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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Schwamm beiseitelegte, zur Bürste griff und sich mit gleichmütiger Miene das Haar kämmte. »Ma chère, ich wusste, dass Sie kommen würden«, sagte er lediglich auf Englisch.
    »Sie … Sie wussten es?«, fragte Sarah verblüfft. »Woher?«
    Ungerührt starrte du Gard weiter auf sein Spiegelbild. »Ihr Charakter, ma chère, machte das unvermeidlich.«
    »Ich vergaß«, erwiderte Sarah säuerlich und mit resolut in die Hüften gestemmten Armen. »Sie haben ja in meinen Gedanken gelesen.«
    »Das war in diesem Fall nicht nötig. Ihr Vater hat mir genug über Sie erzählt.«
    »Mein Vater?« Sarah horchte auf.
    Erst jetzt wandte sich du Gard ihr zu, und ein unwiderstehliches Lächeln glitt dabei über seine filigranen Züge. »Alors, jetzt sind Sie überrascht, nicht wahr?«
    »Ein wenig«, gab Sarah zu. Zwar hatte sie vermutet, dass du Gard ihren Vater kannte, jedoch gehörten Lokalitäten wie diese nicht unbedingt zu Gardiner Kincaids bevorzugten Aufenthaltsorten.
    »Bevor Ihr Vater zu seiner Reise aufbrach, war er hier im Theater. Er sagte mir, dass Sie kommen würden, und bat mich, ein Auge auf Sie zu haben.«
    »E-er bat Sie, ein Auge auf mich zu haben?« Sarahs Erstaunen wurde immer größer. Dass Gardiner Kincaid auch Schausteller und Scharlatane zu seinem Bekanntenkreis zählte, war ihr neu …
    »Oui, und genau das habe ich getan«, erklärte du Gard schlicht, »was bei Ihrem unsteten Lebenswandel alles andere als einfach gewesen ist.«
    »Mein Lebenswandel, Monsieur, geht Sie überhaupt nichts an«, stellte Sarah klar. »Und was soll das überhaupt bedeuten? Haben Sie mir etwa nachspioniert? Sind Sie mir hinterhergeschlichen?«
    »Das war nicht notwendig.«
    »Wieso nicht? Ach natürlich, ich vergaß – Sie haben einfach einen Blick in Ihre Glaskugel geworfen, richtig?«
    »Sie besteht aus einem sehr seltenen und überaus wertvollen Kristall«, verbesserte du Gard sie, ohne eine Miene zu verziehen. »Sie sollten sich über meine Kunst nicht so despektierlich äußern.«
    »Warum nicht?« Sarah lachte auf. »Wollen Sie behaupten, es steckte mehr dahinter als Scharlatanerie?«
    »Ich dachte, meine kleine Vorstellung vorhin hätte Sie überzeugt …«
    »Noch lange nicht. Zumal nicht, da ich nun weiß, dass Sie mir nachspioniert haben. Da ist es nicht sehr schwer, Gedanken zu lesen, nicht wahr?«
    »Zugegeben.« Du Gard lächelte hintergründig.
    »Was soll das überhaupt alles?«, fragte Sarah verärgert, die sich ein wenig hintergangen fühlte, nicht so sehr von du Gard, den sie ohnehin für einen Schwindler hielt, als vielmehr von ihrem Vater. »Warum die Einladung? Wozu die ganze Vorstellung?«
    »Aus Vorsicht«, sagte der Franzose nur.
    »Aus Vorsicht? Was soll das heißen?«
    »Dass Sie Paris möglichst rasch verlassen sollten, Lady Kincaid«, erwiderte du Gard ernst. Jene freche Unbekümmertheit, die Sarah eben noch in Rage gebracht hatte, war plötzlich aus seiner Stimme verschwunden.
    »Ich soll Paris verlassen?« Sarah schüttelte verständnislos den Kopf. »Wieso?«
    »Weil ich einen Traum hatte, deshalb.«
    »Sie haben geträumt? Von mir? Das wird ja immer besser …«
    »Non. Von Ihrem Vater.«
    »Von meinem Vater?« Sarah horchte auf. »Dann … dann wissen Sie, wo er ist?«
    »Soll das heißen, Sie glauben plötzlich an meine Kunst?«
    »Treiben Sie keine Spielchen mit mir, du Gard«, verlangte Sarah streng. »Wenn Sie etwas von meinem Vater wissen, dann sagen Sie es mir.«
    »Wollen Sie das wirklich?«
    »Natürlich«, schnaubte Sarah entnervt. »Was sollen diese dämlichen Fragen?«
    »Ich frage, weil zu viel Wissen eine Last sein kann, Lady Kincaid«, sagte du Gard, und zu ihrer eigenen Überraschung konnte Sarah in seiner Stimme weder Häme noch Überheblichkeit erkennen. »Ihr Vater, Lady Kincaid befindet sich in Lebensgefahr.«
    »In Lebensgefahr? Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß es.«
    »Woher?«
    »Ich sagte es Ihnen schon …«
    »Aus einem Traum.« Sarah rümpfte die kecke Nase. »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    »Natürlich steht es Ihnen frei, mich weiterhin für einen Lügner und Scharlatan zu halten, ma chère«, konterte du Gard gelassen. »Sie können sich auch damit begnügen, mich zu beschimpfen und wütend meine Garderobe zu verlassen – aber dann werden Sie nicht bekommen, was Ihr Vater für Sie hinterlegt hat.«
    »Mein Vater … hat etwas für mich hinterlegt? Bei Ihnen?«
    Du Gard musste lächeln. »Alors, aus Ihrem Munde hört sich das an, als hätte er es

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