Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
ein Typ. Heißt Bud. Ein Weißer. Er wird Sie in Empfang nehmen, und Sie tun genau, was er sagt.«
    Der Scheinwerfer schwenkte wieder über den Hof, dann verlöschte er. »Fertigmachen«, sagte der Wachmann.
    Dunkelheit legte sich über den Hof, dann eine beängstigende Stille. Die Mauer war jetzt schwarz. Vom nächsten Wachturm wurden mit einer Pfeife zwei kurze Signale gegeben. Ray kniete nieder und paßte genau auf.
    Er konnte sehen, wie hinter dem nächsten Gebäude zwei Silhouetten auftauchten und auf die Mauer zuliefen. Sie ergriffen etwas, das im Gras lag, und stemmten es hoch.
    »Lauf, Mann«, sagte der Wachmann. »Lauf!«
    Ray sprintete mit gesenktem Kopf. Die Leiter war an Ort und Stelle. Die Wachmänner packten seine Arme und warfen ihn auf die unterste Sprosse. Die Leiter schwankte, als er hinaufkletterte, so schnell er konnte. Die Mauerkrone war einen halben Meter breit. In die Stacheldrahtrolle war eine großzügige Öffnung geschnitten worden. Er glitt hindurch, ohne sie zu berühren. Das Seil war genau da, wo es sein sollte, und er ließ sich an der Außenseite der Mauer herunter. Zwei Meter über der Erde ließ er es los und sprang. Er ging in die Hocke und sah sich um. Es war immer noch dunkel. Die Suchscheinwerfer machten Pause.
    Ungefähr dreißig Meter entfernt endete die Lichtung; dort begannen die dichten Wälder. »Hierher«, sagte die Stimme gelassen. Ray rannte auf sie zu. Bud wartete in der ersten Gruppe von dichtem Gestrüpp.
    »Schnell. Folgen Sie mir.«
    Ray folgte ihm, bis die Mauer außer Sichtweite war. Sie hielten auf einer kleinen Lichtung neben einem Feldweg an. Er streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Bud Riley. Ein hübscher Spaß, nicht?«
    »Kaum zu glauben. Ray McDeere.«
    Bud war ein untersetzter Mann mit schwarzem Bart und schwarzer Baskenmütze. Er trug Kampfstiefel, Jeans und eine Tarnjacke. Eine Waffe war nicht zu sehen. Er bot Ray eine Zigarette an.
    »Zu wem gehören Sie?« fragte Ray.
    »Zu niemandem. Ich arbeite nur hin und wieder freiberuflich für den Oberaufseher. Sie holen mich gewöhnlich, wenn jemand über die Mauer geht. Aber das läuft natürlich ein bißchen anders. Normalerweise bringe ich meine Hunde mit.
    Ich dachte, wir warten hier eine Minute, bis die Sirenen losgehen, damit Sie sie hören können. Wäre nicht richtig, wenn Sie sie nicht hören würden. Schließlich heulen sie Ihnen zu Ehren.«
    »Ich habe sie schon öfters gehört.«
    »Ja, aber hier draußen hört es sich anders an, wenn sie losgehen. Es ist ein herrliches Geräusch.«
    »Also wissen Sie, Bud, ich...«
    »Hören Sie sich das an, Ray. Wir haben massenhaft Zeit. Sie werden Sie kaum jagen.«
    »Kaum?«
    »Ja, sie werden eine große Schau abziehen, alle aufwecken, genau wie bei einer richtigen Flucht. Aber sie werden Ihnen nicht nachsetzen. Ich weiß nicht, was für Hintermänner Sie haben, aber das ist schon toll.«
    Die Sirenen begannen zu heulen, und Ray fuhr zusammen.
    Scheinwerfer schwenkten über den schwarzen Himmel, und die fernen Stimmen der Turmwachen waren zu hören.
    »Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«
    »Lassen Sie uns gehen«, sagte Ray und setzte sich in Bewegung.
    »Mein Wagen steht ein Stück die Straße hinauf. Ich habe Ihnen etwas zum Anziehen mitgebracht. Der Chef hat mir gesagt, welche Größe Sie haben. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.«
    Bud war außer Atem, als sie den Wagen erreichten. Ray zog schnell die olivfarbenen Duckheads und ein marineblaues Arbeitshemd aus Baumwolle an. »Sehr hübsch, Bud«, sagte er.
    »Werfen Sie die Gefängnisklamotten einfach in die Büsche.«
    Zwei Meilen weit fuhren sie auf dem gewundenen Bergweg entlang, dann erreichten sie eine asphaltierte Straße. Bud hörte Conway Twitty im Radio und sagte nichts.
    »Wo fahren wir hin, Bud?« fragte Ray schließlich.
    »Nun, der Chef hat gesagt, ihm wäre es gleich und er wollte es nicht wissen. Sagte, das läge bei Ihnen. Ich schlage vor, wir fahren in eine größere Stadt, in der es einen Busbahnhof gibt.
    Alles weitere ist Ihre Sache.«
    »Wie weit würden Sie mich fahren?«
    »Ich habe die ganze Nacht Zeit, Ray. Sagen Sie nur, wo Sie hinwollen.«
    »Ich würde gern ein gutes Stück weit fort sein, bevor ich an einem Busbahnhof herumlungere. Wie wäre es mit Knoxville?«
    »Wird gemacht. Und wo wollen Sie von dort aus hin?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich muß aus dem Land heraus.«
    »Bei Ihren Freunden sollte das kein Problem sein. Aber seien Sie vorsichtig. Morgen hängt Ihr Foto in

Weitere Kostenlose Bücher