Die Finsteren
Gewalt zum Bleiben zu zwingen, aber beim Gedanken, eine geladene Schusswaffe auf einen Menschen zu richten, drehte sich ihm der Magen um. Mit den Patronen in der hinteren Hosentasche fühlte er sich erheblich wohler.
Mittlerweile war Fiona zu sich gekommen und starrte ihn an. »Wo ist Jared hin?«
»Er sucht nach etwas.«
»Er hat mich echt geschlagen.«
»Ja.«
»Wir sollten abhauen, solange er weg ist.«
Mark runzelte die Stirn. »Wie war das?«
Sie begann, aufzustehen.
Shit .
»Setz dich, Fiona.«
Sie mühte sich vollständig auf die Beine und kam einige zittrige Schritte auf ihn zu. Eine Hälfte ihres Gesichts war durch den Schlag, den Jared ihr verpasst hatte, leicht angeschwollen. »Wir sollten zusammen verduften. Du hattest recht. Es war dumm, was ich getan habe. Inzwischen sehe ich das ein. Aber wir gehören wirklich nicht hierher nach Ransom, Mark.« Mittlerweile stand sie so dicht vor ihm, dass sie ihn fast berühren konnte. »Lass uns gehen. Sofort. Ich werde dich besser behandeln, als es Natasha je getan hat, versprochen.«
Die Tür neben der Speisekammer öffnete und schloss sich geräuschvoll.
Jared verzog das Gesicht, als er in die Küche kam. »Verdammt noch mal.«
Er packte Fiona am Arm, zerrte sie zurück auf den Stuhl und zwang sie, sich zu setzen. Dann hievte er das mitgebrachte Tau von der Schulter und machte sich daran, sie an die Lehne zu fesseln. Als er damit fertig war, richtete er sich auf und betrachtete sie mit finsterer Miene. »So. Ein Problem gelöst.«
Mark schaute verkniffen. »Vorläufig. Wir müssen uns immer noch überlegen, was wir mit ihr machen.«
Fiona lachte. »Ihr könntet mich losbinden und euch bei mir abwechseln. Das wäre dann genau wie in der Nacht damals, nur dass uns diesmal nichts dazu zwingt.« Sie leckte sich über die Lippen. »Macht schon. Ich weiß doch, dass ihr es wollt.«
»Ich suche einen Knebel«, verkündete Jared. »Bin gleich zurück.«
Damit verließ er die Küche erneut.
Mark ging zum Kühlschrank, nahm sich ein Bier und trank genüsslich. Es half nur ein bisschen. Vermutlich gab es auf der ganzen Welt nicht genug Bier, um diese Situation in ein besseres Licht zu rücken.
Aber er trank trotzdem weiter.
Was konnte er sonst tun?
38
Bis zum frühen Abend hatte sich das McGregor-Haus in einen Hort regen satanischen Treibens verwandelt. Über den Tag hinweg waren verschiedene Mitglieder der wachsenden Gemeinschaft von Andras abwechselnd losgezogen, um weitere Nachbarn zu holen. Ihre Methoden wichen dabei voneinander ab. Carrie und Greg sicherten sich die Beute mit einer Mixtur aus Gewalt und Schrecken. Die meisten Menschen, die sie mitbrachten, kamen blutig und übel zugerichtet an. Eines ihrer Opfer, eine Frau Anfang 30, die zwei Häuser weiter allein in einer Villa im Tudorstil wohnte, segnete, kurz nachdem sie durch die Eingangstür geschleift worden war, das Zeitliche.
Zu den weiteren Lockmethoden gehörten Verführung und vorgetäuschte medizinische Notfälle. Allein Ella schleppte mehrere Männer und Frauen an, die anscheinend der Versuchung ihrer reifen Erscheinung in Verbindung mit der zurückgewonnenen Jugend nicht widerstehen konnten. Die meisten Neuankömmlinge reagierten mit Entsetzen, wenn sie das Haus betraten. Ein Großteil versuchte zu fliehen.
Einige wenige nahmen all die sich windenden, kopulierenden nackten Körper zum Anlass, sofort mitzumachen. Sie schienen sich nicht an den reichlich vorhandenen Hinweisen auf ein Massaker zwischen den sich rekelnden Leibern zu stören. Diejenigen, die wegwollten, hatten keinen Erfolg. Andras fasste in ihre Herzen und in ihren Geist. Er beschwichtigte und verführte sie. Viele von ihnen wurden zu seinen fanatischsten Jüngern. Andere hob er sich zum Spielen auf. Sie dienten seiner eigenen dunklen Bespaßung und als Instrument, um das Feuer der Verkommenheit zu schüren, das in den Seelen seiner Jünger loderte.
Andras stolzierte durch das Haus und betrachtete alles mit dämonischer Freude. Viel Zeit war vergangen, seit er zuletzt ein derart üppiges Festmahl verdorbener menschlicher Seelen genossen hatte. Die berauschende Mischung aus Niedertracht und Leid stellte einen herrlichen Tribut an die Mission dar, mit der ihn Satan nach seinem Niedergang betraut hatte.
Die Mission war einfach.
Andras verkörperte den Menschenschlächter. Er brachte Tod, Kummer und Leid.
So lange war er an jenem Ort eingekerkert gewesen, hatte jenseits der Reichweite seines Herrn festgesessen.
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