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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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darauf vorbereitete, aus seinem Versteck hervorzukommen. Er wollte langsam vortreten, statt aufzuspringen und sie zu erschrecken.
    Als das Auto das Ende der asphaltierten Piste erreichte und stehen blieb, richtete er sich langsam auf.
    Mark hielt noch einen Moment lang inne. Er wollte warten, bis sie ausgestiegen war. Innerlich verfluchte er die getönten Scheiben des Wagens und wünschte, er könnte sie bereits sehen. Als die Türen auf beiden Seiten aufschwangen und zwei Personen den Wagen verließen, runzelte er die Stirn. Mark verspürte ein Ziehen in der Kehle und in der Brust. Sein Herz fühlte sich an, als hätte sich eine kalte, starke Faust darum geschlossen. Er beobachtete, wie Natasha vorne um das Auto herumging. Sie sah atemberaubend wie immer aus, trug ein schlichtes schwarzes T-Shirt und enge Jeans, die ihre bezaubernden Beine betonten. Sie hatte sich wieder die Haare gefärbt. Es war der dunkelste Farbton, den sie je benutzt hatte, schwarz wie die tiefste Nacht. Auf die Lippen hatte sie ein Rot aufgelegt, das wie frisch vergossenes Blut anmutete und einen wirkungsvollen Kontrast zu ihren blassen Zügen bildete.
    Die andere Person sagte etwas zu Natasha und brachte sie damit zum Lachen. Hilflose Wut loderte in Mark auf und er stürzte aus den Büschen hervor, als sich die beiden gerade in Richtung des Hauses in Bewegung setzten.
    Natasha stieß einen spitzen Schrei aus und fuhr sich mit einer Hand an die Brust.
    Mark zeigte anklagend mit einem Finger auf den Jungen, der neben ihr stand und ihm vage vertraut vorkam. »Wer zur Hölle ist das? Was soll die Scheiße, Natasha? Hast du dir schon einen anderen Typen geangelt?«
    Ihr Gesichtsausdruck wechselte rasch von erschrocken über verängstigt zu der harten, ausdruckslosen Maske, mit der sie ihn neuerdings jedes Mal bedachte, wenn er in der Schule versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Ihr Blick wirkte kalt und konzentriert, ihre Körpersprache steif und zurückhaltend. Sie war alles andere als erfreut, ihn zu sehen. Grundsätzlich hatte er damit gerechnet, aber die Wahrheit traf ihn dennoch hart und erstickte die nächste Salve anklagender Bemerkungen, bevor er sie ausspucken konnte. Einen Moment lang überkam ihn ein intensives Schwindelgefühl, als hätte sich die Welt auf den Kopf gestellt oder als falle er durch ein Loch im Geflecht der Realität. Noch vor kurzer Zeit hatte sie ihm so nahegestanden, ständig mit ihm zusammen sein und mit ihm reden wollen. Natasha gab ihm das Gefühl, dass er etwas wert war. Verstand sie denn nicht, wie grausam es sein konnte, einem Menschen das von jetzt auf gleich zu entreißen?
    Der Junge rückte in einer halbherzigen Beschützergeste näher an sie heran. Er war spindeldürr und versuchte krampfhaft, sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Angst er vor Mark hatte. Seine Beine zitterten, trotzdem reckte er die Brust vor und baute sich zwischen Natasha und der vermeintlichen Bedrohung auf. Durch das Wissen, dass er den kleinen Arsch mühelos entzweibrechen konnte, fühlte sich Mark noch elender.
    Der Kerl sah ihn unverwandt an und sagte: »Bleib weg von ihr. Zeig gefälligst ein wenig Respekt.«
    Mark schnaubte. Er konnte nicht anders. » Respekt? Ist das dein beschissener Ernst?«
    Der Junge setzte zu einer weiteren Bemerkung an, aber Natasha berührte ihn am Arm und kam ihm zuvor. »Das reicht. Chris. Geh rein. Ich komme in einer Minute nach.«
    Chris runzelte die Stirn und starrte Mark weiter an. »Ich bin nicht sicher, ob ich dich mit ihm allein lassen sollte.«
    Natasha gestattete einem verhaltenen Lächeln in der starren Maske ihrer Gesichtszüge aufzublitzen. »Ist schon gut. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.« Damit schob sie ihn sanft in Richtung Haus. »Geh schon.«
    Sichtlich zögernd setzte sich Chris in Bewegung. »Na schön.« Sein Blick heftete sich auf Mark. »Bring sie nicht durcheinander und droh ihr nicht. Ich beobachte dich.«
    Damit wandte er sich von ihnen ab und betrat die Wohnung durch die Garage.
    Ihr drohen? Ist es wirklich schon so weit gekommen? Großer Gott .
    Mark seufzte. »Natasha ...«
    Sie hob eine Hand. »Halt die Klappe.«
    »Aber ...«
    »Halt verdammt noch mal die Klappe!«
    Sie fauchte ihm die Worte entgegen. Und durch die Art, wie sie ihn finster anfunkelte, fühlte sich sein Herz erneut an, als würde es zerquetscht. Eine einzelne Träne rollte ihm über die Wange. Der Anblick schien etwas in ihr anzurühren. Für eine Sekunde verlor ihr Gesicht den harten,

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