Die fiese Meerjungfrau
dann sag, ihr kommt, um euch mit der Ilowkira-Linie zu vereinigen. Wende die Magie an, die wir geübt haben, um Lirea herauszulocken. Ihre Wut und Furcht werden für dich arbeiten, und ihr Körper wird erschöpft sein, sodass sie langsamer als sonst sein wird. Der Rest des Stammes wird die Laichgründe nur widerwillig verlassen; du kannst sie in diesem Widerwillen noch bestärken, um sicherzugehen, dass sie euch nicht folgen. Sobald du Lirea zum Schiff geführt hast, können wir zusammenarbeiten, um sie gefangen zu nehmen.«
»Noch mehr Zauberei«, klagte Lannadae. »Was, wenn dadurch alles nur noch schlimmer wird?«
»Noch mehr Zauberei ist die einzige Hoffnung, die deine Schwester hat«, erwiderte Morveren. »Es ist die einzige Möglichkeit, ihr Leben zu retten.«
»Wenn sie sich mit ihrer Zauberei um alles kümmern kann, wozu braucht sie dann noch die beiden hier?« Hephyra zeigte mit dem Finger auf Talia und Danielle.
Talia setzte eine finstere Miene auf. »Wenn alles so klappt, wie Morveren es schildert, dann wird Schnee nichts passieren. Ich persönlich habe allerdings nicht viel Vertrauen in ihr Urteilsvermögen.«
»Dann schickt doch Lannadae«, sagte Hephyra.
Bei diesem Vorschlag plusterten sich die Schuppen der jungen Meerjungfrau auf, und die Angst war ihr deutlich anzusehen. Sie sagte nichts, sondern drehte sich nur mit großen Augen zu Morveren um.
Diese schüttelte den Kopf. »Sie ist königlichen Blutes. In dem Moment, da ihr Duft das Wasser erfüllen würde, würden sie wissen, dass sie da ist. Wenn sie älter wäre, wäre ihr Duft vielleicht stark genug, um ihrer Schwester die Kontrolle zu entreißen, aber jung, wie sie nun einmal ist, kann ich mir keine schnellere Methode vorstellen, euch alle vom Leben in den Tod zu befördern.«
»Uns wird schon nichts geschehen!« Danielle schlang die Arme um sich, um sich vor dem Wind zu schützen. Sie kam sich entblößt vor und war ein bisschen verlegen. Jakobs Entbindung hatte Spuren hinterlassen, und sie konnte nicht umhin, ihren Körper mit Schnees makelloser Figur zu vergleichen. Aber ihr Unbehagen war nichts im Vergleich zu dem Talias. Talia war so steif und verkrampft, wie Danielle sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie weigerte sich, irgendjemanden anzusehen. Worte hätten ihr Unbehagen nur verstärkt, deshalb fragte Danielle einfach: »Können wir uns bitte beeilen?«
»Schnee kann sich selbst verwandeln.« Morveren kroch auf Talia zu. »Ich werde mich um diese beiden kümmern; dafür bin ich ausgeruht genug.«
Talias Hand schoss vor und packte Morveren am Handgelenk. »Fass mich an, und ich breche dir den Arm!«
Morveren riss sich los, wich zurück und blickte finster drein. Danielle ging dazwischen. »Talia, sie wird dir nicht wehtun!«
»Das weiß ich«, raunte Talia. »Ich weiß auch, dass es die einzige Möglichkeit ist, zu Lirea zu kommen, aber ich habe es nicht gern, wenn Leute Zauberei einsetzen, um sich an meinem Körper zu schaffen zu machen. Ich will nicht, dass sie mich berührt!«
Danielle tat ihr Möglichstes, um ihre eigene Angst zu unterdrücken. »Ich werde den Anfang machen.« Sie setzte sich aufs Deck und hielt den Atem an, als ihr Hintern das kalte, nasse Holz berührte.
Ihre Hände wurden schweißnass vor Nervosität, als Morveren sich eine Schuppe aus dem Schwanz zog und sich anschickte, in ihre Haut zu schneiden. Talia zuliebe rang sie sich ein Lächeln ab. Morverens Hände arbeiteten schnell und sicher und beendeten die Schnitte, fast bevor der Schmerz einsetzte. Fast.
Gleich darauf wurden Danielles Beine heftig gegeneinandergedrückt. Sie biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Schrei. Ihre Fingernägel gruben sich ins Deck, während sie darauf wartete, dass der Schock vorüberging.
Morveren drehte sich zu Talia um, die blutige Schuppe noch in der Hand.
»Du machst wohl Witze!«, sagte Talia.
»Wie wäre es, wenn Schnee stattdessen den Zauber wirkt?«, schlug Danielle vor.
»Nein!«, sagte Morveren. »Sie sollte sich ihre Kraft für Lirea aufsparen. Ich kann -«
»Ich mache es.« Schnee lag auf dem Deck und trug nichts außer ihrem Halsband und Morverens Gurten. Ihr rot beschuppter Schwanz klatschte gegen den Segeltuchvorhang.
Talia setzte sich und schloss die Augen. »Mach es schnell!«
Danielle sah sich ihren eigenen Undinenkörper an. Ihr Rumpf war dicker, fast so, wie er in jenen ersten Wochen nach Jakobs Geburt ausgesehen hatte, und ihr Haar fühlte sich gröber an, außerdem gab es mehr davon
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