Die Finsteren
schwierig, einzelne Gesichter auszumachen. Kevin erreichte die Abtrennung und sah sich um. Nur die Personen, die im Bereich unmittelbar dahinter saßen, ließen sich vereinzelt erkennen. Ein paar davon kamen ihm vage bekannt vor, aber Hickerson und seine Freunde befanden sich nicht darunter. Gut. Eventuell hatten sie sich irgendwann unbemerkt aus dem Staub gemacht, während er mit Fiona diskutierte.
Dann jedoch lehnte sich Mark auf einmal über die Trennwand und zeigte nach links.
Jared spähte ebenfalls in die Richtung.
Beide setzten sich im Laufschritt in Bewegung.
Kevin verzog das Gesicht.
Verdammt .
Fiona und er folgten ihnen. Kevins Magen verkrampfte sich, als er sah, wie Mark und Jared durch eine der Öffnungen in den dahinterliegenden Bereich verschwanden. Als Fiona und er zu ihnen aufschlossen, schlüpfte Mark gerade aus seiner Lederjacke und hielt auf den äußerst überrascht wirkenden Moose Hendrickson zu. Der Footballspieler war etwas größer und stämmiger als Mark, wodurch er jedoch nicht imposanter erschien. Die endlosen Stunden, die Mark damit zubrachte, in seiner Garage Gewichte zu stemmen, ließen sich trotz der schlechten Lichtverhältnisse kaum übersehen. Dicke, definierte Muskelstränge zeichneten sich unter dem Stoff seines T-Shirts ab. Das Gesicht seines Freundes konnte Kevin nicht sehen, aber er hegte keinen Zweifel daran, dass aus seinen Augen pure Mordlust sprach. Der Footballspieler erkannte das auf Anhieb und wich zurück. Keine Spur von angeberischem Machogehabe. Nur Angst. Trotz des Übelkeit erregenden Gefühls in seiner Magengrube freute sich Kevin darüber.
Die anderen Teenager, die im selben Bereich saßen, sprangen rasch von ihren Sitzen auf und wichen zur Seite. Kevin erkannte Kent Hickerson und dessen Freund Brett. Auch der andere Footballspieler, Zack oder Jack, der mitgeholfen hatte, Kevin zu verprügeln, war da. Ein paar von ihnen hatten ihre Freundinnen dabei. Die Mädchen kreischten wie aus einer Kehle, als Mark die Faust auf Hendrickson abfeuerte. Der Schlag saß. Hendrickson flog nach hinten und krachte gegen leere Stühle. Blut spritzte aus seiner offenbar gebrochenen Nase. Bevor er sich erholen konnte, packte Mark den Footballspieler am Hals und begann, wiederholt auf sein Gesicht einzuhämmern. Zack oder Jack unternahm einen halbherzigen, zögerlichen Versuch, dazwischenzugehen, doch Jared fing ihn ab und ließ ihn mit einem wilden Schwinger in die Magengrube zu Boden gehen. Dann warf er sich auf Zack oder Jack und fing an, die fleischigen Fäuste auf ihn einprasseln zu lassen. Weiteres Blut floss. Noch mehr Geschrei ertönte.
Kevin holte tief Luft.
Atmete aus.
Und trat einen Schritt vor. Er stieß Kent Hickerson in den Rücken. Der Junge zuckte zusammen und wirbelte herum. Sein Gesicht wurde blass, als er den grinsenden Kevin vor sich stehen sah. Kevin teilte selbst einen Schlag aus und legte seine gesamte Kraft hinein. Das Gefühl, als seine Faust gegen Kents weiche Unterlippe prallte und sie aufplatzen ließ, war das Befriedigendste, das er jemals empfunden hatte. Schmerzen rasten seinen Arm entlang, und seine Hand wurde fast sofort taub.
Doch das störte ihn nicht.
Er hatte Blut geleckt und Rache geschmeckt, und es fühlte sich toll an.
Kevin trat Kent ins Gesicht, als der Junge aufzustehen versuchte. Die Nase des anderen brach und er landete unter Schmerzen aufheulend erneut auf dem Boden. Mittlerweile strömte Adrenalin durch Kevins Adern und er setzte nach. In der Hektik des Geschehens bekam er nicht mit, dass sich Fiona unauffällig in die Menge der Umstehenden zurückzog und davonstahl. Die Raserei setzte sich noch einige Minuten fort. Irgendwann verstummte die Musik und die blinkenden Scheinwerfer erloschen. Stattdessen wurde die normale Deckenbeleuchtung eingeschaltet.
Dann spürte Kevin Hände, die ihn unsanft von der blutigen Fratze des Jungen unter sich wegzogen. Kevin lachte, als ihm die Arme schmerzhaft auf den Rücken gedreht wurden. Der unbändige Rausch des Augenblicks hielt ihn nach wie vor wie eine Art Wahnsinn fest im Griff. Er genoss die entsetzten Mienen in den Gesichtern der rings um ihn Versammelten – vor allem in jenen, die er kannte. Kevin wusste, dass er sich gerade ernsthafte Schwierigkeiten eingehandelt hatte, aber etwas anderes wusste er genauso sicher: Niemand an der Ransom High School würde sich je wieder mit ihm anlegen.
Die Polizei traf ein und legte ihnen Handschellen an.
Sie wurden aus dem Bowlinglokal gezerrt
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