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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hatte. Sie stammten aus ptolemäischer Zeit und zeigten Alexander bei den großen Taten seines kurzen Lebens: bei den Siegen über die Perser bei Issos und Gaugamela, beim Gericht über Artaxerxes sowie bei der Vermählung von Susa. Die Gewölbedecke war blau gefärbt und mit silbernen Ornamenten versehen, die im Schein der Öllampen wie Sterne glitzerten. Dies war zweifellos beabsichtigt und, wie Sarah wusste, eine weitere Parallele zum Tempel des Ozymandias.
    Der Gang mündete in eine große, von Säulen gestützte Halle, deren Ausmaße allenfalls zu erahnen waren. Daran schloss sich eine Kammer an, die auf beiden Seiten Durchgänge zu weiteren Räumen besaß.
    Gardiner Kincaid war die wachsende Ungeduld anzumerken. Um keine Zeit zu verlieren, teilte er die Gruppe kurzerhand auf und wies seine Gefährten an, das Terrain zu sondieren. »Und?«, erkundigte er sich, nachdem sie zurückgekehrt waren.
    »Glauben Sie mir, dies ist kein Friedhof, sondern ein Labyrinth«, antwortete du Gard. »An die Kammer, die ich inspiziert habe, schließen sich noch zwei Kammern an. Und von beiden führen Korridore weiter in die Tiefe.«
    »Genauso verhält es sich auf der anderen Seite«, bestätigte Sarah.
    »Und sind diese Kammern alle leer?«, wollte ihr Vater wissen.
    »Die, die ich gesehen habe, schon«, versicherte Mortimer Laydon. »Aber wenn meine durchaus bescheidenen Kenntnisse in Ägyptologie mich nicht trügen, ist dies nicht weiter ungewöhnlich, oder?«
    »Allerdings nicht.« Hingis schüttelte den Kopf. »Die Erbauer der ägyptischen Grabanlagen verstanden sich meisterlich darauf, falsche Spuren zu legen, um eindringende Feinde und Plünderer zu täuschen. In den meisten Pharaonengräbern gibt es zahllose Nebenkammern, die meist nur diesem Zweck dienen. Die Kunst besteht darin, die echte Grabkammer zu finden.«
    »So ist es«, stimmte Gardiner zu, »ich hätte es selbst nicht besser erklären können. Am klügsten wird es sein, wenn wir uns bei der Suche aufteilen, auf diese Weise kommen wir rascher voran.«
    »Hältst du das für eine gute Idee, Vater?«, wandte Sarah ein. »Ich denke nicht, dass wir uns trennen sollten.«
    »Und warum nicht?«
    »Sarah hat recht«, pflichtete du Gard bei. »Wir sollten an einem Ort wie diesem beisammen bleiben.«
    »An einem Ort wie diesem? Wovon sprechen Sie? Dies ist nicht die erste antike Grabstätte, die ich besuche.«
    »Ich weiß, Euer Lordschaft, aber das hier ist anders. Unheil liegt in der Luft, ich fühle es.«
    »Unheil?« Gardiner schaute ihn zweifelnd an.
    »Sie kennen meine Fähigkeiten. Zwar widerstrebt es mir, gesondert darauf hinzuweisen, aber in diesem Fall kann ich wohl nicht anders. Unheil liegt über diesem Ort, ich fühle es deutlich.«
    »Welcher Art?«
    »Wie viele Arten gibt es denn?«, fragte der Wahrsager gereizt. »Tod, Verderben, Untergang – suchen Sie sich etwas aus. Dieser Ort ist geradezu davon durchdrungen.«
    »Was erwarten Sie denn?«, fuhr Hingis ihn an, der inzwischen nicht weniger vom Beutefieber ergriffen war als der alte Gardiner. »Dass wir umkehren und aufgeben, da wir uns so kurz vor dem Ziel befinden?«
    »Pourquoi pas? Glauben Sie mir, ich würde das nicht sagen, wenn es mir nicht ernst damit wäre«, versicherte du Gard, während er sich argwöhnisch umblickte. »Ich kenne das alles hier …«
    »Du kennst es?«, fragte Sarah.
    »Ich habe es schon einmal gesehen«, bestätigte der Franzose rätselhaft und sandte ihr einen Blick, der Sarah zusammenschrecken ließ. Ihr wurde klar, das er auf die Vision anspielte, die er im ›Miroir Brisé‹ gehabt hatte, damals, einen Tag nachdem Gardiner Kincaids Expedition überfallen worden war.
    Die Vision vom Tod ihres Vaters …
    Dies also war der Schauplatz der Vision, die du Gard an jenem Abend überkommen hatte, und Sarah begann zu dämmern, dass all dies kein Zufall war. Ihrem aufgeklärten, modernen Wesen entsprechend, hatte sie sich stets einzureden versucht, dass es etwas wie Schicksal nicht gab und jeder Mensch es selbst in den Händen hielt, seine Geschicke zu bestimmen. Auf dieser Reise jedoch war sie eines anderen belehrt worden …
    »Ich werde bei dir bleiben, Vater«, erklärte sie knapp, um zu vertuschen, dass ihre Stimme dabei bebte.
    »Das kommt nicht in Frage.« Gardiner schüttelte den Kopf. »Ich brauche dich auf der anderen Seite.«
    »Dann werde ich mich deinem Wunsch widersetzen«, widersprach sie trotzig, worauf ihr Vater nachsichtig lächelte.
    »Mein Kind«, sagte er,

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