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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Talia.
*
    Der wollene Umhang roch nach Staub und Zedernholz, aber Danielle zog ihn sich trotzdem über die Schultern. Hinter ihr suchte Talia Messer und andere Waffen aus der Waffenkammer zusammen.
    »Brauchst du wirklich so viele Waffen?«, fragte Danielle. »Beatrice hat Lannadae doch geholfen; sie würde uns nicht -«
    »Wer sagt, dass sie für Lannadae sind?« Talia steckte sich eine kleine Peitsche in den Gürtel. »Als Lirea das Schiff angegriffen hat, war ich nicht gerüstet - das wird mir nicht noch einmal passieren.« Mit einem flüchtigen Blick auf Schnee fügte sie hinzu: »Obwohl ich vielleicht gerüstet gewesen wäre, wenn mich jemand über Lannadae informiert hätte.«
    »Der letzte Bote, den Posannes geschickt hat, hat berichtet, dass es Lirea besser gehe«, verteidigte sich Schnee. »Er hat gesagt -«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, schnitt Talia ihr das Wort ab. »Wo habt ihr diese Meerjungfrau versteckt?«
    Schnee fuhr mit den Fingern über die Bücher an der anderen Wand und wählte einen schweren, ledergebundenen Wälzer aus, auf dessen Rücken in silberner Tinte Zwergenarchitektur: Eine Geschichte von Stein, Eisen und noch mehr Stein geschrieben stand. Sie zog daran, und mit einem schmerzhaften Quietschen schwenkten die Bücherregale von der Wand weg.
    »Ein Geheimgang hinter den Regalen?«, fragte Danielle. »Ist das nicht ein bisschen klischeehaft?«
    »Klar, wenn dieser Gang der richtige wäre.« Schnee grinste und ging ans andere Ende der Wand. »Beatrice wollte nicht, dass die Falle zu schwierig zu finden ist.«
    Talia spähte in die Dunkelheit. »Welche Falle?«
    »Die sechste Stufe löst ein Gegengewicht aus, das die Regale zuknallt und hinter einem verschließt. Wenn man Glück hat, hört jemand einen schreien, und man wird rausgelassen.« Schnee griff nach einer zweiten Gruppe von Regalen auf der anderen Seite der Wand und zog daran: Diese glitten lautlos zur Seite und enthüllten eine weitere Treppe. »Das Architekturbuch sperrt gleichzeitig auch den richtigen Gang hier drüben auf.«
    Talia brummte beifällig, wenn auch etwas widerstrebend. »Wie lange existiert dieser Gang schon?«
    »Du hättest ihn schon vor Jahren entdeckt, wenn du dir jemals die Mühe machtest, ein Buch in die Hand zu nehmen.« Die Spiegel an ihrem Halsband leuchteten wie kleine Monde, als sie in die Dunkelheit hineinging.
    Talia warf einen Blick auf den Gang mit der Falle und dann auf Schnee, als wöge sie ab, wie schwer es wäre, Schnee die Stufen hinunterzuwerfen.
    »Wenn Beatrice gewollt hätte, dass wir von Lannadae wissen, dann hätte sie es uns erzählt«, flüsterte Danielle. »Mach nicht Schnee für Beatrices Verschwiegenheit verantwortlich!«
    »Sie hätte uns vertrauen sollen!«, fauchte Talia.
    »Wie vielen Leuten sollte sie dein Geheimnis anvertrauen? Oder das von Schnee?«
    Talia machte ein finsteres Gesicht und folgte Schnee die Stufen hinunter.
    Danielle machte sich nicht die Mühe, die Regale hinter ihnen zuzuziehen - soweit sie wusste, hatte außer der Königin und den drei Prinzessinnen niemand auch nur eine Ahnung von der Existenz der Räume hier unten. Sie beeilte sich, den anderen nachzugehen, solange sie das Licht von Schnees Halsband noch sehen konnte.
    Algen und Schimmel verliehen dem Felsgestein zu ihrer Linken einen seidigen Glanz; die Wand rechts von ihr schien aus lose übereinandergeschichteten Steinen zu bestehen; etwa so, wie ein Kind mit Steinen aus dem Garten eine Mauer bauen würde ... Falls dieses Kind mit Steinen groß wie Kutschen spielte. Sonnenlicht schaute durch die Ritzen herein und trug zu Schnees magischer Beleuchtung bei.
    »Diese Stufen sind mehr als ein Jahrhundert alt«, sagte Schnee. »Das hier war einmal der Zugang zur See. Beatrice nahm Zwerge aus Elfstadt in Dienst, um diesen Durchgang zu graben, nachdem ein Erdrutsch vor zwölf Jahren den Weg verschüttet hatte.« Sie trat gegen die Steine und grinste. »Ich weiß, es sieht so aus, als reichte ein lauter Nieser aus, um die Steine zum Einsturz zu bringen, aber der Mörtel, den die Zwerge benutzt haben, um den Fels zu verstärken, ist stärker als Stahl.«
    »Es ist dreckig hier«, sagte Danielle.
    »Es war ursprünglich als Fluchtweg gedacht«, fuhr Schnee fort. »Aber der Erdrutsch hat auch ein paar Höhlen weiter unten auf Meereshöhe erzeugt. Als Lannadae also um Zuflucht bat -«
    »Hat Beatrice sie hierher gebracht«, beendete Danielle den Satz. Ungeachtet dessen, was sie zu Talia gesagt hatte, tat es

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