Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
Vom Netzwerk:
uns einig. Fahren wir.«
    Sie stiegen ins Auto und Tom fuhr vom Parkplatz der Polizeistation. Er lenkte die Luxuslimousine über die Hauptgeschäftsstraße im Zentrum von Ransom. Wie üblich gab es nicht viel zu sehen.
    »Wohin fahren wir?«
    Kurz zuckte der Blick seines Vaters zu ihm, dann heftete er sich wieder auf die Straße. »Ich habe eine Kleinigkeit zu erledigen. Mark ...«
    Ihm gefiel der vorsichtige Tonfall der Stimme seines Vaters nicht. So klang er immer dann, wenn er kurz davorstand, ein unangenehmes Thema anzuschneiden. »Ja, Dad?«
    »Ich liebe dich. Das weißt du doch, oder?«
    Mark krümmte sich unbehaglich auf dem Sitz.
    Scheiße. Jetzt kommt der rührselige, gefühlsduselige Quatsch.
    »Äh ... ja, Dad. Sicher weiß ich das.«
    Tom bremste, als sie sich einer Ampel näherten. »Gut. Das freut mich.« Er seufzte. »Hör zu, mein Sohn ... es sind ein paar Sachen passiert, von denen du noch nichts weißt. Zwischen deiner Mutter und mir ... steht es seit einiger Zeit ... nicht zum Besten.«
    Mark verkniff sich ein verbittertes Lachen.
    Ach echt, Dad? Ohne Scheiß?
    Es herrschte wenig Verkehr, und die Ampel blieb nur wenige Sekunden lang rot. Als sie auf Grün umsprang, rollten sie über die Kreuzung. »Vor einer Weile hatte ich eine Affäre mit einer anderen Frau und ... na ja, danach ist alles irgendwie den Bach runtergegangen. Deine Ma hat es herausgefunden und ich musste wie wild darum kämpfen, unsere Ehe zu retten.«
    Mark grunzte. »Tja ... das erklärt einiges.«
    »Tatsache ist, mein Sohn, ich glaube nicht länger, dass es die Mühe wert ist. Wir haben uns beide lange Zeit von dir zurückgezogen, hauptsächlich wegen dieser Situation, an der ich schuld bin.« Seine Stimme wurde zunehmend heiserer, während er redete. Mit wachsender Besorgnis erkannte Mark, dass sein Vater kurz davor stand, in Tränen auszubrechen. »Und ich weiß, wie ... wie verdammt schwer es für dich gewesen ist. Wir haben nicht an deinem Leben teilgenommen und das tut mir verflucht leid.«
    Marks Augen wurden feucht. »Dad ... schon in Ordnung. Ehrlich.«
    Tom Bell schüttelte nachdrücklich den Kopf und starrte seinen Sohn eindringlich an. »Nein, mein Junge, das ist nicht in Ordnung.« Sie bogen in eine Seitenstraße, die sie vom Stadtzentrum wegführte. Mittlerweile hatten sie das Einkaufsviertel von Ransom hinter sich gelassen und näherten sich dem kleinen Krankenhaus und dem Postamt. Ein Stück weiter die Straße entlang befand sich ein weiteres dreistöckiges Gebäude, das deprimierend trostlos wirkte. Tom steuerte den Lexus am Krankenhaus vorbei und bog nach links auf den nahezu leeren Parkplatz des tristen Bauwerks. Er stellte den Wagen in der Nähe des Eingangs ab, drehte sich auf dem Sitz herum und sah seinen Sohn unverwandt an. »Mark, ich fühle mich seit Langem alleingelassen. Das eine oder andere Mal habe ich sogar mit dem Gedanken gespielt, mich umzubringen, aber inzwischen bin ich froh darüber, dass es nicht so weit gekommen ist.«
    Mark las das Schild an der Wand neben dem Eingang des Gebäudes.
    BETREUTE WOHNEINRICHTUNG EVERGREEN
    »Äh ... Dad, was machen wir in einem Altersheim?«
    »Die Angelegenheit, die ich erwähnt habe. Hier wohnt ein Mann, den ich treffen muss.«
    Mark schaute noch einmal auf das Schild. »Mit wem könntest du hier verabredet sein? Wir haben keine älteren Verwandten in Ransom. Äh ... oder doch?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin hier, um einen Mann zu töten, dem ich noch nie begegnet bin. Sein Name ist Luke Harper. Vor langer Zeit war er der Bürgermeister von Ransom.«
    »Aha. Hast du gerade gesagt, dass du hier bist, um den Kerl zu töten?«
    »Ja.«
    »Verstehe. Dachte ich mir. Sag mal, Dad ... hast du den Verstand verloren?«
    »Verloren? Nein, nicht richtig. Er gehört mir nur nicht mehr ganz.«
    Mark grübelte noch immer über die seltsame Äußerung, als sich sein Vater über ihn hinwegbeugte, das Handschuhfach öffnete und eine Pistole sowie einen dicken, versiegelten Umschlag daraus hervorholte. Den Umschlag hielt er Mark hin, der ihn mit gefühllosen, zitternden Fingern entgegennahm. Er starrte seinen Vater mit geweiteten Augen an. Bei der Pistole handelte es sich um irgendein Automatikmodell. Mark verstand nicht viel von Schusswaffen, doch es war unübersehbar, dass er es nicht mit einer Attrappe zu tun hatte.
    Er gehört mir nur nicht mehr ganz .
    Sein Vater benahm sich wirklich nicht länger wie er selbst. Und diese Äußerung darüber, einen Fremden

Weitere Kostenlose Bücher