Die fiese Meerjungfrau
würde, hielt sich aber gerade noch zurück: Im Augenblick war Schnee zu leicht abzulenken.
»Sie kämpft gegen mich an, sogar in ihren Träumen«, sagte Schnee. »Dazu sollte sie eigentlich nicht imstande -«
Die Zweige des Weidenbaums schossen wie Peitschen vor, und Schnee schrie auf. Talia warf ihr Messer, aber ein plötzlicher Windstoß schlug es zur Seite, sodass es harmlos von der Wand abprallte.
Talia sprang von den Stufen, das geklaute Schwert mit beiden Händen umklammernd. Auf der anderen Seite des Raums setzte Lirea sich mit unglaublich weit aufgerissenen Augen auf. Sie sah aus wie ein Kind, das aus einem Albtraum aufgewacht war.
Der Wind krachte von hinten in Talia und warf sie ins Wasser. Schon wieder die verfluchten Luftgeister! Sie versuchte, sich aus dem schleimüberzogenen Schutt auf dem Grund hochzudrücken, aber der Wind war zu stark. Sie zog die Beine unter sich und drückte fester, bis sie schließlich das Gesicht aus dem Wasser bekam. Der Wind blies so heftig, dass er eine schüsselförmige Vertiefung im Wasser erzeugte.
Ein einziger Atemzug gelang ihr, ehe ein anderer Wind sie von der Seite traf, aus dem Gleichgewicht brachte und wieder nach unten drückte. Über dem Druck in ihren Ohren und dem Tosen des Windes hörte sie kaum Danielles geschriene Warnung.
Lirea hatte sich von ihrem Zufluchtsort unter dem Baum ins Wasser gestürzt und kam auf Talia zugeschwommen. Sie trug einen langen Speer, ähnlich dem, den sie auf der Glaspantoffel benutzt hatte. Talia riss das Schwert herum, um den Speer zur Seite zu schlagen, aber Lirea krachte mit dem Körper in sie hinein und stieß sie beide unter Wasser.
Talia versuchte, nach oben zu stechen, aber Lirea drückte sie auf den Grund, sodass sie keine Armfreiheit hatte. Sie zerrte Talia über Steine und Trümmer, bis sie beide gegen etwas Härteres stießen - die heruntergefallene Glocke. Talia stemmte sich dagegen, ließ das Schwert fallen und griff stattdessen nach dem Schaft von Lireas Speer, erwischte das Ende und drückte, indem sie den Speer als Hebel einsetzte, um Lirea von sich wegzuschieben. Ihre Lunge brannte bereits aufgrund des Luftmangels.
Lirea setzte sich zur Wehr, und Talia änderte ihre Taktik. Sie rammte der Meerjungfrau das Knie in die Seite; Lireas Griff lockerte sich, und Talia strampelte sich frei. Nach Luft schnappend sprang sie zurück, um sich Platz zu schaffen. Sie wich einem erneuten Stoß von Lireas Speer aus, dann schlugen die Luftgeister wieder zu und schleuderten sie gegen die Glocke.
Lirea war im Wasser einfach zu schnell. Sie flitzte wie ein Dämon hin und her und hechtete hierhin und dahin, bevor Talia reagieren konnte.
Nur mit knapper Not konnte Talia durch eine Körperdrehung dem nächsten Angriff ausweichen. Lireas Speer ließ die Glocke ertönen, und dann fegte einer ihrer Schwänze unter Talias Beine. Der andere Schwanz schnellte nach oben, legte sich um ihre Brust und presste ihr die Arme an die Seiten. Indem Lirea sich nach hinten fallen ließ, zog sie Talia unter Wasser und quetschte ihr die Luft aus der Lunge. Talia grub die Finger zwischen Lireas Schuppen und zog. Die Schuppen schnitten ihr in die Finger, aber sie zog, bis sie Lireas Haut reißen hörte, trotzdem ließ die Meerjungfrau nicht los. Sterne begannen vor Talias Augen zu tanzen, in ihrem Schädel hämmerte das Blut. In der Ferne hörte sie Schreie, und dann schwamm Lirea unvermittelt fort.
Talia zog sich nach oben und versuchte, sich nicht zu übergeben. Auf einer Seite des Raums kämpfte Danielle schwankend gegen den Wind an, ihr Glasschwert mit beiden Händen umklammernd. Lirea hatte sich ihren Speer wiedergeholt, aber es sah so aus, als habe Danielles verzauberte Klinge die Spitze abgeschnitten.
Die windgepeitschte Gischt machte es schwierig, Danielles Bewegungen zu folgen; sie schien vor Lirea zurückzuweichen. Wenn es Talia nicht gelungen war, die Meerjungfrau zu besiegen, würde Danielle erst recht nicht lange durchhalten. »Wo bleibt die Zauberei, Schnee?«
Danielle stieß ihr Schwert in Richtung Treppe. Die meisten Kerzen waren ausgegangen, aber Talia konnte gerade noch Schnees Körper erkennen, der zusammengebrochen auf den Stufen lag, die Beine unter Wasser. Sie bewegte sich nicht.
Danielle versuchte, an Lirea vorbei zur Treppe zu kommen, aber Lirea knüppelte mit dem Speer auf ihren Arm ein. Danielle traf den Speer ein weiteres Mal und schnitt ihn entzwei, und dann schleuderte der Wind sie ins Wasser.
Lirea ließ die
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