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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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beabsichtigt, im Bilgewasser zu schlafen, habe ich nichts für sie.«
    Unten rührte sich Morveren und zog sich in eine aufrechte Stellung hoch. »Mach dir wegen mir keine Sorgen, Prinzessin! Ich bin es gewohnt, im Schlamm und auf Stein zu schlafen, schon vergessen? Sag der Mannschaft, sie soll nach Südwesten segeln, bis die Felsen und der Nebel hinter euch liegen, dann nach Nordwesten.«
    »Wieso Nordwesten?«, wunderte sich Hephyra. »Was hoffst du dort zu finden?«
    »Mein Zuhause. Wenn wir meine Enkelin finden wollen, so sind dort ein paar Sachen, die ich brauche.« Morveren legte sich zurück. »Etwas zu essen, wäre auch ganz nett.«
*
    Die königliche Kajüte auf der Phillipa war zwar kleiner als Danielles Gemächer daheim im Palast, doch selbst das Klosett war luxuriöser als alles, was sie aus ihrer Kindheit kannte. Der Raum, der sich achtern im Schiff befand, nannte sogar ein Glasfenster, das aufs Meer hinausblickte, sein Eigen. Stummel, der Kater, lag ausgestreckt auf einer ledergepolsterten Bank vor dem Fenster und genoss ein Sonnenbad. Große Betten nahmen beide Seitenwände ein, und auf einer Seite der Tür stand ein Schrankkoffer.
    Morveren inspizierte eines der Betten. Ihr Körper war länger als der eines Menschen, aber wegen der Amputation ihrer Schwanzflossen konnte sie sich vermutlich ohne allzu große Unannehmlichkeiten auf der Matratze zusammenrollen. Sie hielt sich am Rand fest und zog sich hoch, krümmte die Schwänze und steckte die Stümpfe unter die zerknitterten Decken. Um es warm zu haben oder aus Scham über ihre Entstellungen?, fragte sich Danielle.
    Morveren rümpfte die Nase. »Das riecht nach Vögeln!«
    »Die Matratze ist mit Daunen gefüllt«, sagte Danielle.
    Mit einem langen, zufriedenen Ächzer lehnte Morveren sich zurück. »Ich schlage euch einen neuen Handel vor: Ich gebe euch alles, was ihr wollt, wenn ihr mir dafür eins von diesen Betten besorgt.«
    Lannadae ließ sich neben dem Kopfende des Betts nieder und steckte die Schwänze unter die Matratze. »Werden diese Hiladi uns wieder verfolgen?«
    »Vermutlich«, antwortete Schnee. Sie wartete, bis Talia hereingekommen war, und zog dann die Tür hinter ihr zu. »Der Kapitän dieses Schiffes war kein Söldner.«
    »Ein Hiladi-Schiff mit roten Segeln?«, fragte Talia. »Eins, das ohne Warnung angreift und auf ein Schiff schießt, das unter den Farben Lorindars segelt? Was sollte er sonst sein?«
    »Der Kapitän war ein Hiladi-Edelmann«, entgegnete Schnee.
    Danielle blickte sie verwundert an. »Das hast du vorhin schon gesagt. Woher willst du das wissen?«
    »Ich bin in Allesandria geboren«, sagte Schnee, während sie sich mit dem kleinen Finger einen Brocken Wurmwachs aus dem Ohr pulte. »Unser Königreich grenzt an Hilad. Zu Zeiten meines Urgroßvaters waren wir ein Teil des Hiladi-Reiches. Ich habe den Mann gesehen, gegen den du gekämpft hast. Die Ehre, Gold tragen zu dürfen, ist Hiladi-Adligen vorbehalten; kein Söldner würde gegen diese Regel verstoßen.«
    »Wieso nicht?«, wollte Danielle wissen.
    »Furcht und Hochachtung. Aber hauptsächlich Furcht.« Schnee setzte sich auf die Bank und kraulte Stummel den Hals. »Die Bestrafung dafür, sich für ein Mitglied der kaiserlichen Familie Hilads auszugeben, dauert einen vollen Monat, während dessen dem Missetäter diverse Körperteile entfernt und an verschiedene Meerestiere verfüttert werden.«
    »Hat Lirea daher die Idee gehabt, das zu machen?«, fragte Lannadae, wobei sie auf Morverens Schwänze blickte. »Von ihrem Hiladi-Prinzen?«
    »Wer kann das schon sagen?« Morveren zog die Decken höher. »Lirea ist krank. Ich bezweifle, dass sie überhaupt wusste, was sie tat, als sie mich verkrüppelte.«
    »Das ändert nichts an dem, was sie getan hat«, sagte Talia.
    »Wenn meine Zauberei sie derart verletzt hat, ist es dann weniger, als ich verdient habe?«, fragte Morveren.
    Talia wandte sich ab. »Vielleicht nicht. Aber Beatrice hat es nicht verdient.«
    Stummel streckte sich und stand auf. Als er Morveren und Lannadae entdeckte, legte er die Ohren flach an. Er trottete hinüber, sprang aufs Bett und schnupperte an Morverens Schwänzen.
    »Als ich ein Kind war, griff ein Prinz Hilads eine unserer Grenzstädte an«, erzählte Schnee. »Meine Mutter ließ das Fleisch an seinem Körper verdorren und band seine Gebeine mit Golddraht in einem Vogelkäfig fest. Den Käfig hing sie in ihrem Thronraum auf, als eine Woche später der Hiladi-Botschafter eintraf. Sie fing

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