Die fiese Meerjungfrau
auf.
»Aufhören, alle beide!« Mit hämmerndem Herzen trat Danielle zwischen sie. Sie beobachtete Lannadaes Hände und wartete auf jenes verräterische Zucken, das einen weiteren Angriff signalisieren würde. Sie hatte lange genug mit Talia trainiert, um sich selbst verteidigen zu können, aber im Wasser würden ihre Reflexe langsamer sein. »Niemand wird dir wehtun.« Sie warf einen schnellen Blick auf Talia, die finster dreinblickte, jedoch nicht diskutierte. »Wir sind für Beatrice hier.«
Lannadae ließ den Stein nicht sinken. Ihre Schwänze auf dem Grund des Beckens waren in entgegengesetzte Richtungen gebogen, wodurch sie es an Körpergröße mit Danielle aufnehmen konnte. »Das verstehe ich nicht. Weshalb sollte Beatrice euch von mir erzählen? Ist mein Vater schon zurückgekehrt?«
»Ich habe es ihnen erzählt.« Schnee hob die Hände, entweder um zu demonstrieren, dass sie unbewaffnet war, oder weil sie einen Zauberspruch vorbereitete, da war Danielle sich nicht sicher. »Dies sind meine Freundinnen. Talia und Danielle. Beatrice vertraut ihnen.«
Lannadae starrte Schnee an, dann zog sie sich auf einen Sitzplatz auf einer breiten Felsplatte hoch, ohne die drei aus den Augen zu lassen.
Äußerlich glich sie Lirea und besaß wie diese zwei lange Schwänze. Ihre Schuppen waren allerdings von einem ausgeprägteren Rot, und die Flossen an den Seiten ihrer Beine wirkten voller, obwohl ihr Spreizen auch nur ein Zeichen der Angst sein mochte. Sie schien ungefähr im selben Alter wie Lirea zu sein. An winzigen Zöpfen in ihrem verfilzten Haar funkelten blaue und gelbe Juwelen.
Sie war pummeliger als ihre Schwester, wenngleich immer noch dünn im Vergleich zu den anderen Undinen, die Danielle zu Gesicht bekommen hatte. Der Winter hatte die dicke Speckschicht abgetragen, die Lannadae vor der Kälte beschützt hatte. Ihre Haut war blass und zeigte einen Stich ins Blaue.
Schnees Halsband leuchtete auf, als sie Lannadae genauer musterte. »Du hast nicht genug gegessen.«
Lannadae ließ ihre Schwänze aufs Wasser klatschen. »Bring mir etwas, was nicht schon seit drei Tagen tot ist, dann esse ich auch!«
»Undinen erlangen diese blaugrüne Blässe nur durch eine mangelhafte Ernährung«, erklärte Schnee. »Wir haben Lannadae letzten Herbst so viel Nahrung gebracht, wie wir konnten, um sie auf ihren Winterschlaf vorzubereiten, aber -«
»Warum hast du die hierher gebracht?«, wollte Lannadae wissen, wobei sie Danielle und Talia anstarrte.
»Weil wir deine Hilfe brauchen«, sagte Danielle. »Beatrice wurde gestern angegriffen - von Lirea.«
Lannadae ließ sich ins Wasser fallen. Indem sie sich an Schnee wandte, fragte sie: »Ist das wahr?«
Schnee nickte. »Beatrice ist noch am Leben, aber es geht ihr nicht gut. Lirea hat sie niedergestochen.«
Lannadae tauchte unter Wasser und blieb dort.
»Alles in Ordnung!«, sagte Schnee zu den anderen. »Das macht sie, wenn sie Angst hat. Sie wird bald wieder rauskommen.«
Danielle blickte sich in der Höhle um. Auf einem primitiven Regal, das in den Fels gehauen worden war, standen mehrere Bücher. Geschenke von Schnee aus der Bibliothek oben? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Schnee ihre kostbaren Bücher einer Gefährdung durch das Wasser aussetzen würde. Selbst von hier aus konnte Danielle sehen, dass die Ledereinbände stark verschmutzt und die Seiten durch die Feuchtigkeit aufgequollen waren.
»Beatrice hat sie ihr gegeben«, sagte Schnee. »Ich habe mein Möglichstes getan, um die Seiten zu schützen, aber ...« Mit unverkennbarer Missbilligung schüttelte sie den Kopf. »Von zweien musste ich schon den Einband reparieren.«
Die Luft roch nach Seetang und altem Fisch. Der Felsen rechts von Danielle war mit Gräten und zerbrochenen Muschelschalen übersät, dazwischen ein angelaufenes Messer. An der Höhlenwand lag eine Steinflöte. In einen Winkel im rückwärtigen Teil der Höhle waren zwei offene Fässer gezwängt worden.
Talia stieg aus dem Wasser und hob das Messer auf. »Das stammt aus der Palastküche!«
»Beatrice hat eine Reihe von Sachen heruntergebracht, als Lannadae letzten Monat aufwachte«, erklärte Schnee.
»Wie haben sie diese Fässer hierher geschafft?«, fragte Danielle. »Beatrice kann sie doch unmöglich selbst die Treppe heruntergeschleppt haben!«
»Es gibt einen Tunnel unter Wasser, ganz am Fuß der Treppe.« Schnee zeigte nach hinten auf den schmalen Teil der Höhle. »Er ist nur bei Ebbe sichtbar. Beatrice und ich -«
»Wie
Weitere Kostenlose Bücher