Die fiese Meerjungfrau
das nicht verstehen.«
»Vielleicht, wenn du nett bittest?«, murmelte Talia.
»Nein.« Beim Klang von Morverens Stimme zuckte Schnee zusammen.
»Ich kann das machen!«, beteuerte Schnee und konzentrierte sich erneut auf den Nix. »Hilf mir -«
»Kannst du es denn nicht riechen? Der Stamm laicht. Sie werden Lirea nicht erlauben, sie zu verlassen. Sie können nicht!« Morveren hob den Kopf und spähte aufs Wasser hinaus. »Ich hätte es ahnen müssen. Der Stress des Krieges erhöht den Fortpflanzungsdruck. Alle, die im geschlechtsreifen Alter sind, werden sich um Lirea geschart haben.«
Schnee musterte die beiden Undinen: ein alter Mann und ein Kind. Ohne Zweifel war der oder die Dritte gleichfalls in einem Alter, das eine Fortpflanzung in diesem Jahr unwahrscheinlich machte.
»Der Stamm braucht sie«, sagte Lannadae, während sie sich die Leiter zum Vorderdeck hochzog. »Ohne den Duft der Königin im Wasser sind die Weibchen für den Samen der Männchen nicht empfänglich.«
Talia zog eine Braue hoch. »Bist du nicht ein wenig zu jung, um über solche Dinge Bescheid -«
»Wenn der Paarungsduft das Wasser erfüllt, fühlen es alle Undinen, vom ältesten Nix bis zur neugeborenen Meerjungfrau. Wir können diesen Gefühlen nicht alle nachkommen, aber jeder versteht sie.« Lannadae lächelte. »Ihr Menschen verbergt so viel, versteckt eure Körper und eure Paarungsgewohnheiten, als wären sie kostbare Geheimnisse.«
»Manche von uns jedenfalls«, warf Talia mit einem Seitenblick auf Schnee ein.
Schnee rückte ihr Hemd zurecht. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, Lirea fortzulocken?«
»Frag sie, wie lange es her ist, seit das Laichen begonnen hat!«, riet Morveren ihr, die sich weiterhin geflissentlich außer Sicht hielt.
Schnee tat wie geheißen, und der Nix antwortete: »Lirea ist vor weniger als einem Tag zurückgekommen.«
»Dann wird sie den Stamm nicht verlassen«, sagte Lannadae. »Mindestens für vier weitere Tage nicht.«
»Wir können nicht einfach mit der Phillipa vor der Hilad-Küste Anker werfen und darauf warten, dass sie fertig wird«, sagte Talia.
»Nein.« Morveren sah zu Schnee hoch. »Du wirst sie zu uns bringen müssen. Der Stamm wird abgelenkt sein.« Sie rekelte sich auf dem Deck. »Solch wundervolle Ablenkungen! Ich vermisse diese Tage!«
»Was ist mit dem Stamm?«, fragte Lannadae. »Wenn Lirea mitten im Laichen fortgeht -«
»Ich verstehe nicht, warum das so dringend ist«, sagte Schnee. »Undinen sind langlebig; selbst wenn es dieses Jahr keine Geburten gibt, wird die Größe des Stammes davon kaum beeinträchtigt werden.«
»Du sprichst als Mensch«, erwiderte Morveren. »Die Undinen können den Fortpflanzungsdrang genauso wenig ignorieren, wie du den Drang zu atmen ignorieren kannst. Den Stamm mitten im Zyklus zu stören wird Aufruhr auslösen, möglicherweise sogar Gewalttätigkeiten.«
»Klingt nach einer guten Möglichkeit, sie davon abzulenken, unsere Schiffe zu attackieren«, meinte Talia.
»Sie werden diese Gewalttätigkeit wahrscheinlich nach außen tragen und noch aggressiver werden.« Morveren streckte die Hand aus, um Lannadaes Haar zu streicheln. »Lireas Duft wird nach ihrem Verschwinden noch einen Tag lang im Wasser bleiben, vielleicht auch länger. Wenn wir sie in diesem Zeitraum retten können, dann könnte sie anschließend zurückgehen, um den Stamm wieder zu lenken. Das ist unsere beste Chance.«
Schnee richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Undinen im Wasser. »Vergesst, was ihr gefunden habt! Kehrt zu eurem Stamm zurück und erwähnt uns nicht!«
Sie spürte ihren Widerstand. Ihr Misstrauen war gewachsen, und auf einer gewissen Bewusstseinsebene wussten sie, dass sie kontrolliert wurden. Ihr Verstand kämpfte darum, Schnees Herrschaft abzuschütteln. Schnee ballte die Fäuste und drückte fester, dehnte ihren Zauber aus, um auch die dritte Undine zu umfassen, die sich noch unter dem Schiff versteckte. »Vergesst!«
»Sei vorsichtig!«, ermahnte Morveren sie. »Zu viel Macht in einem solchen Zauber kann ihren Verstand beschädigen.«
»Sie Lirea erzählen zu lassen, dass wir hier sind, kann uns beschädigen«, sagte Talia.
Schnee adjustierte ihren Zauber, wobei sie sich der Dinge entsann, die Morveren sie gelehrt hatte. Eine Erinnerung zu vertreiben, erforderte sehr viel rohe Kraft, aber die Erinnerung nur für ein oder zwei Tage zu vermauern ... Sie berührte ihr Halsband und setzte die Magie der Spiegel ein, um den Zauber zu
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