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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vorigen Monat auf den Caymans gewesen.«
    »Ja. Er und Avery waren drei Tage dort. Rein geschäftlich, behauptet er jedenfalls. Waren Sie schon dort?«
    »Jedes Jahr. Es ist ein herrlicher Ort mit phantastischen Stranden und warmem Wasser. Die Firma besitzt zwei Apartments, direkt am Strand.«
    »Mitch möchte, daß wir im März dort Urlaub machen, während meiner Frühjahrsferien.«
    »Das müssen Sie unbedingt tun. Bevor wir Kinder hatten, haben wir nichts anderes getan, als am Strand zu liegen, Rum zu trinken und Sex zu haben. Das ist einer der Gründe dafür, daß die Firma die Apartments zur Verfügung stellt und, wenn Sie Glück haben, auch das Flugzeug. Sie arbeiten hart, aber sie wissen, daß man zwischendurch auch einmal abschalten muß.«
    »Reden Sie nicht mehr von der Firma, Kay. Ich will nicht hören, was sie will oder nicht will oder was sie tut oder unterläßt oder was sie gutheißt oder mißbilligt.«
    »Es wird besser werden, Abby, das verspreche ich. Sie müssen begreifen, daß Ihr Mann und mein Mann sehr gute Anwälte sind, aber einen solchen Haufen Geld würden sie woanders nicht verdienen. Und Sie und ich würden einen gebrauchten Buick fahren anstatt einen neuen Peugeot und einen neuen Mercedes.«
    Abby schnitt die Shrimps entzwei und tunkte sie in die Knoblauchbutter. Sie spießte eine Portion auf die Gabel, dann schob sie ihren Teller fort. Das Weinglas war leer. »Ich weiß, Kay, ich weiß. Aber zum Leben gehört wesentlich mehr als ein schönes Haus und ein Peugeot. Das scheint hier niemand zu begreifen. Ich kann Ihnen versichern, in unserer kleinen Studentenbude in Cambridge waren wir wesentlich glücklicher.«
    »Sie sind ja erst ein paar Monate hier. Im Laufe der Zeit wird Mitch es langsamer gehen lassen, und Sie werden wieder ein normales Leben führen. Dann dauert es nicht mehr lange, bis kleine McDeeres im Garten herumlaufen, und bevor Sie recht wissen, was geschehen ist, wird Mitch Par t ner. Glauben Sie mir, Abby, es wird alles viel besser werden. Sie machen eine Zeit durch, die wir alle durchgemacht haben, und wir haben sie überstanden.«
    »Danke, Kay. Ich kann nur hoffen, daß Sie recht haben.«
    Der Park war klein, zwei oder drei Morgen auf einer Klippe oberhalb des Flusses. Eine Reihe von Kanonen und zwei Bronzestatuen erinnerten an die braven Konföderierten, die gekämpft hatten, um den Fluß und die Stadt zu retten. Unter dem Denkmal eines Generals zu Pferde hatte ein Stadtstreicher Zuflucht gesucht. Seine Pappschachtel und eine zerfetzte Decke boten nur wenig Schutz vor der bitteren Kälte und dem Eisregen. Fünfzig Meter tiefer rauschte der abendliche Verkehr über den Riverside Drive. Es war dunkel.
    Mitch ging auf die Reihe der Kanonen zu und schaute hinab auf den Ruß und die nach Arkansas führende Brücke. Er zog den Reißverschluß seines Regenmantels zu und schlug den Kragen hoch. Er sah auf die Uhr. Er wartete.
    Das sechs Blocks entfernte Bendini-Gebäude war fast zu sehen. Er hatte den Wagen in einer Garage in der Innenstadt abgestellt und war mit einem Taxi zum Fluß gefahren. Er war sicher, daß ihm niemand gefolgt war. Er wartete.
    Der eisige Wind, der vom Fluß heraufwehte, rötete sein Gesicht und erinnerte ihn an die Winter in Kentucky, nachdem seine Eltern nicht mehr da waren. Kalte, bittere Winter.
    Einsame, verzweifelte Winter. Er hatte anderer Leute Mäntel getragen, weitergereicht von einem Vetter oder Freund, und sie waren nie warm genug gewesen. Abgelegte Kleidungsstücke.
    Er schob diese Gedanken beiseite.
    Aus dem Eisregen wurde ein Graupelschauer, und die kleinen Eiskörner legten sich auf sein Haar und prallten um ihm herum vom Boden ab. Er sah wieder auf die Uhr.
    Dann Schritte und eine Gestalt, die eilends auf die Kanonen zukam. Wer immer es war, er hielt an und näherte sich dann vorsichtig.
    »Mitch?« Es war Eddie Lomax in Jeans und einem langen Mantel aus Kaninchenfell. Mit se i nem dicken Schnurrbart und dem weißen Cowboyhut sah er aus wie eine Zigarettenreklame.
    Der Marlboro-Mann.
    »Ja, ich bin's.«
    Lomax kam näher, trat an die andere Seite der Kanone. Sie standen da wie Posten der Konföderierten, die den Fluß beobachten.
    »Ist Ihnen jemand gefolgt?« fragte Mitch.
    »Nein, ich glaube nicht. Und Ihnen?«
    »Auch nicht«
    Mitch schaute hinunter auf den Verkehr auf dem Riverside Drive und darüber hinweg auf den Fluß. Lomax schob die Hände tief in die Taschen. »Haben Sie in letzter Zeit mit Ray gesprochen?« fragte

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