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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Mosaike an den Decken eingefügt worden.
    Schnee versicherte ihr immer, dass sie niemals ohne guten Grund jemandes Privatsphäre verletzen würde. »Außerdem«, hatte sie beim ersten Mal, als Danielle sie danach gefragt hatte, hinzugefügt, »kann ich durch diesen albernen Baldachin über deinem Bett sowieso nichts Interessantes sehen.«
    Noch am selben Tag hatte Danielle dickere Vorhänge angefordert.
    »Armand ist mit dem König und ein paar anderen zusammen«, teilte Schnee ihr mit. »Durch den Regen lässt sich schwer etwas erkennen.«
    Danielle schnappte sich einen Umhang und zog ihn fest um sich. Wie so viele Stücke ihrer Garderobe hatte auch dieses ein paar Rüschen zu viel für ihren Geschmack. Goldfäden und Spitze bedeckten allerdings nur die Hälfte des Stoffs und machten den Umhang damit zu einem der weniger extravaganten Exemplare ihres Kleiderfundus.
    Die Lampenanzünder hatten eben ihre Runde durch die Korridore des Palasts begonnen und die an den Wänden befestigten Öllampen mit brennenden Dochten entzündet. Die Flammen flackerten in der zugigen Luft, und mehrere Lampen drohten völlig zu erlöschen.
    Bis Danielle und ihre Gefährtinnen die Nordmauer erreicht hatten, hatte der Himmel bereits begonnen, sich schwarz zu färben. Sowohl Armand als auch der König standen im Regen. Sie hatten einige Wachen zur Gesellschaft sowie einen Mann, der die burgunderrote Weste und das goldene Seevogelabzeichen trug, die ihn als Admiral der Marine Lorindars kennzeichneten. Hinter ihnen stand ein zweiter Seemann, dessen Gesicht angeschwollen und durch Blutergüsse entstellt war und der von einem Fuß auf den anderen trat, als wisse er nicht, was er mit sich anfangen sollte.
    Botschafter Trittibar aus Elfstadt war ebenfalls anwesend - in Menschengröße, wie er es normalerweise bei Aufenthalten in Lorindar zu halten pflegte. Strähnen weißen Haars klebten ihm im Gesicht, wo sie dem langen Zopf entkommen waren, der über seine Schulter fiel. Wie immer war er auf eine Weise gekleidet, die in Danielle den Verdacht erweckte, dass das Elfenvolk eine ganz andere Farbwahrnehmung als Menschen hatte. Ein grünes Hemd biss sich mit einer lila Jacke, und wo er eine Hose in diesem sonderbaren Rostorange aufgetrieben hatte, sprengte Danielles Vorstellungskraft.
    Ein weißes Falkenweibchen namens Karina saß auf seiner Schulter. Die Brust des Vogels war rot gesprenkelt. Trittibar kraulte dem Tier den Hals, und es reagierte darauf, indem es seinen Federschopf wie eine kleine Krone aufstellte.
    »Karina bestätigt es, Euer Majestät«, sagte Trittibar gerade. »Entlang der Küste sind die Unwetter am heftigsten, werden jedoch schnell schwächer, je weiter man sich vom Palast entfernt.«
    »In diesen Wolken fliegen Dämonen«, sagte der Admiral. Hays war sein Name, wie sich Danielle erinnerte; sie hatte ihn gelegentlich im Palast gesehen. Hays fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während seine Augen den Himmel absuchten. »Ich habe vierzig Jahre meines Lebens in diesen Gewässern verbracht, und noch nie habe ich ein Gewitter so plötzlich aufziehen sehen. Die Reginald war kaum aus dem Hafen, als der Sturm sie mit voller Wucht traf. Der Großmast brach, bevor wir die Laken einholen konnten.«
    »Wir waren weniger als eine Stunde vor Lorindar, als wir sahen, wie das Unwetter sich zusammenbraute«, sagte der Seemann. »Wir lösten die Segel und ließen uns treiben, um Stützen am Großmast festzuzurren. In dem Moment griffen die Undinen an.«
    »Ihr wart auf der Branwyn«, riet Danielle.
    »James Harland. Ich war zwei Jahre lang Waister auf der Branwyn.«
    Armand zog eine Braue hoch, fragte aber nicht, woher Danielle das gewusst hatte. Er winkte sie näher zu sich heran und legte ihr den Arm um die Schultern. Die Geste schien ebenso sehr zu seiner als auch zu ihrer Tröstung gedacht zu sein.
    »›Waister‹?«, raunte Danielle.
    Armand neigte den Kopf dicht an ihr Ohr. »Er war im Mittschiff aufgestellt.«
    »Gibt es andere Überlebende?«, fragte Danielle.
    »Ich glaube nicht, Eure Hoheit«, sagte James. »Ich war gerade damit beschäftigt, das Bugspriet einzuholen, als der Wind mich über Bord warf. Das Meervolk schleppte mich fort, fast noch bevor ich auf dem Wasser aufschlug. Sie ließen mich auf dem äußeren Hafendamm zurück. Sie versprachen sichere Überfahrt, falls wir ihrer Königin den angemessenen Tribut entrichteten.«
    »Lirea hat Gold verlangt«, sagte Armand. »Die Undinen haben noch nie zuvor Geld benutzt.

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