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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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einem Teil von ihr weh, dass Beatrice ihr nichts davon anvertraut hatte. »Lannadae muss schreckliche Angst gehabt haben, dass sie sich an Menschen um Hilfe gewandt hat.«
    »Sie war völlig verzweifelt«, sagte Schnee. »Beatrice versuchte, sie zum Reden zu bringen, aber das brachte sie nur noch mehr aus der Fassung. Man weiß von Fällen, in denen Undinen tatsächlich vor Angst gestorben sind. Was immer Lannadae gesehen hat, es hat sie fast zu Tode erschreckt.«
    Danielle blieb stehen, um durch eine Lücke zwischen den Steinen zu spähen. Das Meer war näher, als sie erwartet hatte: Sie hatten bereits mehr als die halbe Strecke die Klippe hinunter zurückgelegt.
    »Beatrice dachte, Lannadae wäre hier sicher«, sagte Schnee.
    »Lannadae war sicher«, giftete Talia.
    Normalerweise wäre Schnee Talias Sticheleien entweder mit Freundlichkeit begegnet, oder sie hätte ihr die Zunge herausgestreckt und die Angelegenheit beendet - nicht so dieses Mal: Sie senkte den Kopf und achtete scheinbar sorgfältig darauf, wo sie hintrat.
    Danielle suchte nach Worten. Ein Teil von ihr hätte Talia am liebsten die Treppe hinuntergestoßen in der Hoffnung, der Sturz würde sie etwas zur Vernunft bringen. Das Ganze war ebenso wenig Schnees Schuld, wie es die von Talia war. Aber Talia war die Art von Mensch, die ein Problem gern bei der Gurgel packte und es so lange würgte, bis es klein beigab. Und das am liebsten auf eine Art, dass ihre anderen Sorgen es so mit der Angst zu tun bekamen, dass sie sie nicht mehr belästigten. Und da sie Lirea nicht in die Finger bekommen konnte, blieben nur Schnee und Danielle als Zielscheiben für ihre Wut.
    Niemand sagte mehr etwas, bis Schnees Schritte im Wasser zu platschen begannen. Sie blieb stehen, um die Stiefel auszuziehen, und stellte sie an der inneren Wand auf einer höheren Stufe ab. »Wir sind jetzt fast da. Die Flut kommt herein, ihr solltet also am besten eure Sachen weit genug oben zurücklassen, damit sie nicht nass werden.«
    Danielle entledigte sich ihres Umhangs und schlug ihre Stiefel darin ein; dann stieg sie wieder einige Stufen hoch und legte die Sachen ab, wo sie vor dem Meer sicher wären. Die feuchte Luft rief eine Gänsehaut auf ihren Armen hervor.
    Die Treppe tauchte ins kühle Meerwasser ein; ein Beet aus Algen und Seetang bedeckte die untersten Stufen. Danielle hielt sich an der Außenwand fest, um das Gleichgewicht zu wahren, und jagte dabei einem kleinen Krebs Angst ein, der durch die Ritzen huschte und verschwand.
    Schnee wandte sich zur Seite; das Licht aus ihrem Halsband wurde schwächer, als sie sich durch eine enge Lücke in der inneren Wand zwängte. Talia folgte ihr, und dann war Danielle an der Reihe. Die Steine beschmierten ihr Hemd und ihren Rock mit Schlamm und Algen. Nach ein paar Schritten verbreiterte sich der Durchgang zu einer flachen Höhle, in der Wasser stand.
    Schnee watete bereits auf die Mitte des Beckens zu. »Lannadae?«
    Im hinteren Teil der Höhle glitt ein dunkler Umriss ins Wasser. Da er zu groß für ein Tier war, musste es sich um die Meerjungfrau handeln. Danielle wollte gerade etwas zu Talia sagen, aber zwischen einem Atemzug und dem nächsten schoss die Meerjungfrau aus dem Wasser.
    Sie rammte Schnee mit der Schulter und stieß sie zur Seite, ehe sie einen großen Stein drohend in Danielles und Talias Richtung schwenkte.
    »Bleibt zurück!«, rief Talia, in deren Händen plötzlich wie durch Zauberei ihre Messer erschienen. Sie sprang ins Wasser und drehte sich zur Seite, um dem nächsten Angriff auszuweichen.
    »Lannadae, das sind meine Freundinnen!«, rief Schnee.
    Sogar Danielle konnte erkennen, wie unbeholfen Lannadaes Angriffe waren. Die Meerjungfrau fuchtelte wild mit ihrem Stein herum, offensichtlich in Panik versetzt durch die Ankunft von Fremden. »Talia, tu ihr nicht weh!«
    Als Lannadae das nächste Mal ausholte, ließ Talia das Heft ihres Messers auf ihren Handrücken niedersausen. Die Meerjungfrau kreischte auf und ließ ihren Stein fallen, platschte zurück und entging mit Müh und Not Talias Messern.
    Ein kräftiger Schwanz krachte in Talias Hüfte und schleuderte sie zur Seite. Mit ihrem zweiten Schwanz versuchte Lannadae, Talia unter Wasser zu drücken, doch Talia war schneller, wich aus und stieß mit einem Messer nach Lannadaes Bauch.
    »Talia!« Danielle watete tiefer ins Wasser hinein. »Das reicht!«
    Talia zögerte. Lannadae sauste zum hinteren Teil des Beckens und tauchte mit einem neuen Stein wieder

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