Die fiese Meerjungfrau
unbrauchbare Waffe fallen und trat den Rückzug über die Treppe an, indes ihre Schwänze sich in Beine verwandelten. Sie zog ihr Messer aus den Gurten, packte Schnee an den Haaren und riss ihren Kopf hoch, sodass die Kehle frei lag.
»Lirea!« Talia duckte sich und suchte hinter der kaputten Glocke Schutz vor dem Wind, während sie ein Messer aus dem Gürtel zog und warf. Die Luftgeister schlugen es mühelos zur Seite, aber es reichte, um Lirea zusammenfahren zu lassen.
Talia stemmte sich gegen den Wind, zog beide Messer aus den Scheiden an den Unterarmen und warf eins mit links. Wie das erste flog auch dieses weit am Ziel vorbei. Aber noch während die Klinge scheppernd gegen die Wand prallte, beurteilte Talia ihre Flugbahn und warf die nächste. Diesmal zielte sie nach rechts, ein Wurf, der das Ziel weit verfehlt hätte ... hätte der Wind nicht die Richtung geändert gehabt, um das erste Messer abzufangen.
Es war kein perfekter Wurf - nicht einmal Talia war so gut. Aber die Klinge senkte sich in Lireas Schulter.
Die Meerjungfrau stieß einen gellenden Schrei aus und ließ die eigene Waffe fallen. Sie riss sich Talias Messer aus der Schulter und schleuderte es fort. »Bleibt aus meinem Verstand!«
Talia watete bereits auf die Treppe zu. Alles, was sie sehen konnte, war Schnee, die auf den Stufen lag. In diesem Moment wollte sie nichts weiter, als Lirea mit bloßen Händen in Stücke zu reißen.
Lirea verschwand über die Treppe nach oben, während ihre unverständlichen Schreie im ganzen Turm widerhallten. Talia folgte ihr in den dunklen Raum darüber. Sie sprang von den Stufen, ausbalanciert, um einem erneuten Angriff ausweichen zu können, aber Lireas einziges Interesse schien der Flucht zu gelten. Talia hörte, wie sich ihre Schritte auf den Stufen über ihr entfernten.
»Schnee ist verletzt!«, rief Danielle. »Wir müssen sie hier rausschaffen!«
Das war vermutlich das Einzige, was Talia wieder zur Besinnung bringen konnte. Sie zögerte, dann kehrte sie um.
»Was ist passiert?«, fragte sie. Jetzt, da sie aufgehört hatte zu rennen, drohten die Beine unter ihr nachzugeben. »Schnee fing an, ihren Zauber zu wirken, und dann -« Ihre Stimme brach.
»Die Luftgeister haben sie gegen die Wand geschleudert«, erklärte Danielle, während sie durchs Wasser watete und den Dreck auf dem Boden durchwühlte.
Talia kniete sich neben Schnee hin. Ihre Illusionen waren verschwunden, als sie das Bewusstsein verloren hatte, und Talia konnte sehen, wie sich ihre Brust mit jedem langsamen Atemzug hob und senkte. »Du hast gesagt, du könntest das machen! Lirea schlief! Du hast gesagt, du seist stark genug, verdammt noch mal!«
»Sieh nach, ob sie noch andere Verletzungen hat!«, forderte Danielle sie auf.
Auf die Stufe, auf der Schnees Hinterkopf lag, tropfte Blut. »Tu mir das nicht an!«, flehte Talia. »Du wirst wieder in Ordnung kommen! Wach einfach nur auf!«
»Sie anzuschreien wird ihr nicht helfen.« Danielle hatte das Messer gefunden, das Lirea hatte fallen lassen, und nahm es an sich. »Wir müssen sie hier rausschaffen.«
»Ihr Schädel könnte gebrochen sein«, sagte Talia. »Vielleicht hat sie Hirnblutungen! Schnee ist die Heilerin, nicht ich! Wenn wir versuchen, sie zu bewegen, könnte sie sterben!«
»Wenn wir hierbleiben, wird sie das auf jeden Fall. Wir alle werden das.« Danielle erklomm die Stufen und klatschte Talia das Messer in die Hand. »Ich habe keine Möglichkeit, es zu tragen.«
Talia steckte Lireas Messer in eine ihrer Scheiden, ohne die Augen von Schnee zu nehmen. »Ich darf sie nicht auch noch verlieren.« Sie redete unzusammenhängendes Zeug, aber sie konnte sich nicht daran hindern. »Nicht Schnee. Danielle, ich -«
Danielle verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Es war kein fester Schlag, aber er reichte, um Talias Aufmerksamkeit zu erlangen, ebenso sehr durch den Schmerz wie durch den Schreck. Danielle holte ein zweites Mal aus, und Talia riss automatisch den Unterarm hoch, um abzublocken.
Danielle zuckte zusammen und rieb sich das Handgelenk, wo Talia sie getroffen hatte. »Hilf mir, sie zu tragen!«
Talia fragte sich, ob sie diesen Ton von der Königin gelernt hatte oder ob es nur eine Muttersache war. Es war eine Stimme, die keinen Raum für Diskussionen ließ. Sie nahm Schnees Arme, während Danielle ihre Beine hochhob; gemeinsam trugen sie sie, ganz vorsichtig, um nicht auszurutschen, die Treppe hoch. Die Luftgeister hätten sie alle mühelos herunterwehen können, aber
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