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Die Finkler-Frage - Jacobson, H: Finkler-Frage

Die Finkler-Frage - Jacobson, H: Finkler-Frage

Titel: Die Finkler-Frage - Jacobson, H: Finkler-Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Jacobson
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nicht impotent«, fuhr er fort, »nur fühle ich mich an eine Zeit erinnert, in der ich es war. Damals lag es an Malkie. Habe ich dir je erzählt, dass sie Horowitz getroffen hat?«
    Treslove fragte sich, was jetzt wohl kam. »Hast du nicht«, brachte er zögerlich vor, da er nicht den Eindruck erwecken wollte, Libor zum Weiterreden zu verleiten.
    »Tja, hat sie aber. Zwei Mal sogar. In London und in New York, in der Carnegie Hall. Er lud sie in seine Garderobe ein. ›Maestro‹,
hat sie ihn genannt. ›Danke, Maestro‹, hat sie gesagt, und er hat ihre Hand geküsst. Seine Hände waren eiskalt, erzählte sie mir. Ich bin darauf immer neidisch gewesen.«
    »Auf seine eiskalten Hände?«
    »Nein, darauf, dass sie ihn Maestro nannte. Findest du das seltsam?«
    Treslove dachte nach. »Nein«, sagte er. »Finde ich nicht. Ein Mann möchte nicht, dass die Frau, die er liebt, einen anderen Mann Maestro nennt.«
    »Aber warum nicht? Er war ein Maestro. Ist doch komisch. Ich bin kein Maestro, also war er für mich auch keine Konkurrenz. Aber drei Monate lang habe ich ihn nicht hochbekommen. War dem einfach nicht gewachsen.«
    »Tja, wirklich komisch«, sagte Treslove.
    Manchmal brachte es selbst ein so alter und überaus geschätzter Finkler wie Libor fertig, dass Treslove sich wie ein Benediktinermönch vorkam.
    »Die Macht der Worte«, fuhr Libor fort. »Maestro – sie nennt ihn Maestro, und prompt hätte ich ebenso gut ohne Schniedel dastehen können. Aber hör mal, möchtest du heute Abend nicht mit mir essen gehen?«
    Zweimal in einer Woche? Es war noch nicht lange her, da hatten sie sich kaum zweimal im Jahr gesehen. Und selbst jetzt, da sie ihr Witwertum wieder zusammenbrachte, sahen sie sich höchstens zweimal im Monat. Stand es so schlimm um Libor?
    »Ich kann nicht«, antwortete Treslove. Er brachte es nicht über sich, seinem Freund die Wahrheit zu sagen: dass er nicht ausgehen konnte, weil er noch immer wacklig auf den Beinen war und ein blaues Auge hatte, möglicherweise sogar eine gebrochene Nase. »Ich muss ein paar Dinge erledigen.«
    »Was für Dinge?« Wenn man auf die neunzig zuging, durfte man das fragen.
    »Dinge eben, Libor.«

    »Ich kenne dich. Du sagst nie ›Dinge‹, wenn du wirklich was zu erledigen hast. Dann nennst du die Dinge nämlich beim Namen. Irgendwas ist los.«
    »Du hast recht. Ich habe keine Dinge zu erledigen. Und genau das ist los.«
    »Dann lass uns irgendwo essen gehen.«
    »Das schaff ich nicht, Libor. Tut mir leid, ich muss allein sein.«
    Die letzten Worte waren eine Anspielung auf den Titel von Libors bekanntestem Buch über das Showbusiness, eine inoffizielle Biografie von Greta Garbo, mit der Libor, so wurde gemunkelt, eine Affäre gehabt haben sollte.
    »Mit Garbo?«, rief Libor, als Treslove ihn fragte, ob an dem Gerücht etwas dran sei. »Unmöglich. Als ich sie kennenlernte, war sie über sechzig. Außerdem sah sie wie eine Deutsche aus.«
    »Na und?«
    »Sechzig war mir zu alt. Sechzig ist mir auch heute noch zu alt.«
    »Danach habe ich nicht gefragt. Ich meinte ihr deutsches Aussehen.«
    »Ich habe ihr tief in die Augen geschaut, Julian. So wie ich jetzt dich anschaue. Vertrau mir – es waren die Augen einer Teutonin. Mir war, als würde ich über die gefrorenen Weiten des Nordens blicken.«
    »Du stammst doch selbst aus einer kalten Gegend, Libor.«
    »In Prag ist es warm. Nur das Pflaster und die Moldau sind kalt.«
    »Trotzdem, ich verstehe nicht, wieso das für dich ein Problem sein sollte. Greta Garbo – also ehrlich!«
    »Ein Problem nur dann, wenn ich an eine Affäre mit ihr gedacht hätte. Oder sie mit mir.«
    »Du könntest dir unter keinen Umständen eine Affäre mit jemandem vorstellen, der deutsch aussieht?«

    »Ich könnte sie mir vorstellen. Ich könnte sie nur nicht haben.«
    »Nicht einmal mit Marlene Dietrich?«
    »Mit ihr schon gar nicht.«
    »Warum nicht?«
    Libor hatte gezögert und das Gesicht seines ehemaligen Schülers gemustert. »Manches tut man einfach nicht«, sagte er dann. »Außerdem war ich in Malkie verliebt.«
    Treslove merkte sich: Manches tut man nicht. Würde er je vollends verstehen, was Finkler taten oder nicht taten? Eben noch ein wahrhaft geschmackloser Konversationston, gleich darauf eine derartige Skrupelhaftigkeit hinsichtlich ethnoerotischer Feinheiten.
    Am Telefon ignorierte Libor diesmal seine Anspielung. »Eines Tages, Julian, wenn dir keine andere Wahl bleibt, wirst du es bedauern, allein sein zu müssen.«
    »Ich

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