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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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einen Kopfsprung ins Wasser.
    »Da hat aber mal jemand Vertrauen zu dir!«, kommentierte Schnee.
    Danielle lehnte sich hinaus und versuchte herauszufinden, wohin Lannadae verschwunden war. Sie fürchtete sich vor dem, was sie vielleicht sehen würde. Bitte fresst sie nicht!
    In geringer Entfernung vor dem Schiff tauchte die Meerjungfrau wieder auf, kichernd wie ein Kind. Sie tauchte noch einmal und sprang dann aus dem Wasser. Ihre Sprünge waren weniger hoch als die bei der rituellen Begrüßung durch Lirea und ihren Stamm, aber was Lannadae an Kraft und Formvollendung fehlte, machte sie durch schiere Freude wett.
    Beide Haie nahmen Kurs auf sie, um sich die Sache anzusehen, aber eine Mischung aus Rufen und Bitten überzeugte sie, sich abzuwenden. Inzwischen waren mehrere Mannschaftsmitglieder gekommen, um Lannadae beim Herumtollen im Wasser zuzusehen. Sogar Kapitän Hephyra schmunzelte, als Lannadae über die Wellen glitt und vor der Phillipa kreuzte.
    »Wir sind nicht mehr weit weg!«, rief Lannadae. Ihre Kiemen öffneten sich als rote Schlitze entlang den Seiten ihres Halses. Obwohl Danielle wusste, worum es sich handelte, war der Anblick dennoch ein Schock für sie. »Ich kenne diese Stelle. Zu Morveren geht es da lang!«
    Hephyra drehte sich um und rief: »Ruder langsam Steuerbord!« Die Phillipa beschrieb einen leichten Bogen und folgte Lannadaes Richtungsangabe. »Langsam!«
    »Kapitän, können wir etwas Fleisch entbehren?«, fragte Danielle.
    »Ich bin sicher, es lässt sich etwas finden. Wieso?«
    »Um den Haien zu danken, dass sie unsere Meerjungfrau nicht gefressen haben.«
    Hephyra grinste und schickte einen der Matrosen in die Kombüse hinunter.
    »Vergiss die Haie!«, meinte Schnee mit gerunzelter Stirn, während sie den Himmel musterte. »Du solltest ihr lieber eine Rettungsleine zuwerfen.«
    »Was ist los?«
    »Ein neuer Sturm.« Schnee zeigte nach vorn.
    »Kapitän!« Der Ruf kam von der Spitze des Großmastes. Einer der Seemänner, der sich Taue um Hand und Handgelenk gewickelt hatte, um das Gleichgewicht zu halten, beugte sich aus dem Krähennest. »Grobe See voraus!«
    »Verfluchtes Sauwetter! Wir sind kaum trocken vom letzten Sturm!« Hephyra wölbte die Hände vor dem Mund. »Sichert das Schiff! Refft die Segel und haltet sie auf Kurs! Und jemand soll diese Meerjungfrau aus dem Wasser holen!«
    »Ich wollte noch bleiben!«, beklagte sich Lannadae, als zwei Matrosen sie hochzogen. Es war ihr gelungen, einen großen, silberglänzenden Fisch zu fangen; allerdings war sie so schlau gewesen, nicht mit ihrem Mahl zu beginnen, ehe sie aus dem Wasser und fort von den Haien war. Ihre Nägel mussten kräftiger und schärfer als die eines Menschen sein, so wie sie in die Seite des Fisches eindrangen. Sie setzte sich aufs Deck und begann zu essen, während sich das Wasser in Pfützen um sie herum sammelte. Zwischen den Bissen sagte sie: »Ich wäre sicherer unter den Wellen. Meine Schwänze sind so trocken gewesen! Die Schuppen fangen schon an abzubröckeln!«
    »Deine Schuppen spielen keine Rolle mehr, wenn diese Haie erst mal so nervös werden, dass sie dich anfressen!« Danielle wollte sie an der Hand nehmen, aber Lannadae winkte sie fort, steckte sich den Fisch ganz in den Mund und krabbelte übers Deck.
    »Nicht die Kajüte!«, sagte Schnee. Sie zog Danielle zum Kartenraum, der sich ganz hinten im Schiff befand.
    Die Masten bogen sich, als die Mannschaft in aller Hast die Segel einrollte. Danielle erhaschte einen flüchtigen Blick auf Kapitän Hephyra, die gerade das Ruder übernahm und sich abmühte, das Schiff in den Wind gedreht zu halten. Vor dem Kartenraum trafen sie Talia, die Danielle an der Hand nahm und ihr nach drinnen half. Als die Tür sich öffnete, erzeugte der Wind einen Miniatursturm aus Papier. Lannadae schlüpfte hinter Danielle hinein, und Schnee zog die Tür hinter ihnen zu.
    Mit drei Personen und einer Undine ging es im Kartenraum ziemlich eng zu. Schnees Halsband leuchtete auf und sorgte für Licht. Ein einzelner Schreibtisch nahm den halben Raum ein; die gegenüberliegende Wand wurde von einer riesigen Karte Lorindars und der umgebenden Länder beherrscht. An einer Seite der Wand waren lange Schubfächer aus rot gebeiztem Holz angebracht, jedes mit einem kleinen Messinghaken zugeklinkt.
    Steingewichte hielten eine weitere Karte flach auf dem Schreibtisch, in deren Zentrum einer der Spiegel aus Schnees Halsband stand, dessen dünne Golddrähte sowohl als Beine wie auch als

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