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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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dem abgestürzten Joint Ausschau. Wieder schwenkte der Caddy ein wenig hin und her, dann hörte er das abgehackte, hohe Schrillen einer Polizeisirene.
    Oh nein .
    Clayton schaute in den Innenspiegel und bemerkte blau blinkende Lichter.
    Verdammt .
    Er drückte den Knopf für den elektrischen Fensterheber, als er am Rand einer ruhigen Kreuzung von drei Straßen rechts ranfuhr. Da hier wesentlich weniger Verkehr herrschte als auf dem Luke Harper Boulevard, gab es nur Stoppschilder statt einer Ampel. Mit unscheinbaren, knappen Bewegungen fächelte er in der Hoffnung mit der Hand, einen Teil des Grasgeruchs zu vertreiben, bevor der Bulle an sein Fenster trat. Wahrscheinlich ein nutzloses Unterfangen, aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Der Streifenwagen kam hinter ihm zum Stehen. Claytons Herz raste. Panik setzte ein. In früheren Zeiten wäre das keine große Sache gewesen. Der Polizist hätte ihn erkannt und einfach weiterfahren lassen. Sonst hätte Norman Campbell den Strafzettel zerrissen und den Beamten zur Schnecke gemacht. Allerdings lebte er nicht mehr in früheren Zeiten und die Schmerzen von seinem letzten Aufeinandertreffen mit einem Gesetzeshüter spürte er immer noch.
    Ein blau uniformierter Polizist stieg aus dem Streifenwagen.
    Clayton blieb beinahe das Herz stehen.
    Es handelte sich um dasselbe verfluchte Schwein, das ihn fast zu Tode geprügelt hatte.
    Herrgott noch mal, wie stehen die Chancen für so einen bescheuerten Zufall?
    »Oh Mann, das ist so was von unfair. Scheiß auf dich, Gott, ehrlich.«
    Der Cop näherte sich dem Cadillac und beugte sich hinab, um zu Clayton hineinzuspähen. »Du.«
    Seine Stimme zischte vor Schärfe. Sein Hass fühlte sich geradezu greifbar an.
    Der Mann zog seine Dienstwaffe, richtete sie direkt auf Claytons Kopf und wich einige Schritte in Richtung Straße zurück. »Raus aus dem Wagen, du Arschloch. Du bist verhaftet.«
    »Weswegen?«
    »RAUS AUS DEM GOTTVERDAMMTEN WAGEN!«
    Clayton zuckte zusammen. Der Bulle übertrat seine Befugnisse. Es gab noch keinen Anlass, ihn zu verhaften. Vielleicht, wenn er den Joint fand, aber noch hatte er nichts gegen ihn in der Hand. Es gab eindeutige Vorschriften, Schritte, die eingehalten werden mussten, aber davon ließ sich nichts bemerken. Was kein gutes Zeichen war. Gleichzeitig wusste Clayton, dass jeder zivile Ungehorsam oder Widerstand seinerseits die Sache nur noch schlimmer machte.
    Er bewegte die Hand gerade auf den Türgriff zu, als er aus dem Augenwinkel flüchtig einen großen roten Pick-up wahrnahm, der ein Stück weiter vorn aus einer Nebenstraße herausgeschossen kam. Das Heck des Wagens schlingerte, die Reifen quietschten, als der Fahrer das Stoppschild ignorierte und das Gaspedal durchtrat. Der Bulle drehte sich um, als der riesige Kühlergrill bereits auf ihn zuraste. Das Geräusch des Zusammenpralls fuhr Clayton bis ins Mark. Die großen Reifen des Fahrzeugs holperten über den Körper des Polizisten hinweg, bevor der Wagen schlitternd zum Stehen kam.
    Clayton reckte den Hals, um aus dem Fenster zu spähen, und sah verängstigte junge Gesichter, die auf den reglosen Körper auf der Straße starrten. Ein paar der Insassen befanden sich in der Kabine, einige weitere hockten auf der Ladefläche. Junge Hinterwäldler aus der Gegend auf einer Spritztour. Clayton hörte, wie eine Bierflasche herumkullerte. Betrunken. Natürlich. Er erkannte das Grauen in den Mienen der jungen Leute und verspürte Mitleid mit ihnen. Sie waren nur dumme Teenager, unterwegs, um Spaß zu haben. Und sie hatten etwas Dummes getan, etwas, das sie für den Rest ihres Lebens verfolgen würde. Er konnte sich vorstellen, welche Gedanken gerade durch ihre Köpfe rasten. Wie sollten sie das ihren Eltern erklären? Wie ...
    Der Pick-up raste davon.
    »Äh ...«
    Äußerst zögerlich stieg Clayton aus dem Cadillac und bewegte sich auf den Körper des Beamten zu, um ihn näher zu betrachten. Sollte er eine Wiederbelebung versuchen oder ... nein. Der Typ war mausetot. Daran bestand kein Zweifel. Sein Hals war in grässlichem Winkel verdreht und sein Hinterkopf dermaßen laut auf dem Asphalt aufgeschlagen, dass er aufgeplatzt sein musste. Außerdem hatte das schwere Fahrzeug die Körpermitte überrollt und bestimmt etliche lebenswichtige Organe zerquetscht. Also ja ... absolut tot.
    Er schaute zu dem verwaisten Streifenwagen und dachte an Videos von Verkehrskontrollen, die er in den Nachrichten im Fernsehen gesehen hatte – vorwiegend

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