigten.
Schnee hatte Talia immer
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