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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Aufmerksamkeit zu erregen. »Wenn es ein Wächter ist, kannst du uns dann vielleicht irgendwie verstecken?«
    »Illusionen funktionieren nicht besonders gut bei Dingen, die keine Augen haben.«
    »Und was würde funktionieren?«
    Schnee legte den Kopf zurück wie ein Kind, das den Regen schmeckt. »Das hängt davon ab, worum es sich handelt. Wenn es auf Elementarbasis beruht, dann ›sieht‹ es uns, indem es spürt, wo wir den Wind behindern. Ein Dämonen- oder Geisterwesen würde das Blut und Leben an Bord des Schiffes schmecken. In Anbetracht der Natur der Phillipa würde es das Schiff selbst vermutlich genauso leicht erkennen. Allerdings könnte es auch eine Art von kontrollierter Projektion sein, in welchem Fall das Sehen von seinem Meister wahrscheinlich durch -«
    Danielle zog sie am Arm. »Rate!«
    »Raten?« Schnee machte die Augen auf und blickte Danielle an. Der Wind peitschte ihr die Haare ins Gesicht und verdarb ihr die beleidigte Pose. »Ich nehme an - ich spüre keine Fernwahrnehmung, was bedeutet, dass es sich wahrscheinlich um ein unbeeinflusstes Wesen irgendeiner Art handelt.«
    Ein gellender Schrei lenkte Danielles Aufmerksamkeit aufs Deck. Eine der Rettungsleinen war gerissen, und ein Matrose klammerte sich an die Reling, um nicht über Bord gespült zu werden. »Beeil dich, Schnee!«
    Schnee riss mit einer Hand einen Spiegel aus ihrem Halsband, mit der anderen zog sie aus ihrem Gürtel einen Dolch mit kurzer Klinge. Sie schnitt sich unterhalb des Daumens in den Handballen und bestrich mit dem Blut die Spiegelfläche. Nachdem sie das Messer wieder in die Scheide gesteckt hatte, führte sie den Spiegel an die Lippen und fing an zu flüstern.
    »Zaubert sie?«, fragte Lannadae aus dem Kartenraum. »Ich will zusehen!«
    »Sie wird dir später ein paar Kartentricks zeigen!«, fuhr Talia sie an. »Schnee?«
    Schnee schloss die Finger um den Spiegel. »Dieser Spiegel muss so weit wie möglich weg vom Schiff!«
    »Gib ihn mir!« Danielle nahm den Spiegel und ging in den Raum, wo sie sich die Reste von Lannadaes Imbiss schnappte.
    »Hey!« Lannadae versuchte, sich den Fisch zurückzuholen, aber Danielle trat bereits wieder hinaus in den Sturm.
    Sie blieb nur so lange stehen, um den Spiegel tief in den halb aufgegessenen Fisch hineinzustoßen. »Talia, ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen.«
    »Das ist ja ekelhaft!« Talia schob Schnee in den Kartenraum und knallte die Tür zu.
    »Dann versuch mal, eine Windel zu wechseln!« Danielle rang sich ein Grinsen ab. »Meinst du, du könntest mich zur Reling schaffen, ohne mich über Bord gehen zu lassen?«
    Talia zog eine kleine, spindelförmige Peitsche aus dem Gürtel. Danielle erkannte sie wieder: Es war eine Zaraqpeitsche, eine der bevorzugten Waffen Talias. Talia zog die dünne Schnur heraus und band damit ihren Arm an dem von Danielle fest.
    Indem sie sich so tief duckten, dass sie praktisch krochen, arbeiteten sie sich auf die Steuerbordreling zu. So schlimm der Wind zuvor auch gewesen war, jetzt musste Danielle sich schon anstrengen, um nicht einfach von den Füßen gerissen zu werden.
    »Behalt den Kopf unten!«, schrie Talia.
    Mittlerweile hatten die meisten Besatzungsmitglieder sich hingekauert und hielten sich an allem fest, was sie gerade finden konnten. Die Segel waren eingerollt, das Deck gesichert, und man konnte wenig tun, außer auf Befehle zu warten und zu hoffen, dass der Sturm bald vorbei war.
    Die Peitsche schnitt tief in Danielles Arm. Die Reling war nur noch ein paar Schritte weg, aber Talia hielt sie zurück.
    »Noch nicht!« Wieder legte sich das Schiff schräg und bäumte sich auf, als eine Welle unter ihnen durchrollte. »Jetzt!«
    Danielle wankte nach vorn und hielt sich mit aller Kraft an der Reling fest. Die Wellen waren viel zu nah für ihren Geschmack. Das Schiff beruhigte sich wieder und hob sie von der Wasseroberfläche fort. Die See war zu rau, als dass sie hätte erkennen können, ob noch Haie in der Nähe waren. Betend, dass sie nicht geflohen waren, streckte sie den Arm durch die Reling und warf Fisch und Spiegel ins Wasser. Fresst das und schwimmt so schnell und so weit weg, wie ihr könnt!
    Wieder legte sich die Phillipa schräg. Danielle stemmte sich mit den Füßen gegen die Reling und versuchte, sich umzudrehen, aber Talia hielt sie fest.
    »Warte einfach!«, rief sie. »Geh erst, wenn das Schiff sich nach vorn neigt!«
    »Was?« Danielle schüttelte den Kopf. »Du bist ja verrückt!«
    »Vertraust du mir etwa

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