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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und ergriff den Hörer. Er war blaß. »Ja?«
    sagte er.
    »Mr. McDeere«, sagte Tarrance. »Richter Hugo. Sie haben offenbar meine Verhandlung vergessen. Kommen Sie sofort her.«
    »Ja, Richter.« Er griff nach seinem Mantel und seinem Aktenkoffer und warf Nina einen finsteren Blick zu.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Es stand nicht in Ihrem Kalender.«
    Mitch rannte den Flur entlang, die Treppe hinunter, an der Empfangsdame vorbei und zur Vordertür hinaus. Er rannte auf der Front Street nach Norden zur Union und eilte durch die Halle des Cotton Exchange Building. Auf der Union bog er nach Osten ab und rannte auf die Mid-America Mall zu.
    Ein gutgekleideter Mann mit einem Aktenkoffer, der rennt wie ein verängstigter Hund, mag in manchen Städten ein gewohnter Anblick sein, aber nicht in Memphis. Er fiel auf.
    Er ging hinter einem Obstkarren in Deckung und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er sah niemanden, der hinter ihm herrannte. Er aß einen Apfel. Wenn es auf ein Wettrennen hinauslief, dann hoffte er, daß es Zwei-Tonnen-Tony war, der ihn jagte.
    Wayne Tarrance hatte ihn nie sonderlich beeindruckt. Der koreanische Schuhladen war ein Fiasko gewesen, und die Hähnchenbude auf Grand Cayman war nicht minder blöd.
    Seine Kladde über die Moroltos konnte einen Hund jammern.
    Aber seine Idee mit einem SOS-Code, einem »Stellen Sie keine Fragen, rennen Sie einfach um Ihr Leben«-Alarm, die war brillant. Seit einem Monat wußte Mitch, daß er sich, wenn Richter Hugo anrief, in Windeseile aus dem Staube machen mußte. Irgend etwas Schlimmes war passiert, und die Leute aus dem fünften Stock waren unterwegs. Wo ist Abby? dachte er.
    Ein paar Fußgänger gingen paarweise die Straße entlang. Er wünschte sich einen überfüllten Gehsteig, aber es gab keinen.
    Er musterte die Ecke von Front und Union und sah nichts Verdächtiges. Zwei Blocks weiter östlich betrat er gemächlich das Foyer des Peabody und sah sich nach einem Telefon um.
    Im Zwischengeschoß oberhalb des Foyers fand er ein abgelegenes auf einem kurzen Flur in der Nähe der Herrentoilette. Er rief die Filiale Memphis des Federal Bureau of Investigation an.
    »Wayne Tarrance, bitte. Es ist dringend. Hier ist Mitch McDeere.«
    Tarrance war in Sekundenschnelle am Apparat. »Mitch, wo sind Sie?«
    »Okay, Tarrance, was ist los?«
    »Wo sind Sie?«
    »Ich bin aus dem Gebäude heraus, Richter Hugo. Im Augenblick bin ich in Sicherheit. Was ist passiert?«
    »Mitch, Sie müssen herkommen.«
    »Ich muß überhaupt nichts, Tarrance. Und ich werde auch nichts tun, bevor Sie mir gesagt haben, was Sache ist.«
    »Nun, wir - äh - wir hatten ein Problem. Es hat ein kleines Leck gegeben. Sie müssen...«
    »Ein Leck, Tarrance? Sagten Sie Leck? So etwas wie ein kleines Leck gibt es nicht. Reden Sie, Tarrance, bevor ich den Hörer auflege und verschwinde. Sie versuchen diesen Anruf zu lokalisieren, stimmt's, Tarrance? Ich lege auf.«
    »Nein! Hören Sie zu, Mitch. Sie wissen Bescheid. Sie wissen, daß wir miteinander gesprochen haben, und sie wissen Bescheid über das Geld und die Akten.«
    Es folgte eine lange Pause. »Ein kleines Leck, Tarrance. Hört sich eher an wie ein Dammbruch. Erzählen Sie mir von diesem Leck, aber schnell.«
    »Gott, das tut weh, Mitch. Ich möchte, daß Sie wissen, wie weh das tut. Voyles ist verzweifelt. Einer unserer Leute, ein Mann in leitender Position, hat die Information verkauft. Wir haben ihn heute morgen in einem Hotel in Washington erwischt.
    Sie haben ihm zweihunderttausend gezahlt für die Auskunft über Sie. Wir stehen unter Schock, Mitch.«
    »Oh, ich bin gerührt. Sie tun mir ja so leid in Ihrem Schock und Ihrem Schmerz, Tarrance. Und jetzt wollen Sie vermutlich, daß ich auf dem schnellsten Weg in Ihr Büro komme, damit wir alle beieinander sitzen und uns gegenseitig trösten können.«
    »Voyles wird am Mittag hier sein, Mitch. Er kommt mit seinen Spitzenleuten herunter. Er möchte Sie sehen. Wir werden Sie aus der Stadt schaffen.«
    »Das dachte ich mir. Sie wollen, daß ich mich schutzsuchend in Ihre Arme begebe. Sie sind ein Idiot, Tarrance. Voyles ist ein Idiot. Ihr seid alle Idioten. Und ich bin ein Narr, weil ich euch getraut habe. Spüren Sie diesem Anruf nach, Tarrance?«
    »Nein!«
    »Sie lügen. Ich lege auf, Tarrance. Bleiben Sie schön sitzen.
    Ich rufe Sie in einer halben Stunde von einem anderen Apparat aus wieder an.«
    »Nein! Mitch, so hören Sie doch. Sie sind tot, wenn Sie nicht herkommen.«
    »Bis später,

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