Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
lange will sie sich noch verstecken?«, fragte Talia.
    Schnee watete auf Lannadae zu. »Du bist in Sicherheit, Lannadae. Lirea weiß nicht, wo du bist, und meine Freundinnen werden dir nichts tun.« Sie sprang zurück, als Lannadaes Schwänze plötzlich durchs Wasser peitschten.
    »Na schön. Wir können das auch auf die harte Tour erledigen.« Schnee strich mit den Fingern übers Wasser. Nebel stieg über den kleinen Wellen auf, und ein Knistern erfüllte die Höhle. Wo Schnee die Wasseroberfläche berührt hatte, breitete sich Eis aus, das sich auf die Meerjungfrau zubewegte.
    Erneut schlug Lannadae aus, dann schwamm sie zur Seite und wäre fast mit Schnee zusammengestoßen, als sie aus dem Wasser schoss. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich Kälte nicht mag!«
    »Beatrice braucht jetzt deine Hilfe«, erwiderte Schnee. »Das Eis ging am schnellsten. Oder wäre es dir lieber, wenn ich die Prinzessin hier eine Seeschlange rufen ließe, um dich aus dem Wasser zu jagen?«
    Lannadae schrie erschrocken auf und stierte Danielle an. Ihre Augen wurden unmenschlich groß. »Prinzessin? Du bist sie, nicht wahr? Prinzessin Aschenputtel?« Sie tauchte unter und schwamm so dicht heran, dass ihre Haare Danielle an den Füßen kitzelten; Momente später tauchte sie wieder auf und warf den Kopf zurück, dass das Wasser aus ihren Haaren spritzte. »Du hast ja deine Glaspantoffeln gar nicht an!«
    Danielle unterdrückte ein Lächeln. »Sie sind nicht besonders praktisch für Treppen und Höhlen.«
    »Beatrice hat mir deine Geschichte erzählt. Ich habe so lange geübt, dass ich sie fast so gut erzählen kann wie sie. Ich könnte sie dir erzählen, wenn du willst.« Sie zog, plötzlich schüchtern, den Kopf ein.
    »Das wäre nett«, sagte Danielle. »Aber zuerst müssen wir -«
    »Aschenputtel und Schneewittchen, alle beide! Wie aufregend!« Lannadae wirbelte herum und schaute Talia an. »Und wer bist dann du?«
    »Niemand«, sagte Talia, bevor jemand anderes antworten konnte.
    »Oh.« Lannadae klang enttäuscht. Sie wandte sich wieder an Danielle. »Kannst du mir etwas erklären? Das Kleid und die Pantoffeln, die du auf dem Ball getragen hast, waren allesamt magisch, aber der Zauber endete um Mitternacht. Wenn das Kleid verschwand, wieso verschwanden dann nicht auch die Pantoffeln?«
    »Genau genommen habe ich mich das auch schon gefragt«, warf Schnee ein, wobei sie herausfordernd den Kopf in Danielles Richtung hob.
    »Das Kleid ist nicht verschwunden.« Danielle schloss die Augen, als sie daran dachte, wie schwer es ihr gefallen war, sich jeden Abend vor Mitternacht von Armand loszureißen. »Aber meine Stiefmutter und meine Stiefschwestern blieben jeden Abend bis Schlag zwölf auf dem Ball; ich musste die Flucht ergreifen, bevor sie gingen. Jeden Abend kehrte ich zum Baum meiner Mutter zurück, um meine Sachen zu verstecken und mich wieder in ein schmutziges Dienstmädchen zu verwandeln, damit mich niemand verdächtigte.«
    Talia räusperte sich, und Danielle seufzte, als sie sich an die Tage erinnerte, in denen das Schlimmste, das sie zu fürchten hatte, eine Tracht Prügel von ihrer Stiefmutter war. Sie kniete sich ins Wasser, sodass sie auf Augenhöhe mit Lannadae war. »Deine Schwester hat Beatrice mit einem magischen Messer angegriffen.«
    Lannadae ließ sich zurücktreiben. Sie sank tiefer ins Wasser ein, bis ihr Mund auf einer Höhe mit der Oberfläche war. Schnee tippte warnend aufs Eis, doch Lannadae versuchte nicht, sich zu verstecken. Wasser floss über ihre Unterlippe, wodurch ihre Stimme sich zu einem Trällern wandelte. »Eine Abaloneklinge, deren Heft mit Haaren umwunden ist?«
    »Du kennst es?«, fragte Talia.
    Lannadae stöhnte. Der Laut versetzte das Wasser in kleine Wellen, und Danielle wich zurück. Die Stimme der Meerjungfrau wurde lauter, ein Lied der Verzweiflung, das durch Danielles Knochen schwang und Gefühle in ihr wachrief, die sie schon seit Monaten nicht mehr empfunden hatte.
    Wochenlang nach Jakobs Geburt hatten Albträume Danielle aus dem Schlummer gerissen. Träume von Jakob, der unbeaufsichtigt auf der Nordmauer des Palasts zurückgelassen worden war und kichernd auf das Meer tief unter ihm herabblickte. Ihre eigenen Schreie, als sie versuchte, zu ihm zu rennen, aber die Füße ihr nicht gehorchen wollten. Jeder Schritt quälend langsam, während sie zusah, wie Jakob auf dem Rand torkelte, zu weit entfernt, um ihn zu erreichen. Und dann fiel er.
    Danielle rieb sich die Augen und versuchte, diese

Weitere Kostenlose Bücher