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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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nicht?« Talia grinste. Die Wellen warfen das Schiff wie ein Spielzeug nach vorn, und Talia rief: »Komm schon!«
    Danielle stand taumelnd auf. Wasser strömte über beide, als Talia sie weiterzerrte. Stehen zu bleiben war ein Ding der Unmöglichkeit, und ohne die Peitsche, die sie an Talia fesselte, wäre sie gestürzt. Danielle hielt den Atem an, aber die Phillipa legte sich wieder flach und ermöglichte es ihnen, sich wieder zu fangen. Das Heck begann sich zu senken, und sie wurden beide nach hinten auf den Kartenraum zugeworfen. Danielle krachte mit der Schulter gegen die Tür und demolierte den Rahmen noch mehr; Talia schaffte es, sich mit der freien Hand abzufangen.
    Lachend zog Talia die Tür auf. »Nach Euch, Eure Hoheit!«
    »Du bist ja völlig irre!«, sagte Danielle, aber gleichzeitig spürte sie, wie auch in ihr ein manisches Gelächter aufstieg. Vielleicht war es aber auch nur ihre letzte Mahlzeit. Stumm dankte sie Schnee für ihren Zaubertee.
    »Das war lustig, was?« Talia fing an, die Peitschenschnur von Danielles Arm zu lösen.
    »Konntest du feststellen, ob es funktioniert hat?«, fragte Danielle.
    Schnee nickte. »Der Spiegel entfernt sich mit hoher Geschwindigkeit.«
    Noch während sie sprach, begannen das Schlingern und Stampfen des Schiffes sich abzuschwächen. Der Wind beruhigte sich, und allmählich stabilisierte die Phillipa sich im Wasser.
    »Ich wusste es!«, jubelte Lannadae. »Ich wusste, dass Schneewittchen und Aschenputtel uns retten würden!«
    »Schneewittchen und Aschenputtel haben uns gerettet?«, wiederholte Talia. Kopfschüttelnd steckte sie die Peitsche weg.
    Wenig später öffnete Kapitän Hephyra die Tür, und Sonnenlicht strömte in den Kartenraum. Wasser tropfte von Hephyras Kleidern. Stummel, der Kater, hatte sich in ihren Armen zusammengerollt und miaute bemitleidenswert.
    »Geht es ihm gut?«, fragte Danielle.
    »Er ist in Ordnung.« Hephyra kraulte dem Kater die Ohren. »Er hat sich dafür entschieden, sich in einem der Boote zu verstecken; bis das Unwetter vorbei war, stand er bis zum Hals im Wasser, war aber vor Angst so starr, dass er nicht herausklettern konnte. Er ist nicht das hellste Tier.«
    Draußen sah Danielle die Mannschaft, die das ärgste Wasser vom Deck wischte - jedenfalls diejenigen, die sich so weit erholt hatten, dass sie sich bewegen konnten. Manche hingen immer noch über der Reling. Erfahrene Seemänner oder nicht, ein solches Wetter konnte jedem Mann den Magen umdrehen.
    »Haben wir noch mehr Überraschungen auf dieser Reise zu erwarten?«, fragte Hephyra.
    »Vermutlich«, sagte Danielle.
    »Dachte ich mir schon.« Hephyra wischte sich das Gesicht ab und fuhr mit der Hand über den gesprungenen Türrahmen. »Ich wüsste es zu schätzen, wenn Ihr davon Abstand nähmet, mein Schiff mehr als unbedingt nötig kaputt zu machen. Es tut weh.«
    Danielle nickte. »Ist vermerkt, Kapitän.«
    Hephyra drehte sich um und wandte das Gesicht der Mannschaft zu. »Worauf warten die Herren? Schiff wenden und klarhalten zum Ankern!«
    »Zum Ankern?«, vergewisserte sich Schnee.
    Hephyra zeigte zum Bug. »Vor uns liegen Felsen. Wären wir noch länger in diesem Sturm getrieben, hätte es uns den Kiel weggerissen. Die Phillipa kann nicht durch diese Gewässer segeln; den Rest der Reise macht Ihr im Boot.«
    »Ist schon gut«, sagte Lannadae und krabbelte an Hephyra vorbei zur Reling, wo sie sich hochzog und tief einatmete. »Wir sind da.«

Kapitel 6
    Als sie den Blick übers Wasser schweifen ließ, verstand Danielle, wieso Kapitän Hephyra es nicht wagte, mit der Phillipa weiterzusegeln. Felsen bohrten sich in die Luft, als hätte der Ozean eine uralte Gebirgskette überflutet und nur die Gipfel verschont. Manche waren kaum so groß wie ihr Boot, wohingegen andere groß genug waren, um dicht gedrängten Grasbüscheln und sogar Bäumen Nahrung zu bieten.
    Lannadae saß vorn im Boot, die Schwänze an die beiden Seiten gepresst. Hephyra hatte angeordnet, dass für diese Reise das Beiboot zu Wasser gelassen wurde; es war größer als das Dingi und bot sowohl ihnen allen als auch zwei Ruderern und, wenn alles gut ging, einer zweiten Meerjungfrau Platz. James hatte sich freiwillig gemeldet, sie herauszurudern, zusammen mit einem stämmigen Matrosen mit Bart namens Douglas. James hielt die Strickleiter fest, um das Boot ruhig zu halten, während Schnee nach unten kletterte.
    Die Gischt der Wellen erfüllte die Luft mit einem feinen Nebel. »Und du bist sicher, dass du

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