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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Klirren seiner Armbänder schallte durch die ganze Kapelle. Schnee konnte hören, wie das Geräusch sich über die Mauern hinaus fortpflanzte wie eine Art Aufruf. Das Zerbrechen der Fenster hatte die Schutzzauber geschwächt. Augenblicke darauf wirbelte Varistos Axt durch die offene Tür und landete in seiner Hand. Er sprang und holte zum Schlag aus, aber der Wind trieb ihn zurück.
    Schnee warf einen Blick auf Morveren und versuchte zu verstehen: In den Trinkbecher war noch ein anderer Zauber gewirkt. Einige Haare schienen sich über den Becherrand hinaus auszudehnen und nach Morveren auszustrecken.
    »Du hast deine Haare mit ihren verflochten!« Und Schnee hatte es nicht gemerkt! Sie kämpfte darum, das Gleichgewicht zu bewahren; in ihrem Kopf hämmerte es, als sie versuchte, einen magischen Wall um Morveren zu errichten. Wenn es ihr gelänge, Morverens Verbindungen zu ihren Geister zu trennen, dann müssten sie sich zerstreuen.
    »Eine kleine Sache, aber genug, um mich mit unserem eingesperrten Prinzen zu verbinden«, sagte Morveren. »Geschicklichkeit, nicht Macht. Und nun tritt bitte zur Seite! Ich verspüre nicht den Wunsch, dir wehzutun.«
    »Nein!« Der Wind heulte lauter. Schnees Haare wurden ihr ins Gesicht gepeitscht und nahmen ihr die Sicht. Sie ergriff ihr eigenes Messer und knipste den Hebel um, der den Spiegel in der Parierstange freilegte. Sie stieß die Klinge nach oben und zwang den Stoß mit ihrem Willen, an der reinen Luft vorbei und ins Herz des Geistes zu gehen. Ihr Arm zitterte vor Anstrengung, aber der Wind ließ nach, als der Geist zurückwich, verwundet, aber nicht tot.
    »Du bist stark«, sagte Morveren. »Aber es fehlt dir an Erfahrung.«
    Noch während Schnee sich krampfhaft bemühte, sich den einen Geist vom Leib zu halten, griffen die übrigen alle gleichzeitig an. Sie durchbrachen ihre Verteidigung und hoben sie in die Luft.
    »Schnee!« Talia sprang, um Schnee zu fangen, und schlang die Arme um ihre Taille. Der Wind warf sie beide zur Seite, aber irgendwie gelang es Talia, ihren Körper wegzudrehen und die Hauptwucht des Aufpralls auf dem Boden abzufangen.
    Immer noch sah Schnee doppelt; sah, wie Morveren sich erhob, hochgehalten von ihren Geistersklaven. Sie floh aus der Kapelle und verschwand, bevor irgendjemand etwas unternehmen konnte. Die Türen schlugen hinter ihr zu.
    Talia war schon auf und rannte. Mit gesenkter Schulter krachte sie gegen die Tür, aber die gab keinen Zoll nach. »Sie wird von außen zugehalten!«
    Schnee zog sich hoch und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, weil ein plötzliches Schwindelgefühl sie überkam. Es fühlte sich zwar nichts gebrochen an, aber eine Anzahl neuer blauer Flecke hatte sie sich bestimmt eingehandelt. Sie hatte schon immer schnell blaue Flecke bekommen. Sie berührte ihre Haare, und als sie die Finger wieder zurückzog, war Blut daran - der Sturz hatte ihre Kopfwunde wieder aufbrechen lassen.
    Sie taumelte auf die Tür zu, das Messer noch mit einer Hand umklammert. Sie hatte sich beim Hinfallen geschnitten, eine lange, klaffende Wunde an der Seite. Nur ein bisschen tiefer, und sie hätte sich womöglich selbst umgebracht.
    Ihr wurde warm am Hals, als sie Macht aus ihrem Halsband zog und Funken von den Spiegeln in ihr Messer tanzten. Talia wollte etwas sagen, dann fluchte sie und sprang zur Seite, als die Türflügel knarrten.
    Schnee konnte die Luftgeister draußen spüren. Morveren hatte zwei zurückgelassen, um die Tür zu blockieren. Mit jedem Schritt drückte Schnee fester. Der Druck in ihrem Kopf wuchs ebenfalls, aber sie ging weiter. Langsam bogen sich die Türflügel nach außen.
    Sie warf das Messer.
    Die Klinge bohrte sich in den Spalt zwischen den beiden Flügeln und blieb zitternd stecken. Augenblicke darauf explodierte die Tür.
    Bretter und Splitter flogen nach innen, aber dieselbe Magie, die Schnee benutzt hatte, um die Tür aufzustoßen, lenkte auch die Trümmer ab. Die Luftgeister verschwanden.
    Mit gezückten Messern sprang Talia durch den Eingang. »Sie ist fort!«
    Von draußen drangen Schreie in die Kapelle, Schreie der Angst und Verwirrung, aber Morveren war bereits entkommen.
    »Schnee!« Danielle und die anderen versammelten sich um den Altar. »Beatrice bewegt sich!«
    Schnee drehte sich von der Tür weg; im Augenblick gab es nichts, was sie tun konnte, um Morveren zu fassen. Wenn die Luftgeister stark genug waren, sie zu tragen, konnte sie überallhin gelangen.
    Beatrice lag zitternd da. Ihre Lippen

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