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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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waren rissig und bluteten, aber sie lächelte. Ihr Lächeln verstärkte sich, als sie Schnee sah. »Ich habe dich gehört. Sogar an diesem finsteren Ort konnte ich hören, wie du mich riefst.«
    Die Worte lösten einen Hustenanfall aus. König Theodore half ihr, sich aufzusetzen, und stützte sie, bis sie sich wieder gefangen hatte. Beatrice lehnte den Kopf an seine Brust. »Geht es allen gut?«
    »Unser Sohn hat versucht, mit seinem Bein eine Bank zu zertrümmern«, sagte Theodore. »Er hat sich vielleicht den Knochen gebrochen.«
    »Wo ist Isaac?« Schnee drehte sich um, bis sie ihn zusammengesackt an der Wand unter dem Kreuz entdeckte. Er war das erste Ziel von Morverens Angriff gewesen. Tymalous lief schon zu ihm hin und bewegte sich dabei für einen Mann seines Alters mit erstaunlicher Geschwindigkeit.
    »Er lebt!«, meldete er. »So Gott will, kann ich vielleicht sogar dafür sorgen, dass es auch dabei bleibt.«
    In der anderen Ecke bemerkte Schnee Lannadae, die sich zusammengekauert hatte und weinte. »Es tut mir leid!«, sagte die Meerjungfrau. »Ich wusste nichts davon!«
    Schnee warf einen Blick auf den zerstörten Eingang: Draußen vor der Kapelle hatte sich schon eine Menschenmenge eingefunden. »Morveren hat vor, ihren Zauber zu vollenden und Lirea zur ersten einer neuen Rasse von Undinen zu machen.«
    »Lirea ist immer noch Königin«, sagte Danielle. »Der ganze Stamm wird Morveren in dem Augenblick angreifen, in dem sie sie zu Gesicht bekommen.«
    »Nicht alle«, flüsterte Lannadae.
    Schnee hockte sich neben sie. »Was soll das heißen?«
    »Es hat immer welche gegeben, die dasselbe glauben wie Morveren: dass wir seelenlos sind. Einige im Stamm wollen das, was Lirea hat, nämlich, sich auf dem Land genauso bewegen zu können wie im Meer. Sie haben sie um diese Fähigkeit beneidet, während sie sie gleichzeitig wegen ihres Wahnsinns fürchteten und bemitleideten.« Lannadae schauderte und sah Schnee zaudernd in die Augen. Tränen zogen salzverkrustete Streifen über ihre Wangen. »Morveren hat Anhänger im Stamm, Undinen, die ihr im Gegenzug für diese Gabe gehorchen werden. Sie ... Sie hat angeboten, dasselbe für mich zu tun, wenn ich ihr helfen würde, zu entkommen.«
    In der Kirche war Schweigen eingetreten. Alle, die sich um den Altar geschart hatten, lauschten Lannadaes Geständnis.
    »Wann war das?«, fragte Danielle.
    »Gestern Abend. Normalerweise ist die Macht der Königin absolut, und Lireas Duft ist stärker als irgendeiner, der mir je untergekommen ist. Aber Morveren ist auch königlichen Blutes. Sie hat mir verraten, dass sie einige ihrer Anhänger vor Lireas Kontrolle beschützt hat.« Lannadae zog an ihren Schuppen. »Ich habe ihr gesagt, ich würde nicht zulassen, dass sie mir antut, was sie Lirea angetan hat. Es tut mir leid, dass ich euch das nicht früher gesagt habe.«
    »Sie hat wahrscheinlich dafür gesorgt, dass du das gar nicht konntest«, vermutete Schnee. Wenn sie die Augen zusammenkniff, konnte sie schwache Spuren von Morverens Zauberei sehen, die wie Spinnfäden über Lannadae verweilten. Lannadae war von Natur aus ängstlich; es hatte wahrscheinlich nicht viel gebraucht, um sich ihres Schweigens zu versichern.
    »Sie hat vor, die Undinen zu vereinen«, flüsterte Lannadae. »Alle, die sich weigern, Lirea zu folgen, werden umgebracht.«
    »Wie?«, fragte Danielle.
    »Das Gold, das Lirea sammelt.« Lannadae ließ den Kopf sinken. »Sie will Alchemisten der Menschen anheuern, um ihre Gewässer zu vergiften.«
    Schnee stand auf. »Ich weiß, wo sie hin will.« Morverens Flucht würde sie geschwächt haben, aber wie viel Macht wartete in dem gesunkenen Schiff auf sie? All die Seelenkrüge, die nach so vielen Jahren immer noch unversehrt waren! »Wir müssen mit der Phillipa wieder in See stechen!«
    »Das ist gefährlich«, meinte Armand. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, als Danielle ihm zum Altar half. »Die Undinen haben ihre Angriffe bereits verstärkt. Letzte Nacht haben sie in Lyskar wieder zugeschlagen.«
    »Lirea wird Morveren töten, wenn sie kann«, warf Lannadae ein.
    »Sie kann aber nicht«, sagte Schnee. »Vorher hätte Lirea vielleicht gegen Morverens Kontrolle angekämpft, aber jetzt, da Morveren Gustan hat -«
    »Euretwegen.« Varisto hielt seine Axt mit beiden Händen und betrachtete scheinbar gedankenverloren die Gravuren am Blatt. »Weil Eure Leute ihr erlaubt haben, zu leben. Weil Ihr sie hierher und die Seele meines Bruders in ihre Reichweite gebracht

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