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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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gestreift. Es kitzelt.« Sie tätschelte ihren Mast, wobei ihre Finger fast unmerklich ins Holz einsanken. »Zwei sind noch unten. Sie haben schon mit ihren Speeren nach uns gestochert.«
    »Sie testen deine Stärke«, sagte Morveren. »Wenn dies eines von Lireas Überfallkommandos wäre, wären es mehr Krieger. Das hier sind Wachen, die die Laichplätze bewachen. Wenn ihr euch als Bedrohung herausstellen solltet, werden sie um Hilfe singen und euch von unten versenken.«
    »Glücklicherweise werden wir sie aufhalten, ehe ihnen klar wird, was für eine große Bedrohung wir sind«, sagte Schnee. Hephyra wirkte nicht beruhigt.
    Schnee begab sich auf die Seite des Decks. Das Wasser war so dunkel, dass sie kaum erkennen konnte, wo das Meer aufhörte und der Himmel begann. Die einzige Ausnahme war ein breiter Streifen weißen Lichts, den der Mond auf die Wellen malte. Ein schwacher Schatten am Horizont mochte Land sein, aber vielleicht war es auch nur ein Streich, den ihr die Augen spielten.
    »Werden sie dich da unten hören können?«
    Schnee fuhr zusammen und drehte sich zu Talia um. »Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn du dich von hinten an mich ranschleichst!«
    »Dann solltest du vielleicht besser aufpassen!« Talia beugte sich über die Reling. »Hephyra wusste, dass ich hier bin.«
    »Das zählt nicht!«, wehrte sich Schnee. »Hephyra ist das Schiff. Wenn du auf mich trätest, wüsste ich auch, dass du da bist.«
    »Ich werde nächstes Mal daran denken.«
    »Dort!«, sagte Morveren und zeigte auf einen einzelnen Nix, der sich im Wasser auf und ab bewegte wie eine Boje. »Falls ihm irgendetwas zustößt, wird einer seiner Freunde eine Warnung an den Stamm singen, während die anderen von unten angreifen.«
    Schnee rieb sich die Hände. Bevor der Undinenkundschafter sprechen konnte, beugte sie sich hinaus und rief: »Da seid ihr ja! Ich dachte schon, Lirea hätte uns vergessen!«
    Der Nix schwamm näher heran, bis er sich im Lichtkreis der Laternen befand, die auf dem Schiff brannten. Seine Haare sahen aus wie verfilzte weiße Wolle und sein Gesicht war fast so verschrumpelt wie das Morverens. Als Wachposten wäre er nicht Schnees erste Wahl gewesen.
    »Wer bist du?«, fragte er herrisch.
    »Was meinst du damit, wer ich bin?« Schnee schlug mit den Handflächen auf die Reling. »Ich bin eine Freundin von Lirea. Sie wollte unter vier Augen mit mir sprechen; es geht um ihre Großmutter. Wo ist sie?«
    »Lirea ist keine Freundin der Menschen«, sagte der Nix.
    »Das hat Kapitän Varisto uns aber anders erzählt.« Schnee streckte ihre Sinne aus, wie Morveren es sie gelehrt hatte. Eine Hand ging zum Halsband.
    »Lass das!«, zischte Morveren, ohne hochzukommen. »Du brauchst das nicht!«
    Schnee machte eine rüde Gebärde, ließ die Hand jedoch wieder sinken. Ihre Lider flatterten. Den einen Nix an der Oberfläche konnte sie wahrnehmen, aber wo waren die beiden anderen Undinen? Das Misstrauen von diesem hier zu zerstreuen würde nichts nützen, falls die anderen merkten, was vor sich ging.
    »Varisto ist ein Sonderfall.« Der Nix kam noch näher heran. »Du sprichst die Sprache Lorindars, nicht Hilads!«
    Schnee konzentrierte sich auf den Nix, den sie sehen konnte. Mithilfe von Zauberei eine Katze dazu zu verleiten, ihren eigenen Schwanz anzugreifen, war eine Sache; einen erfahrenen Krieger zum Narren zu halten, war viel schwieriger. Sein Argwohn war offenkundig, so augenfällig, dass sie ihn fast berühren konnte. Sie streckte die Hände aus, um genau das zu tun und seine Zweifel zurückzudrängen.
    »Bring Lirea zu uns.« Sie sang leise, konzentrierte ihre Stimme nur auf ihn allein.
    Eine zweite Undine tauchte auf, ein Mädchen, fast noch ein Kind. Sie flüsterte dem älteren Nix etwas zu.
    Hinter Schnee begann Morveren zu summen und lieh ihr Stärke. Morveren hatte die Zeit auf dem Schiff offensichtlich gutgetan, und Schnee spürte die zusätzliche Kraft, die ihr Lied durchströmte. Sie lächelte und versuchte es noch einmal. »Geh jetzt und sage Lirea, dass wir Neuigkeiten von ihrer Großmutter haben. Neuigkeiten für sie allein.«
    »Sie hat nie etwas gesagt ... Sie kann nicht.« Der Nix schüttelte den Kopf. »Lirea wird gebraucht. Wenn sie jetzt fortgeht -«
    »Wenn sie es nicht tut, verliert sie Morveren. Weißt du, was sie mit dir anstellen wird, wenn du sie um diese Chance bringst?«
    Schnee konnte seine Angst fühlen. Er wusste, wie sehr Lirea Morverens Tod wollte, dennoch zögerte er. »Ein Mensch kann

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