Die fiese Meerjungfrau
und Jakobena
Tanzen durch den Himmel.
So mach jetzt deine Äuglein zu
Und leg dich mit dem Mond zur Ruh.«
Talia drückte die Lippen aufs Glas und gab Danielle das Armband zurück.
»Das war wunderschön.« Danielle konnte sehen, wie Jakob sich in seinen Decken vergrub. »Wieso singst du nicht öfter?«
»Meine Stimme ist eines der Elfengeschenke«, sagte Talia. »Sie gehört nicht zu den Dingen, an die ich gern denke.«
Danielle wollte noch mehr sagen, doch sie bremste sich. Die Geschichte von Dornröschen war weit verbreitet, aber nur eine Hand voll Leute kannte die Wahrheit dahinter. Kein prinzlicher Kuss hatte Talia aus ihrem verfluchten Schlaf geweckt: Stattdessen hatte ein Prinz Talias Körper gefunden und sie benutzt, um seine eigenen Triebe zu befriedigen. Die Schmerzen der Wehen ließen Talia erwachen, als ihr Körper Zwillinge aus ihrem Schoß ausstieß. Kinder, die sie zurückgelassen hatte, als sie geflüchtet war.
»Danke, dass du auf ihn aufpasst«, sagte Danielle, während sie das Armband wieder anlegte. Die Drähte strafften sich, und Jakobs Bild verschwand.
»Klar passe ich auf ihn auf. Nur erwarte nicht von mir, dass ich seine Windeln wechsle.«
Danielle verbarg ein Gähnen. »Ist Schnee noch bei Morveren?«
»Wo sollte sie sonst sein?« Talia hob ein Bein und drehte sich um die eigene Achse, wobei sie langsam eine Serie von kurzen Tritten ausführte. »Lannadae hat im Boot geschnarcht, als ich vorbeikam, aber Schnee und Morveren schwatzen immer noch davon, Leute in Frösche zu verwandeln oder worüber auch immer Hexen sich unterhalten, wenn sie zusammenkommen.«
»Du bist bloß sauer, weil ihr Plan nicht beinhaltet, Lirea zu verprügeln«, hänselte Danielle sie.
»Wenn Schnee meint, sie und Morveren können Lirea lange genug kontrollieren, um dieses Messer zu kriegen, dann werde ich sie nicht daran hindern.« Talia ließ eine besonders heftige Reihe von Schlägen vom Stapel.
Danielle kannte diesen Gesichtsausdruck. »Du machst dir Sorgen um sie.«
»Sie hat Morveren ihren Körper in eine Meerjungfrau verwandeln lassen!« Talia winkelte das Bein an, ging mit dem Körper tiefer und wiederholte dann ihre Tritte. »Du bist die Naive, die darauf besteht, jedem zu vertrauen, den sie kennenlernt - Schnee sollte es besser wissen!«
»Sie hat die Transformationsmagie erlernen wollen, seit wir aus Elfstadt zurückgekommen sind«, sagte Danielle. »Die Verwandlung war vorübergehend, und Schnee scheint es gut zu gehen.«
»Ich habe sie noch nie so voller Eifer erlebt. So hungrig. Sie hat kaum mit mir gesprochen.«
»Du bist auch nicht gerade vor Wärme übergesprudelt«, hielt Danielle ihr vor Augen.
Talia drehte sich weg. »Nichts hiervon wäre passiert, hätte Morveren nicht Magie eingesetzt, um zu versuchen, ihre Enkelin zu verändern.«
»Aber genau darum hatte Lirea sie gebeten«, wandte Danielle ein.
Talia verpasste der Wand einen Handkantenschlag. »Lirea war wenig mehr als ein Kind. Sie kannte die Risiken nicht - Morveren schon.«
Danielle strich mit den Fingern über ihr Armband und dachte an Jakob und daran, wie schwer es war, ihm einen Wunsch abzuschlagen. »Sie hat einen Fehler gemacht; jetzt versucht sie, einen Weg zu finden, Lirea zu helfen.«
»Da ist sie wieder, die Naivität, die ich von dir gewohnt bin!«
»Morveren hat ihre Enkelin nicht in eine Mörderin verwandelt - Lirea ist diejenige, die ihren Prinzen umgebracht hat.«
»Nachdem dieser Prinz sie benutzt und dann ausrangiert hat.« Talia entspannte sich und wischte sich die Stirn am Ärmel ab. »Eigentlich hat Lireas Geschichte viel mit deiner gemein. Ihr beide habt euch Männern hingegeben, die ihr kaum gekannt habt. In deinem Fall hat sich Armand als guter Mann herausgestellt; Lirea hatte nicht so viel Glück.«
Danielle schüttelte den Kopf. Selbst wenn Armand sie verraten würde, konnte sie sich nicht vorstellen, ihn umzubringen. Nicht einmal wenn ihr Leben davon abhinge, so wie es bei Lirea gewesen war. »Armand hätte mich nie so behandelt.«
»Warum? Weil er so gut getanzt hat? Wegen seiner charmanten Worte und seines liebenswürdigen Lächelns?« Talia leitete eine weitere Reihe von Tritten ein. »Armand hat dich viel schneller gebeten, ihn zu heiraten, als Lirea es Gustan vorgeschlagen hat.«
»Wenn Prinz Gustan so schrecklich war, warum ist dann Lirea immer wieder zu ihm zurückgekehrt?«, fragte Danielle.
»Vermutlich, weil Gustan sich genauso charmant zu geben wusste wie dein Gatte, wenn nicht
Weitere Kostenlose Bücher