Die Finsteren
Kirche innerhalb der nächsten Minuten eintraf.
Kaum zurück im Lexus ließ er den Motor an und raste vom Parkplatz.
Ihm fiel nur ein Ort ein, wo er hinkonnte. Eine mögliche Zuflucht.
Mark behielt eine Hand am Lenkrad, während er mit hohem Tempo davonfuhr, kramte mit der anderen sein Handy aus der Tasche und rief die Liste versäumter Anrufe auf.
Er drückte die Taste zum Wählen der unbekannten Nummer.
Clayton Campbell hob beim ersten Klingeln ab.
31
An diesem Morgen lief ein Monster durch die Straßen von Wheaton Hills und genoss die Gelegenheit, sich zum ersten Mal seit der Nacht seiner Befreiung so richtig die geliehenen Beine zu vertreten. In der kühlen Brise lag der Geruch von brennendem Laub, vermischt mit dem durchdringenden Aroma von Verwesung. Letzteres ging vom Kadaver eines Hundes aus, der langsam in einem Abflussgraben am anderen Ende der Straße verrottete. Maden wanden sich in den verschiedenen Körperöffnungen des toten Tiers und labten sich an den aufgedunsenen Überresten. Es war die Jahreszeit des Sterbens, die Phase, in der Grün in Braun überging und die Wärme der Sonne vor den sinkenden Temperaturen und dem Morgenfrost kapitulierte. Die ominöse Pause vor dem Anbruch eines harten Winters.
Ohne einen menschlichen Wirt konnte man all diese Dinge nicht wirklich genießen. Zu viele Jahre waren verstrichen, seit der Dämon zuletzt die Wonnen körperlicher Empfindungen erlebt hatte. Wie unglaublich es doch war, wieder zu fühlen . Und sei es nur etwas so Schlichtes wie einen Grashalm oder ein bröckelndes Blatt, das er zwischen den Fingerspitzen seines Wirtes rieb. Das Gefühl von Wind in seinem Gesicht. Jede Kleinigkeit bot eine neue Offenbarung.
Um diese Tagezeit präsentierten sich die Straßen der Gegend ruhig. All die Kleinen waren unterwegs, um nutzlose Dinge zu lernen. Die meisten Väter und viele der Mütter arbeiteten irgendwo, führten endlos langweilige Aufgaben aus, die ihnen kaum Freude bescherten, aber dafür sorgten, dass sie Essen und ein Dach über dem Kopf hatten. Es war ein sicherer und behaglicher Ort. Ein Ort für anständige Menschen, um glückliche Kinder großzuziehen.
Zumindest sah so der Grundgedanke aus.
Andras hatte eine Vision. Eine herrliche, rotfleckige Vision.
Darin durchtränkte Blut die falsche Idylle dieser Straßen, während die Schreie der Toten und Sterbenden durch die Nacht hallten.
Nein, mehr als eine Vision.
Ein Versprechen. Eine Prophezeiung bevorstehender Dinge.
Andras verließ die Straße, überquerte einen gepflegten Rasen und erklomm die Stufen an der Vorderseite eines Hauses, das sein Wirt erst einmal besucht hatte. Er konnte auf sämtliche Erinnerungen seines Wirts zugreifen. Einmal genügte vollkommen.
Dies war der richtige Ort.
Er drückte auf den Klingelknopf und wartete.
Wenige Sekunden später öffnete Colleen Wagner die Tür. Beim Anblick des Jungen, der auf ihrer Veranda stand, verzog sie das Gesicht zu einem Ausdruck von Verwirrung. Ein dünner Junge in Jeans und einer schwarzen Jacke. Lange blonde Haare lugten unter der Wollmütze auf seinem Kopf hervor. Ein Junge mit einem gefährlichen Grinsen und Augen, die vor dämonischer Freude leuchteten. Etwas Urtümliches in Colleen spürte, dass sie sich in der Gegenwart von etwas wahrhaft Bösem befand.
Sie schrie.
Und versuchte, die Tür zu schließen.
Andras trat sie lachend auf und ging ins Haus.
Der Tag schien sich endlos hinzuziehen. Es sah Natasha nicht ähnlich, sich den Kopf über die verstrichene Zeit zu zerbrechen oder ständig auf die Uhr zu schielen, doch dieser Tag stellte eine Ausnahme dar. Dieser Tag konnte keine Sekunde zu früh enden. In der Ransom High School wurde über nichts anderes gesprochen als über die Schlägerei im Bowlingcenter. Offenbar wollte die gesamte Schule erfahren, was Natasha zu dem Thema zu erzählen hatte. Freunde und Bekannte. Lehrer und Verwaltungspersonal. Jeder . Viele glaubten ihr nicht, wenn sie sagte, sie wisse nichts, doch das stimmte. Sie hatte zum ersten Mal davon gehört, als sie an diesem Morgen die Schule betrat. Chris Harknell fing sie auf dem Weg in die Klasse ab, um ihr davon zu berichten. Zumindest das, was er wusste.
Mark saß im Gefängnis. Verhaftet wegen Körperverletzung.
Dasselbe galt für Jared und Kevin.
Das erklärte das unablässige Vibrieren des Handys in ihrer Handtasche. Sie war davon ausgegangen, dass Mark sie wieder zwanghaft stalkte, und hatte das Handy ignoriert. Sobald sie von der Neuigkeit
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