Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
Vom Netzwerk:
»Übung. Jede Menge Übung. Wie auch immer ...« Er stand auf und zuckte beim äußerst lauten Knacken seiner Knie zusammen. »Ich geh mich anziehen.«
    »Bist du nicht schon angezogen? Ich seh dich nie in was anderem als Bademantel und Jogginghose.«
    »Heute zieh ich Jeans an. Ich hab noch eine, die mir einigermaßen passt. Und dazu gibt’s noch ein ausgewähltes T-Shirt aus meiner umfangreichen Sammlung.«
    »Was ist der besondere Anlass?«
    Claytons Gesichtszüge wurden verkniffen. »Ich muss ... rausgehen. An einen Ort, an dem meine übliche modische Pracht einfach nicht passend ist.«
    »Ich komm mit.«
    Clayton schüttelte den Kopf. »Nein. Das muss ich allein erledigen. Ich erzähl dir später davon. Bleib hier und versuch, so viele deiner Freunde wie möglich zu erreichen. Sieh zu, dass du sie dazu bringst, heute Abend herzukommen. Oder auch früher. Und du bleibst besser drinnen. Immerhin läuft ja inzwischen dieser andere Dämon im Körper deines Vaters rum. Du solltest auf jeden Fall unter dem Radar bleiben, bis wir bereit sind ... äh ... zu tun, was ... na ja, was immer wir eben tun müssen.«
    Mark stürzte noch mehr von seinem Bier hinunter. »Und was genau ist das?«
    »Später, okay? Fang an, die anderen anzurufen.«
    Clayton verließ die Küche, bevor der Junge weitere Fragen stellen konnte.

35
    Mark grübelte noch eine Weile über Claytons kryptische Äußerung, nachdem der Bursche die Küche verlassen hatte. Angesichts der Lage empfand er es als eigenartig, dass Clayton ihm etwas verheimlichte, aber sicher besaß der Mann gute Gründe dafür. Normalerweise ließ sich Clayton von kaum etwas aus der Fassung bringen und wirkte immer ziemlich abgeklärt. Was teilweise am vielen Alkohol und am Gras lag. Schwierig, einen Kerl zu erschüttern, der nahezu ständig in einem Dämmerzustand rumlief. Teilweise entsprach es auch seiner Persönlichkeit. Aber wofür er sich auch immer nach draußen wagte, er verließ dafür seine Wohlfühlzone. Clayton wirkte verkrampft. Angespannt. Dennoch schien er ziemlich entschlossen zu sein, sich allein um die Sache zu kümmern. Mark musste darauf vertrauen, dass ihm der andere später die nötigen Antworten gab.
    Wenn er Antworten kannte, sollte er besser damit herausrücken.
    Marks Gedanken kehrten immer wieder zum Anblick seines Vaters zurück, der dem alten Mann die Pistole vors Gesicht hielt. Es lief als endlose, blutfleckige Schleife in seinem Gehirn ab. Er hätte alles dafür gegeben, die Erinnerung aus seinem Kopf zu verdrängen, aber die traurige, harte Realität war, dass sie ihn sein Leben lang verfolgen würde. Gottverdammt . In letzter Zeit hatte er seinem Vater nicht besonders nahegestanden. Dennoch steckte in ihm nach wie vor ein Teil des kleinen Jungen, der seinen Dad vergötterte. In den alten Tagen hatten sie großartige Zeiten miteinander erlebt. Die Ballspiele. Die Familienurlaube. All die albernen Vater-Sohn-Momente. Manchmal schienen sie für Mark Ewigkeiten her zu sein, dann wieder nur wenige Sekunden. Er hoffte inständig, Clayton verfügte über irgendein geheimes Hoodoo-Voodoo-Wissen, um Dämonen auszutreiben. Mark wollte seine Eltern zurück, wollte sich wieder als Teil einer echten Familie fühlen. Sein Zuhause sollte ihm wieder eine Zuflucht bieten und kein Ort sein, von dem er fliehen musste.
    Gar nicht so einfach, sich zu gedulden. Mark wollte Antworten und er wollte sie sofort. Er gelangte zu dem Schluss, dass die einzige Möglichkeit, seine Frustration zu bewältigen, darin bestand, das zu tun, was Clayton von ihm verlangte. Mark überprüfte sein Telefon auf Anrufe oder Kurzmitteilungen. Nichts von Natasha. Der mittlerweile schon vertraute Stich im Herz, den er bei der Erkenntnis verspürte, machte sich wieder bemerkbar, aber diesmal fühlte sich der Schmerz stumpfer an. Es schien, als sei die Sache zwischen ihnen gelaufen, zu Ende, bevor sie überhaupt die Chance bekommen hatte, richtig in Fahrt zu kommen. Beschissen, aber er musste aufhören, sich deshalb wie ein Waschlappen aufzuführen. Zumindest so lange, bis all der andere Mist aus dem Weg geräumt war. Er fand einige SMS von Bekannten, aber die einzige momentan wichtige lautete schlicht: RUF MICH AN.
    Mark drückte die Wähltaste und hielt sich das Handy ans Ohr.
    Jared Kelly hob beim zweiten Klingeln ab. »Hi.«
    »Hi.«
    »Also ... in wie viel Scheiße steckst du?«
    Mark lehnte sich auf dem Stuhl zurück und spürte, wie sich eine tief greifende Müdigkeit auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher