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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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sogar charmanter. Weil Lirea jung und unerfahren war und ein Mann wie Gustan ganz genau weiß, wie man ein Mädchen dazu bringt, zu ihm ins Bett zu steigen. Und weil Lirea, als sie heranwuchs, nicht so viel Glück hatte wie du.«
    Ein herausgestottertes »Glück?« war nicht die würdevollste oder königlichste Erwiderung, aber die einzige, die Danielle über die Lippen brachte.
    Talia setzte sich auf das Bett gegenüber. »Du bist nicht ins Königshaus hineingeboren worden. Du wurdest in der wirklichen Welt großgezogen und hast sehr schnell gelernt, wie grausam diese Welt sein kann. Aber du hattest auch eine Mutter, der du so am Herzen lagst, dass sie noch lange über den Tod hinaus blieb, nur um auf dich aufzupassen. Du hast gelernt, die Schläge, die das Schicksal austeilt, einzustecken. Und du hast gelernt, was Liebe wirklich bedeutet. Ich nehme an, dass es dir deshalb gelungen ist, dir deinen Idealismus so lange zu bewahren.
    Lirea hingegen ist als Prinzessin großgeworden, umgeben von Wachen und beschirmt vor allen Schmerzen, die das Leben bereithält. Wenn Jakob größer wird, wirst du sehen, wie anders als deine seine Erziehung verlaufen wird. Wenn du dem Königshaus angehörst, dann lernst du, dass die meisten Leute jedem deiner Wünsche gehorchen. Du beginnst zu glauben, dass du besser bist als alle um dich herum. Es ist keine Arroganz, es ist ... Na schön, es ist Arroganz. Aber wenn du jung bist und nie etwas anderes kennengelernt hast, dann ist das für dich einfach die Art, wie die Welt funktioniert.«
    Talia wühlte in ihrem kleinen Koffer herum, der am Fuß des Betts stand, und förderte eine kleine Pfeife und einen Tabaksbeutel zutage. Sie redete weiter, während sie den Kopf aus Meerschaum stopfte. »Deine Eltern bringen dir etwas über Politik und Machenschaften bei, aber du glaubst immer, dass du geschützt bist. Dass nichts wirklich Schlimmes jemandem wie dir widerfahren kann, denn du bist ja von königlichem Blut. Du bist ja etwas Besonderes. Wenn das Leben schließlich diese Illusion zerstört, dann weißt du nicht, wie du damit zurechtkommen sollst.«
    Danielle beobachtete Talia genau, aber ihre Miene blieb die ganze Zeit über unverändert. »Dann habe ich also Glück, weil das Leid, das ich durch die Hände meiner Stiefmutter und meiner Stiefschwestern erfahren habe, mich auf die Missstände der Welt vorbereitet hat?«
    »Das erste Mal, wenn jemand dich schlägt, bist du schockiert. Dir fehlen die Reflexe, um die Schläge abzublocken oder denen auszuweichen, bei denen dir das nicht gelingt. Je früher du diese Fertigkeiten erlernst, desto leichter fällt es dir, mit dem nächsten Kampf umzugehen.«
    Talia durchquerte die Kajüte und zündete ein kleines Wachsstäbchen an der Lampenflamme an. »Die Leute lernen auf unterschiedliche Weise, zurechtzukommen. Du machst Sachen sauber, wenn du durcheinander bist.« Sie zeigte auf das, was sie meinte, und Danielle merkte auf einmal, dass sie gerade ihr Armband mit dem Zipfel der Bettdecke polierte. »Lirea schlachtet Leute ab.«
    Bedächtig legte Danielle die Decke nieder und verschränkte die Hände. »Und wie kommt dann Schnee zurecht?«
    »Sie schläft mit Männern und macht sich an der Natur der Realität zu schaffen.« Talia zog an ihrer Pfeife und blies einen Rauchkringel in Richtung Tür. »Ob auf die eine oder die andere Weise, letztendlich geht es immer um Kontrolle.«
*
    Schnee hatte den größten Teil der Nacht damit verbracht, Blütenwürmer in Schmetterlinge zu verwandeln. Wenn die Schmetterlinge fortflogen, rief sie sie mittels Zauberei wieder zurück - alle bis auf den einen, der einer durchnässten dreibeinigen Katze zum Opfer fiel.
    »Gut«, sagte Morveren, als Schnee eine weitere Verwandlung vollendete. Sie saßen zusammen am Fockmast; Lannadae hatten sie zum Schlafen im Boot gelassen. »Deine Lieder sind schon präziser. Du bist die geborene Zauberin, Kind.«
    Schnee grinste und wandelte ihren Zauber ab. Der Schmetterling flatterte herüber und landete auf Morverens Nasenspitze.
    Die Meerjungfrau lachte. »Ich kann eure Sprache zwar nicht besonders gut lesen, aber sind das nicht deine Initialen da auf den Flügeln?«
    Schnee setzte zu einer Antwort an, aber ihre Aufmerksamkeit wurde auf Kapitän Hephyra gelenkt, die mit großen Schritten auf sie zukam.
    »Undinen?«, fragte Schnee, sobald Hephyra aufs Vorderdeck gestiegen war.
    »Ich habe drei von ihnen unter dem Rumpf vorbeischwimmen spüren, denn sie haben meine Wurzeln

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