Die Finsteren
Idee.«
Sie lächelte. »Ja. Und ich bin froh, dass wir’s getan haben. So haben wir wenigstens diesen ganzen Quatsch vom ersten Mal auf interessante Weise aus dem Weg geräumt.«
»Worauf hast du jetzt Lust?«
Sie kaute auf der Unterlippe und überlegte eine Weile, dann zuckte sie mit den Achseln. »Keine Ahnung. Mal nachsehen, was Campbell so treibt? Bisschen kiffen, irgend ’nen dämlichen Film anschauen.«
»Ich dachte, du wolltest zu diesem unheimlichen alten Haus.«
Natasha trat gegen einen Stein und ließ ihn den Pfad entlangschlittern. »Ja. Ich schätze, das könnten wir immer noch tun.«
»Stimmt etwas nicht?«
»Hast du das ernst gemeint?«
Mark runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
»Du weißt schon ... die Sache mit der Liebe.« Sie hob den Kopf und fixierte seine Augen. »Oder wolltest du mich da nur verscheißern?«
»Nein.«
Sie lächelte. »Du hörst dich so verdammt ernst an.«
»Ich ...« Er wandte den Blick von ihr ab und starrte auf die menschenleere Austin Avenue. »Du bist mir echt sauwichtig. Darüber würde ich keine Witze reißen. Ich liebe dich. Vielleicht heißt das, ich bin dumm.«
»Heißt es nicht. Oder ... na ja ...« Sie lächelte. »Dass du dich ausgerechnet in mich verliebt hast, ist schon irgendwie dumm. Ich bin ziemlich durcheinander.«
Er sah sie an. »Tja, das bin ich auch. Dann passen wir ja perfekt zusammen.«
Eine Weile starrten sie sich schweigend an. Die Innigkeit der Verbindung zwischen ihnen schien mit jedem verstreichenden Moment stärker zu werden. Der Bann blieb ungebrochen bestehen, bis Mark etwas im Augenwinkel wahrnahm. Jäh drehte er den Kopf zurück Richtung Austin Avenue. Eine zierliche Gestalt bewegte sich am Straßenrand entlang und achtete darauf, den hellen Kegel der Laternen zu meiden.
Jemand von uns .
Natasha bemerkte es auch.
»Ich glaube, das ist Fiona. Lass uns nachsehen, was sie vorhat.«
»Okay.«
Mark folgte ihr den Weg zur Straße, doch sie hielten inne, als die Freundin sie erblickte und zögerte. Aber dann erkannte sie, wer auf sie zukam, näherte sich ihnen durch den Garten der Smiths und kletterte auf einen der riesigen Steinbrocken. Dort oben schien das zierliche Mädchen über ihnen aufzuragen. »Ihr seht ziemlich dreckig aus. Habt ihr’s etwa auf dem Feld getrieben?«
»Ja. Wir haben da unten in dem beschissenen Loch gefickt.«
Typisch Natasha, direkt wie immer.
Fiona lachte. »Cool. Ich komm gerade von Campbell.«
»Sonst noch jemand da?«
»Nur Campbell. Hab mir Gras besorgt. Habt ihr was dabei?«
Mark zog die Flasche Southern Comfort hervor, die den Sturz in die Senke überraschenderweise unversehrt überstanden hatte. »Das da. Und ein bisschen Stoff.«
Fiona hüpfte von dem Steinbrocken und kam näher. »Krieg ich was ab?«
Mark überließ ihr die Flasche und beobachtete stirnrunzelnd, wie sie mehrere große Schlucke trank. Herrgott, wieso standen alle Mädchen auf Southern Comfort? Die zwei würden ihm noch alles wegsaufen, bevor er einen anständigen Rausch auf die Reihe bekam.
Fiona kaute auf einem Fingernagel und ließ den Blick über das Feld wandern. »Wir sollten was unternehmen. Nur so rumzustehen, ist scheißlangweilig.«
Mark nahm ihr die Flasche ab und steckte sie weg. »Wir hatten vor, zu dem Haus rauszugehen.«
»Der Ruine?«
»Ja.«
Fiona nickte. »Okay. Glaubt ihr, Derek wird dort sein?«
Fiona stand auf Derek, aber er schien kein Interesse an ihr zu haben. Das sorgte manchmal für eine merkwürdige Spannung, wenn sie alle zusammen waren. Sie starrte ihn dann ständig an und konzentrierte sich fast ausschließlich auf das, was er sagte und machte, während er sie umgekehrt kaum zur Kenntnis nahm. Auch auf Campbell stand sie ein wenig – was genauso merkwürdig war.
Mark zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon.«
»Cool. Ich komm mit, wenn ihr nichts dagegen habt.«
Natasha lachte. »Warum sollten wir mit dir um die Häuser ziehen wollen, Schnalle?«
Fiona zeigte ihr den Stinkefinger. »Miststück. Mark, warum gibst du dich mit dem Flittchen ab?«
Mark öffnete den Mund, um zu antworten, aber Natasha kam ihm zuvor.
»Eben weil ich ein Flittchen bin. Im Gegensatz zu dir, du kleine Maulhure.«
»Lieber Maulhure als Fotze.«
»Lesbe.«
»Nutte.«
Nach einigen Runden Beleidigungen blendete Mark ihren Schlagabtausch aus. Beide beherrschten es hervorragend, eine scheinbar endlose Reihe hässlicher, erniedrigender Wörter herunterzurasseln, die so gut wie jeder
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