Die Firma
Computerausdrucken und Stapeln von Dokumenten zurück. Sie machten ordentliche Haufen auf dem Tisch und sortierten sie alphabetisch.
»Damit sollten Sie ein oder zwei Tage beschäftigt sein«, sagte Osgood mit einem gezwungenen Lächeln. Er schnippte mit den Fingern, und die Sekretärinnen verschwanden. »Ich bin in me i nem Büro, wenn Sie etwas brauchen.«
»Ja, danke«, sagte Avery und nahm sich den ersten Stapel Dokumente vor. Mitch zog sein Jackett aus und lockerte seine Krawatte.
»Was genau tun wir hier?« fragte er.
»Zweierlei. Zuerst überprüfen wir die Eintragungen auf jedem Kontoauszug. Wir achten vor allem auf gutgeschriebene Zinsen, zu welchem Satz, wieviel und so weiter. Wir überprüfen jeden Auszug daraufhin, ob die Zinsen dorthin gegangen sind, wo sie hingehen sollten. Dolph Hemmba zum Beispiel deponiert seine Zinsen auf neun verschiedenen Banken auf den Bahamas. Das ist verrückt, aber es macht ihn glücklich.
Außerdem ist es jedermann unmöglich, sie zu verfolgen, außer mir. Er hat ungefähr zwölf Millionen auf der Bank, also lohnt es sich, ihm den Gefallen zu tun. Er könnte es selbst tun, aber es ist ihm lieber, wenn ich es tue. Bei zweihundertfünfzig pro Stunde habe ich nichts dagegen. Wir überprüfen die Zinsen, die die Bank für jedes Konto zahlt. Die Rate schwankt und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Sie liegt im Gutdünken der Bank, und dies ist eine gute Methode, sie zur Ehrlichkeit zu veranlassen.«
»Ich dachte, sie wären ehrlich.«
»Sie sind es, aber vergessen Sie nicht, daß sie Banker sind.
Sie sehen hier an die dreißig Kontoauszüge, und wenn wir gehen, kennen wir den genauen Kontostand und die darauf angefallenen Zinsen und wissen, wohin die Zinsen gegangen sind. Außerdem müssen wir drei Gesellschaften unter der Gerichtsbarkeit der Caymans gründen. Das ist nicht sonderlich schwierig und hätte auch in Memphis erledigt werden können.
Aber die Klienten sind der Meinung, wir müßten herkommen, um es zu tun. Denken Sie daran, wir arbeiten für Leute, die Millionen investieren. Ein paar Tausender an Anwaltskosten spielen für sie keine Rolle.«
Mitch durchblätterte einen Ausdruck in dem Hemmba-Stapel.
»Wer ist dieser Hemmba? Den Namen habe ich noch nicht gehört.«
»Ich habe eine Menge Klienten, von denen Sie noch nichts gehört haben. Hemmba ist ein großer Farmer in Arkansas, einer der größten Grundbesitzer des Staates.«
»Zwölf Millionen Dollar?«
»Das ist nur das, was auf dieser Bank ist.«
»Das ist eine Menge Baumwolle und Sojabohnen.«
»Sagen wir, er hat noch andere Interessen.«
»Zum Beispiel?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Legale oder illegale?«
»Sagen wir nur, er versteckt zwanzig Millionen plus Zinsen auf verschiedenen karibischen Banken vor dem Fiskus.«
»Helfen wir ihm dabei?«
Avery breitete die Dokumente an einem Ende des Tisches aus und machte sich daran, die Eintragungen zu überprüfen.
Mitch beobachtete ihn und wartete auf eine Antwort. Das Schweigen wurde schwerer, und es war offensichtlich, daß er keine bekommen würde. Er konnte darauf dringen, aber für diesen Tag hatte er genug Fragen gestellt. Er krempelte die Ärmel auf und machte sich an die Arbeit
Am Mittag erfuhr er, mit wem Avery verabredet war. Seine Freundin wartete im Apartment auf ihn. Avery schlug ein paar Stunden Pause vor und empfahl Mitch ein Café in der Innenstadt
Anstelle eines Cafés fand Mitch die Bibliothek von Georgetown, vier Blocks von der Bank entfernt. Im zweiten Stock zeigte man ihm die Zeitungen und Zeitschriften, wo er ein Regal voll a l ter Ausgaben des Daily Caymanian fand. Er wühlte sich sechs Monate zurück, fand die Ausgabe vom 27. Juni und nahm sie mit zu einem kleinen Tisch neben einem Fenster mit Blick auf die Straße. Er sah aus dem Fenster, dann schaute er genauer hin. Da war ein Mann, den er erst kurz zuvor auf der Straße in der Nähe der Bank gesehen hatte. Er saß am Steuer einer verbeulten gelben Chevette, die in einer schmalen Gasse gegenüber der Bibliothek parkte. Ein untersetzter, dunkelhaariger, auslä n disch wirkender Typ mit einem grellen grün und orange gemusterten Hemd und einer billigen To u risten-Sonnenbrille.
Die gleiche Chevette mit dem gleichen Fahrer hatte vor dem Geschenkartikel-Laden neben der Bank gestanden, und jetzt, nur wenige Minuten später, parkte sie vier Blocks davon entfernt Ein Einheimischer auf einem Fahrrad hielt neben dem Fahrer und nahm eine Zigarette. Der Mann in
Weitere Kostenlose Bücher